Lebensdaten
1889 – 1950
Geburtsort
Zehlendorf bei Berlin
Sterbeort
New York City
Beruf/Funktion
Industrieller
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Weltzien, Julius Albert Theodor Otto
  • Weltzien, Julius
  • Weltzien, Julius Albert Theodor Otto

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Zitierweise

Weltzien, Julius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140387.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl (1852–1928), aus Schwerin, Dr. phil., Math., Gymn.prof. an der Friedrichs Werderschen Oberrealschule in B. (s. Pogg. IV, VI), S d. Christian Heinrich Julius (1817–67), Hypothekenbewahrer in Schwerin, HR;
    M Bella Schönberg (1857–1944), aus Emden;
    Ov Otto (1859–1942), Jur., 1919–26 OB v. Schwerin;
    B August (1887–1971), Jur., 1922 Min.rat im Reichsfinanzmin., 1933 Oberreg.rat im Landesfinanzamt in B., 1945 kommissar. Oberfinanzpräs. ebd., 1946 Präs. d. Landesfinanzamtes B., 1951 Senatsdir. b. Senat f. Finanzen, 1958–59 Senator f. Finanzen (s. Göppinger), Schw Louise (1884–1965), Studienrätin;
    – ledig.

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1907 in Zehlendorf bei Berlin studierte W. in Berlin, Freiburg (Br.) und München Jura und absolvierte 1911 die 1. jur. Prüfung am Kammergericht in Berlin. Nach dem Militärdienst 1911–13 in Diedenhofen (Thionville) wurde er in Göttingen mit der Arbeit „Die Einreden des Blankoakzeptanten gegenüber der Wechselklage“ (1912) über eine wichtige Frage aus dem Bereich der Finanzwirtschaft zum Dr. iur. promoviert. Anschließend begann er eine zweijährige kaufmännische Lehre im Berliner Unternehmen „Chemische Fabrik auf Actien (vorm. E. Schering)“, die durch seinen Kriegsdienst 1914–18 unterbrochen wurde.

    Im Jan. 1919 kehrte W. in die „Chemische Fabrik auf Actien (vorm. E. Schering)“ zurück und wurde 1921 stellv., 1922 o. Vorstandsmitglied mit Verantwortung für das internationale Geschäft. Im selben Jahr trat er seine erste Auslandsdienstreise in die USA an, wo er den Wiederaufbau des Geschäfts mit Chemikalien und Schering-Spezialitäten (Pharmapräparate) sowie die Rückübertragung von im 1. Weltkrieg enteigneten Unternehmenswerten betrieb. Dabei gelang es ihm, ein Netzwerk mit US-amerik. Unternehmern, Bankiers und Juristen aufzubauen, das in den folgenden zwei Jahrzehnten zur Grundlage für den Ausbau nicht nur des USA-Geschäfts, sondern der weltweiten Aktivitäten der Chemischen Fabrik wurde. 1922–37 entstanden 30 ausländische Tochtergesellschaften des Unternehmens, das seit 1927 als „Schering-Kahlbaum AG“ firmierte. Es wurden zahlreiche inländische Unternehmen, darunter „Voigtländer & Sohn AG“ (1923), „W. Spindler AG“ (1922) und „Pfeilring-Werke AG“ (1931) angeschlossen und von W. als Vorsitzendem des jeweiligen Aufsichtsrats kontrolliert. Der Aufbau des Firmenkonglomerats der „Schering-Kahlbaum AG“ zu einem international tätigen Chemie- und Pharmakonzern basierte im wesentlichen auf W.s Verhandlungsgeschick und seinem persönlichen Wirken während zahlreicher Auslandsreisen in einem Umfeld zunehmender Abschottung der nationalen Märkte und Blockierung des freien globalen Waren- und Kapitalflusses.

    Nach der Fusion der „Schering-Kahlbaum AG“ mit der „Kokswerke und Chemische Fabriken AG“ zur „Schering AG“ 1937 übernahm W. den Vorstandsvorsitz des neuen Unternehmens, den er aufgrund seiner Einstufung als „Halbjude“ zum 25jährigen Dienstjubiläum 1938 aufgab, um die „Schering AG“ vor der Einstufung als jüd. Unternehmen zu bewahren.

    W. emigrierte 1938 in die USA und übernahm dort die Leitung der Tochtergesellschaft „Schering Corporation“ in Bloomfield, N. J. Nach Kriegseintritt der USA wurde diese jedoch 1942 unter staatliche Kontrolle gestellt und die Mehrzahl der dt.stämmigen Mitarbeiter, darunter auch W., entlassen. W. lebte von 1942 bis zu seinem Tod infolge eines Herzinfarkts als Privatier in New York.

  • Auszeichnungen

    |E. K. II. (1914) u. I. Kl. (1917).

  • Literatur

    |Ch. Kobrak, J. W. and the Interwar Transatlantic Business Dilemma, Nationalism and Internationalism Corrupted, in: Immigrant Entrepreneurship, German-American Business Biographies, 1720 to the Present, Bd. 4, hg. v. J. Fear, German Hist. Inst., 2014 (Internet);
    Wenzel;
    Rhdb. (P);
    Wi. 1935;
    Qu Schering Archiv d. Bayer AG (Corporate Hist. & Archives, Schering Archives, P);
    Nachlaß: Korr., ebd.

  • Autor/in

    Thore Grimm
  • Zitierweise

    Grimm, Thore, "Weltzien, Julius" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 760-761 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140387.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA