Wernicke, Carl
- Lebensdaten
- 1848 – 1905
- Geburtsort
- Tarnowitz (Oberschlesien)
- Sterbeort
- Dörrberg bei Gräfenroda (Thüringen)
- Beruf/Funktion
- Neurologe ; Psychiater
- Konfession
- evangelisch
- Namensvarianten
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- Wernicke, Carl Hugo Wilhelm Ernst
- Wernicke, Carl
- Wernicke, Carl Hugo Wilhelm Ernst
- Wernicke, Karl
- Wernicke, Karl Hugo Wilhelm Ernst
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Genealogie
V Wilhelm (um 1825–65, ⚭ 1] Caroline Ingel, † 1842 / 45), 1832 Kassenrendant d. kgl. Hüttenamts Creutzburger Hütte, 1848 kgl. Bergamts-Sekretär, 1854 Prot.führer im Magistrat zu T., 1864 Kanzleisekr. im kgl. Oberbergamt in Breslau, Oberbergamtsrevisor, S d. Carl, Förster in Brieg (Niederschlesien);
M Auguste Pauline Amalie, T d. Carl Gottlob Ziegert (um 1794–1847), in d. Napoleon. Kriegen Schütze in d. Lützow’schen Freicorps, Kriegdenkmünze, Bergamts-Kanzlist in T., 1842–47 Schatzmeister u. Rendant d. Friedhofs- u. Schulverw. d. ev. Gde. in T. u. d. Pauline Albertine Raticke;
Ov Gustav Albert Paul, Schichtmeister in Zabrze, dann im Bergamt in T., wohl Grubendir. in Dubensko (Niederschlesien);
1 jüngerer B (früh †), 1 Halb-Schw Albertine Valeska Ottilie Auguste (* 1842), 1 Schw Rosalie Hedwig Auguste Anette (* 1846);
– ⚭ Juliusburg (Dobroszyce, Niederschlesien) 1891 Elsbeth (Else) (* 1874), T d. →Albert Julius Carl Retter (1835–87), Rittergutspächter auf Juliusburg, u. d. Marie Müller;
1 S Wilhelm (* 1893), 2 T Lotte (1894–1949, ⚭ Lothar Jurisch), Mieze (1896–1971). -
Biographie
Trotz bescheidener finanzieller Verhältnisse besuchte W. das Kgl. Gymnasium in Oppeln und das Maria-Magdalenen-Gymnasium in Breslau. Nach der Reifeprüfung 1866 studierte er Medizin an der Univ. Breslau, wo er 1870 mit der Arbeit „Erkrankungen der inneren Kapsel“ zum Dr. med. promoviert wurde (kriegsbedingt nachgereicht 1874 / 75). Vor der Kriegsteilnahme 1870 / 71 war er als Assistent an der Augenklinik der Univ. Breslau bei →Richard Förster (1825–1902) tätig, anschließend bis 1874 an der Irrenstation des Allerheiligen-Hospitals in Breslau bei →Heinrich Neumann (1814–84). 1875 hielt er sich zu Studienzwecken bei dem Psychiater Theodor Meynert (1833–92) in Wien auf. 1876 wechselte er als Assistent an die Psychiatrische und Nervenklinik der Charité in Berlin unter →Carl Westphal (1833–90). An der Univ. Berlin wurde W. 1876 für Neurologie und Psychiatrie habilitiert. 1878 aufgrund von Fehlverhalten aus der Charité entlassen, ließ er sich als Nervenarzt in Berlin nieder. Seit 1885 war W. ao. Professor für Neurologie und Psychiatrie an der Univ. Breslau und Primärarzt der dortigen städtischen Irrenanstalt als Nachfolger seines Lehrers →Neumann (o. Prof. 1891). 1904 folgte er einem Ruf als Direktor der Psychiatrischen und Nervenklinik an die Univ. Halle/ Saale.
W. gehört zu den Begründern der modernen Hirnanatomie, der psychopathologische Phänomene mit neuropathologischen Befunden in Einklang zu bringen versuchte. So entdeckte er die sensorische Aphasie (W.-Aphasie), eine erworbene Störung der Sprache aufgrund einer Schädigung des Gehirns. Er konnte 1874 die Läsion im linken Schläfenlappen lokalisieren (W.-Zentrum). In seinem „Lehrbuch der Gehirnkrankheiten“ (3 Bde., 1881–83) lieferte er einen Überblick der neuen anatomischen, pathologischen und klinischen Beobachtungen. W.s Namen trägt heute u. a. die von ihm 1889 beschriebene W.-Mannsche Halbseitenlähmung (Hemiplegie) und die W.-Enzephalopathie (Erstpubl. 1881). Zu W.s Schülern zählen →Hugo Liepmann (1863–1925), Heinrich Sachs (1863–1928), →Karl Bonhoeffer (1868–1948), →Richard Cassirer (1868–1925), →Karl Heilbronner (1869–1914), →Ludwig Mann (1866–1936), →Erwin Niessl v. Mayendorf (1873–1943), →Otfrid Foerster (1873–1941) und →Karl Kleist (1879–1960).
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Auszeichnungen
|Mitgl. d. Schles. Ges. f. Vaterländ. Cultur in Breslau.
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Werke
|Erkrankung d. inneren Kapsel, Ein Btr. z. Diagnose d. Herderkrankungen, 1875 (Diss.);
Der aphas. Symptomencomplex, Eine psychol. Stud. auf anatom. Basis, 1874;
Zur Kenntnis d. cerebralen Hemiplegie, in: Berliner Klin. Wschr. 26, 1889, S. 969 f.;
Krankenvorstellungen aus d. Psychiatr. Klinik in Breslau, 3 Hh., 1899;
Grundriß d. Psychiatrie in klin. Vorlesungen, 1894, ²1906. -
Literatur
L Nachruf, in: Dt. Med. W.schr. 31, 1905, S. 1239 (P);
K. Kleist, in: Grosse Nervenärzte, hg. v. K. Kolle, Bd. 2, 1959, S. 106–28 (P);
M. Lanczik, Der Breslauer Psychiater C. W., 1988 (W-Verz., P);
G. Kreft, „… in einer Frauenzimmerangelegenheit …“, Eine tabuierte Episode im Lebenslauf C. W.s., in: Schrr.reihe d. Dt. Ges. f. Gesch. d. Nervenheilkde. 12, 2006, S. 501–20;
Fischer;
Enz. Med.gesch.;
Complete DSB;
– Qu Archive d. HU u. d. Univ. Halle-Wittenberg. -
Autor/in
Michael Sachs -
Zitierweise
Sachs, Michael, "Wernicke, Carl" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 849-850 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140742.html#ndbcontent