Lebensdaten
erwähnt 19. – 20. Jahrhundert
Beruf/Funktion
Maschinenbau-Unternehmer
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Weiss

Orte

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Zitierweise

Weiss, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140123.html [29.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Carl Eberhard (1841–1904) wurde in Obertürkheim als Sohn des Weingärtners Johann Friedrich (1799–1879) geboren. Nach dem Besuch der Bürgerschule in Stuttgart begann er eine Ausbildung zum Schmied und ging anschließend auf die Walz nach Frankreich und Österreich-Ungarn. 1864, zurück in Deutschland, arbeitete Carl Eberhard als Maschinenschmied in der „Maschinenbau-Werkstatt A. & H. Oechelhäuser“ in Siegen. 1871 gründete er einen kleinen Schmiedebetrieb mit drei Mitarbeitern. Das Unternehmen fertigte v. a. Schiebkarren aller Art, Spezialkarren für Ziegeleien und Steinbrüche, sowie Sackkarren. Carl Eberhard baute Lieferprogramm und Marktposition stetig aus. Ende der 1870er Jahre beschäftigte er in seiner Dampfschmiede, Werkzeugfabrik und Dampfschleiferei 30 Mitarbeiter und stellte Förderwagen und Handwerkzeuge für Erz- und Steinkohlegruben her. Um die Jahrhundertwende gehörten u. a. die Rhein. Stahlwerke, Mannesmann, Buderus, Stumm, Krupp und Thyssen zu seinen Kunden. Das erweiterte Lieferprogramm umfaßte zusätzlich Schmiedehämmer, Kurbelwellen, Pleuelstangen und Gichtwagen.

    Seine Söhne Carl (1872–1946) und Ernst Heinrich (1875–1932) erlernten das Schmiedehandwerk. Anschließend besuchte Carl die Maschinenbauschule in Köln sowie die TH Stuttgart. Ernst Heinrich absolvierte eine kaufmännische Lehre in Düsseldorf und sammelte Berufserfahrung in belg., franz. und engl. Unternehmen. Seit 1896 arbeiteten beide Söhne wieder im väterlichen Betrieb. Sie gründeten 1899 die „Siegener Stanz- und Hammerwerke GmbH“ und bauten 1905 eine Waggonbaufertigung in Dreis-Tiefenbach auf, die sie 1908 in ein eigenständiges Unternehmen, die „Siegener Eisenbahnbedarf AG“, umwandelten. Carl und Ernst Heinrich erweiterten das Familienunternehmen durch den Erwerb der „Maschinenfabrik Hoffmann“ 1914 / 15 und kauften 1916 die „Siegener Maschinenbau-Actiengesellschaft vormals A. & H. Oechelhäuser“. 1918 fusionierten sie die drei Maschinenbaufabriken Oechelhäuser, Hoffmann und W. zur „Siegener Maschinenbau AG“. Mit dem Erwerb der „Maschinenbau AG vorm. Gebr. Klein“ in Dahlbruch 1927 erweiterten Carl und Ernst Heinrich das Fertigungsprogramm um die Herstellung von Walzwerken für die Stahl- und Nichteisen-Metallindustrie. Darüber hinaus produzierte das Unternehmen Großkolbenmaschinen und Ausrüstungen für Bergbau und Eisenbahn. 1939 wurde das zuvor schon umgangssprachlich gebrauchte Kürzel „Siemag“ in den Firmennamen „Siemag Siegener Maschinenbau AG“ integriert.

    1928 trat Bernhard (1904–73, s. u.), Sohn Ernst Heinrichs, als Prokurist in das Unternehmen ein. Er übernahm 1932 die Position seines Vaters in der Geschäftsleitung und führte seit 1940 das Unternehmen als Allein-| inhaber. Daneben war er 1940–45 Generalbevollmächtigter der „Friedrich Flick KG“. 1947 im Flick-Prozeß in Nürnberg zu zweieinhalb Jahren Festungshaft in Landsberg verurteilt, übernahm er 1949 wieder die Firmenleitung, baute die Siemag zu einem führenden dt. Walzwerkshersteller aus und schloß 1972 mit seinem Sohn Heinrich (* 1942), seit 1971 Vorsitzender der Geschäftsführung der Siemag, das Kooperationsabkommen mit der „Schloemann AG“ Düsseldorf, das im Dez. 1973 zur Fusion der beiden Unternehmen zur „Schloemann-Siemag AG“ führte.

    Heinrich übernahm nach dem Abitur am Fürst-Johann-Moritz-Gymnasium, dem Studium der Elektrotechnik an der TH Braunschweig und TH München sowie einer betriebswirtschaftlichen Ausbildung 1968 die Geschäftsführung der „Siemag Transplan GmbH“ in Netphen (Kr. Siegen-Wittgenstein). Nach der Fusion zur „Schloemann-Siemag AG“ wurde er 1974 deren Vorstandsvorsitzender. An dem Unternehmen (1980 SMS Schloemann-Siemag) waren die „M.A.

    N. AG“ mit 51 % und die Familienholding „Siemag Weiss KG“ mit 49 % beteiligt, vom stimmberechtigten Kapital hielten beide Partner jeweils die Hälfte. In den folgenden Jahren baute Heinrich das Unternehmen zum weltgrößten Hersteller von Maschinen und Anlagen auf dem Hüttenwerkssektor aus; mit der Gründung der „SMS AG“ als Holding wurde 1990 auch die Organisation von SMS neu nach Unternehmens- und Geschäftsbereichen gegliedert. Durch die Fusion von „SMS Schloemann-Siemag“ mit der „Mannesmann Demag Metallurgie“ zur „SMS Demag“ 1999 vergrößerte Heinrich die Unternehmensgruppe weiter, integrierte 2000 den Geschäftsbereich Rohr- und Kupferanlagen und 2001 den Geschäftsbereich Profilwalzwerke in die „SMS Meer GmbH“. 2007 brachte er mit dem Rückkauf der restlichen Firmenanteile von der M.A.N. die erheblich vergrößerte „SMS group“ vollständig zurück in die Hand der Familie W. 2009 wurde die „SMS Demag AG“ umbenannt in „SMS Siemag AG“. 2013 wechselte er aus der Geschäftsführung der „SMS group“ als Vorsitzender in deren Aufsichtsrat (bis 2017), seitdem sind keine Familienmitglieder in der operativen Leitung des Unternehmens tätig.

    Heinrich (Dr.-Ing. E. h. RWTH Aachen 2001) war auch an führender Stelle in verschiedenen Unternehmerverbänden und Organisationen aktiv. 1991 / 92 war er Präsident des BDI, 1995–2013 Vorsitzender des Außenwirtschaftsbeirats beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, 2008–12 Präsident der Dt.-Russ. Auslandshandelskammer, 1987–2012 Vorstandsmitglied im Ost-Ausschuß der Dt. Wirtschaft, 1982–2012 Vorstandsmitglied des Asien-Pazifik-Ausschusses der Dt. Wirtschaft und 1982–97 Vorsitzender von dessen Arbeitskreis China, 1983–89 Vizepräsident des VDMA sowie 1983–88 Bundesvorsitzender des Wirtschaftsrats der CDU e. V. Darüber hinaus saß er in zahlreichen Aufsichtsräten, darunter bei der „Deutschen Bahn AG“, der „Commerzbank AG“, der „Bertelsmann AG“ und der „Voith AG“ sowie im Verwaltungsrat von „Bombardier Inc.“, Montréal (Kanada).

    2015 verschmolzen die Unternehmensbereiche „SMS Siemag AG“ und „SMS Meer GmbH“ zur „SMS group GmbH“ (ca. 14000 Mitarbeiter), die zusammen mit den Industriebeteiligungen Maschinen und Anlagen der gesamten Prozeßkette der Hütten- und Walzwerkstechnik liefert.

  • Literatur

    |Siemag Siegener Maschinenbau-AG (Hg.), Entwurf zu e. Werks-Chron. d. „Siemag“ Siegener Maschinenbau-AG, Dahlbruch/ Westfalen, o. J., (unveröff.);
    G. Milkereit, in: Lb. aus d. Rhein.-Westfäl. Ind.gebiet, Jg. 1973–1976, 1984, S. 93–95 (P);
    25j., Heinrich W., in: Wirtsch.echo 8, 1993, S. 8 (P);
    SMS Schloemann-Siemag Aktienges. (Hg.), Kurze Gesch. e. langen Entwicklung, SMS Schloemann-Siemag AG, 1998;
    Bernhard W., Ein Siegerländer Untern.leben, in: SMS group (Hg.), info – Mag. f. Mitarb. d. SMS group 5, April 2004;
    Kontinuität im Wandel, Heinrich W. feierte 40-j. Dienstjub., ebd. 9, Sept. 2008, S. 6 (P);
    H. Bensberg, Vom Handwerksbetrieb W. z. Weltmarktführer der SMS Gruppe, 2009 (Internet, P);
    SMS group (Hg.), Biogr. Dr.-Ing. E. h. Heinrich W., Stand 2017, Internetseite d. SMS-group;
    Qu Untern.archiv d. SMS group.

  • Autor/in

    Torsten Edelmann
  • Familienmitglieder

  • Zitierweise

    Edelmann, Torsten, "Weiss" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 679-680 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140123.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA