Lebensdaten
erwähnt 17. – 20. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Kaufmannsfamilie ; Gelehrtenfamilie
Konfession
jüdisch
Namensvarianten
  • Wesel
  • Weisel
  • Weisl
  • mehr

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Zitierweise

Wessely, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140946.html [29.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die W. waren eine in Amsterdam, Glückstadt, Kopenhagen, Berlin, Altona und Hamburg ansässige, mit den jüd. Familien Wallich und Warburg verwandte Kaufmanns- und Gelehrtenfamilie. Die Biographien ihrer Mitglieder zeigen den Wandel religiöser Juden zu nichtreligiösen oder säkularen Intellektuellen, die u. a. als Schriftsteller, Publizisten und Literaturkritiker ihren Beitrag zur jüd. Modernisierung leisteten und später als Lehrer, Ärzte und Naturwissenschaftler für die Emanzipation der Juden wirkten. Folgerichtig konvertierten seit Ende des 18. und v. a. im 19. Jh. zahlreiche Mitglieder der Familie zum Christentum, blieben aber ihren wirtschaftlichen und künstlerischen Interessen und Begabungen treu.

    Als Stammvater der Familie W. gilt Joseph Hayyim Reis (um 1621–1702), der 1648 vor den Chmelnicki-Pogromen, denen fast alle Familienangehörigen zum Opfer fielen, floh: zuerst aus Bar (Podolien) nach Krakau, dann nach Deutschland und später nach Amsterdam, wo er ein geachtetes und einflußreiches Mitglied der aschkenasischen Gemeinde wurde. 1671 unterzeichnete er das Gesuch an die Regierung, eine Synagoge bauen zu dürfen. Sein Sohn Abraham verblieb in den Niederlanden, mit seinem Sohn Moses (um 1656–1736) ließ er sich spätestens 1671 in Wesel am Rhein nieder, wo er auch starb.

    Sein Sohn Moses Reis, der den Namen Wesel und später W. annahm, heiratete in Wesel die Tochter eines Gemeindevorstehers. 1695 finanzierte er den Druck einer Amsterdamer Hagada (Sefer Hagada shel Pesah) nach aschkenasischem und sephardischem Ritus mit Stichen des aus dem Rheinland stammenden Proselyten Abraham de Jacob Abinu. Moses zog später wegen finanzieller Probleme und auf Veranlassung der holstein. Prinzen, Mitglieder der dän. Königsfamilie, von Holstein ins dän. Glückstadt, wo für ihn als Aschkenasen die Privilegien der Portugiesen galten. Hier errichtete er eine Gewehrfabrik, wurde später Parnas (Vorstand) der Glückstädter Gemeinde, Kommerzienrat und während des|Nord. Kriegs kgl.-dän. Heereslieferant in Hamburg sowie Agent Peters des Großen. Moses hatte mindestens eine Tochter und vier Söhne: Sara ( 1730) und Meir (1716–19), beide bestattet auf dem Jüd. Friedhof Altona, Portugies. Teil, ferner Joseph (ca. 1714–88, verheiratet 1745 mit Esther Cantor), dessen Tochter Esperance (1746–1825) Lazarus Wulff Wallich (* 1732) heiratete. Sein dritter Sohn war Levin. Der vierte Sohn Issachar Behrend (1737–67), verheiratet mit einer Tochter von Herz Beer aus Frankfurt/O., zog 1731 mit seinem Sohn Naphtali Herz (1725–1805, s. 1) nach Kopenhagen. Dessen in Berlin geborener Sohn Emanuel Menachem Mendel (1774–1823, bestattet in Altona b. Hamburg, Jüd. Friedhof, Hamburger Teil) war Schriftsteller, Zeichen- und Sprachlehrer in Glückstadt, Hamburg und Altona. Er übersetzte Teile der Mosaide seines Vaters ins Deutsche. Seine Frau Fanny gab den literarischen Nachlaß ihres Mannes heraus (Emmanuel Wesselys literar. Nachlaß, 2 Hh., 1827 / 28, P ).Naphtalis Bruder, der Aufklärer Moses (1737–92, s. 2), der mit Fromet Gugenheim (1737–1812), der späteren Frau von Moses Mendelssohn (1729–86) befreundet war, lebte als Schriftsteller, Kaufmann und Mäzen in Hamburg. Drei seiner Töchter traten zum Christentum über. Seine hinterlassenen Schriften erschienen 1798 in Berlin „zum Besten der Witwe“, die mit ihren Kindern in Berlin lebte.

  • Werke

    W zu Emanuel: Die Nacht, 1797;
    Verbrechen aus Dankbarkeit, 1797.

  • Literatur

    L H. Kellenbenz, Sephardim an d. unteren Elbe, 1958, S. 69 f.;
    N. H. Rozenblum, The Exodus Epic of the Enlightenment and Exegesis, 1983 (hebr.);
    Sh. Feiner u. D. Sorkin (Hg.), New Perspectives on the Haskalah, 2001;
    J. Braden, „ein ausserordentlicher Fall …“, Rahel u. Judith W.s Konversion z. Christentum in Hamburg 1792, in: S. Hödl, Salondamen u. Dienstboten, 2009, S. 64–74;
    Biogr. Lex. Hamburger Sefarden.

  • Porträts

    P zu Emanuel: Stich v. L. Wolff, undat. (in: literar. Nachlaß).

  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Studemund-Halévy, Michael, "Wessely" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 886-887 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140946.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA