Lebensdaten
1922 – 1993
Geburtsort
Osterath bei Krefeld
Sterbeort
Bonn
Beruf/Funktion
Diplomat
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Well, Günther Wilhelm van
  • Well, Günther van
  • Well, Günther Wilhelm van
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Zitierweise

Well, Günther van, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140294.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (1894–1967), Architekt in O.;
    M Magdalena Hülser (1895–1971);
    Schw Inge Heinen (* 1925);
    Millburn (New Jersey, USA) 1957 Carolyn Stevens (* 1933), aus Orange (New Jersey, USA), T d. Richard Bradley (1898–1979), u. d. Emily Stevens (1902–79);
    1 S Mark Bradley (* 1962), 1 T Kirsten Stevens (* 1959).

  • Biographie

    Nach der Volksschule in Osterath besuchte W. das Realgymnasium in Krefeld (Abitur 1941). 1933–41 war er Mitglied der Hitler-Jugend, seit 1940 der NSDAP. Seit 1942 leistete er Kriegsdienst in der Sowjetunion, in Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Im Febr. 1945 geriet er in brit. Gefangenschaft, an der Lageruniversität des Kriegsgefangenenlagers Featherstone Park (Northumberland) studierte er Volkswirtschaft und Rechtswissenschaft. Nach seiner Entlassung im Jan. und der Einstellung des Spruchkammerverfahrens im Mai 1947 nahm W. im selben Monat ein Studium der Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft an der Univ. Bonn auf (Dipl.-Volkswirt 1949, 1. jur. Staatsprüfung 1950). Nach einer Tätigkeit als Gerichtsreferendar in Düsseldorf trat er 1952 in den höheren Dienst des Auswärtigen Amts ein und wurde nach der Laufbahnprüfung 1953 und kurzer Tätigkeit in der Zentrale 1954 Legationssekretär und 1956 Legationsrat an der Dienststelle des Ständigen Beobachters der Bundesrepublik bei den Vereinten Nationen in New York. Von April bis Juni 1955 war er als Vizekonsul zum Generalkonsulat nach Montreal abgeordnet. Nach seiner Rückkehr in die Zentrale 1959 in der Personalabteilung tätig (1962 Legationsrat I. Kl.), wurde er 1962 / 63 zum Studium an das Center for International Affairs der Harvard Univ. abgestellt und arbeitete 1963–67 in der Politischen Abteilung an der Botschaft in Tokio. 1967 übernahm er in Bonn die Leitung des Referats II A 1 (Außenpol. Fragen d. gesamtdt. Angelegenheiten), wo er mit der außenpolitischen Dimension der Bonner Deutschland- und Berlinpolitik befaßt war (1967 Vortragender Legationsrat, 1968 Vortragender Legationsrat I. Kl.). Als Ministerialdirigent seit 1971 war W. dem Politischen Direktor Berndt v. Staden (1919–2014) direkt zugeteilt und übernahm in der Hochphase der sozial-liberalen Ostpolitik weiter deutschlandpolitische Aufgaben. 1972 Ministerialdirektor, war er Leiter der neugeschaffenen Abteilung 3 (Lateinamerika, Afrika, Naher Osten, Asien u. Australien) und übernahm 1973 das Amt des Politischen Direktors. Den Höhepunkt seiner Karriere erreichte W. 1977 mit seiner Ernennung zum Staatssekretär des Auswärtigen Amts. 1981 wurde er Ständiger Vertreter bei den Vereinten Nationen in New York, seit 1984 leitete er die Botschaft in Washington.

    Auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand 1987 blieb W. den USA verbunden, wo er sich weiterhin regelmäßig aufhielt. Die dt. Außenpolitik begleitete er über die Wiedervereinigung hinaus als Geschäftsführender stellv. Präsident der „Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik“ in Bonn 1989–93. Während dieser Zeit widmete er sich v. a. der Rolle Europas und der Vereinten Nationen nach dem Ende des Kalten Kriegs.

    Im Zentrum von W.s diplomatischer Tätigkeit standen die transatlantischen Beziehungen sowie die Deutschland-, Europa- und Entspannungspolitik. Als Referatsleiter und Politischer Direktor wirkte er entscheidend mit bei der Umsetzung der Neuen Ostpolitik, beim Beitritt der Bundesrepublik zu den Vereinten Nationen 1973 und bei der Entwicklung einer gemeinsamen Außenpolitik der EG-Mitgliedstaaten (Europ. Pol. Zus.arb.). Er war wichtiger Berater von Außenminister Hans-Dietrich Genscher (1927–2016), den er nach dessen Amtsantritt 1974 mit der komplexen Materie der „Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ (KSZE) vertraut machte. Als Staatssekretär trat er in einer Zeit wachsender internationaler Spannungen dafür ein, das drohende Ende der Ost-West-Entspannung zu verhindern. Das Bemühen um die Fortsetzung des Dialogs mit dem Osten und der transatlantische Ausgleich prägten auch seine Zeit als Botschafter in Washington. In Folge der Kontroverse um den gemeinsamen Besuch von Bundeskanzler Helmut Kohl (1930–2017) und US-Präsident Ronald Reagan auf dem Soldatenfriedhof bei Bitburg 1985 setzte er sich für den Ausbau des Dialogs mit jüd. Organisationen in den USA ein.

  • Auszeichnungen

    |zahlr. Auszeichnungen d. In- u. Auslands, u. a. Gr. BVK mit Stern (1979);
    Grã-Cruz d. Ordem do Infante D. Henrique (1978);
    Cavaliere di Gran Croce Ordine al Merito della Repubblica Italiana (1979).

  • Werke

    |Die Europ. Pol. Zus.arb. in d. außenpol. Sicht d. Bundesrep. Dtld., in: Europa-Archiv, Btrr. u. Berr. 28, 1973, H. 17, S. 581–90;
    Strukturelemente e. neuen europ. Staatensystems in d. Diskussion, ebd. 29, 1974, H. 19, S. 643–49;
    Die Entwicklung d. gemeinsamen Nahost-Pol. d. Neun, ebd. 31, 1976, H. 4, S. 119–28;
    Teilnahme Berlins am internat. Geschehen, e. dringender Punkt auf d. Ost-West-Tagesordnung, ebd. 31, 1976, H. 20, S. 647–56;
    Belgrad 1977, Das KSZE-Folgetreffen u. seine Bedeutung f. d. Entspannungsprozeß, ebd. 32, 1977, H. 18, S. 577–85;
    Pol. Aspekte d. Strukturwandels d. Weltwirtsch., ebd. 34, 1979, H. 3, S. 65–72;
    Wandel in Europa u. d. beiden dt. Staaten, ebd. 44, 1989, H. 19, S. 569–76;
    Zur Europa-Pol. e. vereinigten Dtld., ebd. 45, 1990, H. 9, S. 293–300;
    Die europ. Einigung u. d. USA, ebd. 46, 1991, H. 18, S. 527–36;
    Der Ausw. Dienst in e. Zeit d. Wandels, ebd. 47, 1992, H. 14, S. 391–96;
    Die Vereinten Nationen als Friedensstifter, Möglichkeiten u. Grenzen d. Weltorganisation, ebd. 47, 1992, H. 24, S. 703–10;
    Zur Frage d. EG-Mitgl.schaft d. mittel- u. osteurop. Staaten, in: Auf d. Suche n. d. Gestalt Europas, FS f. Wolfgang Wagner z. 65. Geb.tag, hg. v. J. Thies u. G. v. W., 1990, S. 94–104;
    Dtld. u. d. UN, in: R. Wolfrum (Hg.), Hdb. Vereinte Nationen, ²1991, S. 71–77;
    EG, USA u. Japan, Gegner oder Partner?, in: Europ. Integration, Grundfragen d. Theorie u. Pol., 1993, S. 47–49.

  • Literatur

    |Akten z. ausw. Pol. d. Bundesrep. Dtld., hg. i. A. d. Ausw. Amts v. IfZ, Bd. 1963, 1994, Bd. 1967–1987, 1998–2018.

  • Porträts

    |Photogrr. (BA, Bildarchiv;
    Presse- u. Informationsamt d. Bundesreg.).

  • Autor/in

    Matthias Peter
  • Zitierweise

    Peter, Matthias, "Well, Günther van" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 735-736 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140294.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA