Lebensdaten
1904 – 1973
Geburtsort
Siegen
Sterbeort
Hilchenbach (Siegerland)
Beruf/Funktion
Prokurist ; Maschinenbau-Unternehmer
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Weiss, Bernhard

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Zitierweise

Weiss, Bernhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140128.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ernst Heinrich (1876–1932), Untern., S d. Carl Eberhard (1841–1904), Untern. (beide s. Einl.), u. d. Marie Judith Donsbach (1844–1922), aus S.;
    M Helene (Lene) (1877–1932), T d. Heinrich (Robert) Schuss (1840–1923), u. d. Lina Keller (1855–90), beide aus S.;
    Ur-Gvv Philipp Donsbach (1811–76);
    Ov Carl (1872–1946), Untern. (s. Einl.), Tante-v Ida (1869–1949, August Weizsäcker, 1852–1919), Hedwig (1878–1967, Ludwig Friedrich Wilhelm Klaas, 1873–1955), Minna (1880–1957, Max Massing, 1873–1913, aus Trier, Apotheker in Münster), Emmy (1883–1921, Rudolf Bühring, 1876–1942, Dr. med.), Tante-m Marie Schuss (1890–1966, Friedrich Flick, 1883–1972, Untern., s. L);
    Schw Margot (Margret, Margarete) (1901–81, Richard Altenhein), Anneliese (1908–99, Bernhard Dango, * 1901);
    Herta N. N. (1911–97);
    1 S Heinrich (* 1942, Susan N. N.), Untern. (s. Einl.), 3 T Marianne Möser-W. (1933–2016), Liselotte W. Bergh (* 1936), Erika Frauendörfer (* 1939).

  • Biographie

    W. absolvierte nach dem Abitur am Siegener Realgymnasium 1923 eine Ausbildung zum Industriekaufmann in einer Firma seines Onkels Friedrich Flick. Es folgten zwei Studiensemester an der Handelshochschule Köln und in Berlin, verschiedene Hospitanzen sowie ein zehnmonatiger Aufenthalt in Großbritannien. 1928 trat W. als Prokurist in die von seinem Großvater begründete „Siegener Maschinenbau-AG“ (Siemag) ein, 1932 erbte er mit seinen Schwestern 42 % des Kapitals. In den folgenden zehn Jahren bezahlte W. seine Geschwister sowie die Familie seines Onkels Carl, die weitere 42 % besaß, aus und erhielt die fehlenden Anteile aus dem Besitz Flicks. Seit 1940 war er Vorstandsvorsitzender der Siemag, die bis Kriegsende auf etwa 2000 Beschäftigte anwuchs.

    1940 holte Flick W. in die Konzernzentrale der „Friedrich Flick KG“, wo er für die Sparten Steinkohle und Fahrzeugbau zuständig war. Als einer von drei Generalbevollmächtigten zählte er zum inneren Kreis, ohne dabei die Leitung seines eigenen Unternehmens aufzugeben. Verschiedentlich konnte W. die wirtschaftlichen wie politischen Beziehungen des Flick-Konzerns nutzen, um der Siemag Chancen zu eröffnen, etwa bei der Expansion in die besetzten Ostgebiete, wo die Firma ein ukrain. Werk betrieb. W. trug Verantwortung für die Beschäftigung von Zwangsarbeitern sowohl bei der Siemag als auch bei den von ihm betreuten Unternehmen Flicks. Dort befürwortete er auch den Einsatz jüd. Arbeitskräfte und KZ-Häftlinge in Deutschland und im besetzten Lettland.

    In Erwartung der militärischen Niederlage übersiedelte W. im Frühjahr 1945 ins Siegerland, um von dort sowohl das eigene wie auch Flicks Unternehmen zu betreuen. Da er nicht Mitglied der NSDAP gewesen war, konnte er seine Funktionen zunächst weiter ausüben, Firmen- und Familienvermögen wurden jedoch gesperrt. Zwischen Febr. 1946 und Jan. 1947 war er mehrere Monate interniert, ehe im Febr. 1947 die Verhaftung und Überstellung an die amerik. Justizbehörde in Nürnberg erfolgte. Dort wurde er am 18. 3. 1947 mit fünf weiteren Spitzenmanagern des Flick-Konzerns wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt und am 22. 12. 1947 aufgrund seiner Beteiligung am Zwangsarbeitereinsatz zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt. Durch Anrechnung der Untersuchungshaft verließ er die Landsberger Haftanstalt im Dez. 1948 und nahm im folgenden Jahr die Leitung der Siemag wieder auf.

    W. trat der Flickschen Konzernführung nach seiner Entlassung nicht wieder bei, sondern leitete 1949–71 die Siemag, ehe er die operative Geschäftsführung an seinen Sohn Heinrich abtrat und den Aufsichtsratsvorsitz übernahm. In dieser Zeit stieg das Unternehmen zu einem der führenden internationalen Hersteller von Walzwerkanlagen auf, u. a. infolge von W.s Entscheidung, durch neuerworbene US-amerik. Lizenzen den technologischen Rückstand aufzuholen. Daneben profilierte sich W. u. a. als Präsident der IHK Siegen (1953–73), der Landesarbeitsgemeinschaft der IHKs in Nordrhein-Westfalen (1966–73) und des „Vereins Deutscher Maschinenbau-Anstalten“ (1962–65). Dem „Bundesverband der Deutschen Industrie“ gehörte W. als Vizepräsident (1964–66) an und saß zudem im Ostausschuß der Dt. Wirtschaft, außerdem übte er zahlreiche Aufsichtsratsmandate aus, darunter bei der „Hoesch AG“ (1961–70) und der „RWE AG“ (1957–73). Obwohl seine unternehmerische Karriere ihren Schwerpunkt in der westdt. Industrie der 1950er und 1960er Jahre hatte, verdankt sich seine Bekanntheit v. a. der Verbindung zu Flick und seiner Rolle in der NS-Kriegswirtschaft.

  • Auszeichnungen

    |Wehrwirtsch.führer (1941);
    Kriegsverdienstkreuz 2. Kl. (1941) u. 1. Kl. (1944);
    BVK;
    B. W.-Plakette d. VDMA (1974).

  • Literatur

    |G. K. C. Priemel, Flick, 2007, S. 430, 463, 497 ff., 584 u. 631 ff. (P);
    N. Frei u. a., Flick, 2009, S. 261 f.(P), 310 ff. u. 362 ff.;
    M. Plate, Gr. dt. Fam.untern., 2011, S. 394 ff.

  • Autor/in

    Kim Christian Priemel
  • Zitierweise

    Priemel, Kim Christian, "Weiss, Bernhard" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 680-681 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140128.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA