Lebensdaten
1925 – 2014
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Historikerin
Konfession
katholisch
Namensvarianten
  • Fischer, Erika (geborene)
  • Weinzierl, Erika (verheiratete)
  • weinzierl, erika
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Zitierweise

Weinzierl, Erika (verheiratete), Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz140017.html [29.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Lehrerfam. in W.;
    V Otto Fischer (1897–1956), aus W., Lehrer in W., S d. Karl August (1856–1937);
    M Maria (1897–1985), aus Pola (Pula, Istrien), Lehrerin in W., T d. Alexander Dini ( 1925), Oberst, u. d. Gisela Zanier ( 1931);
    Wien 1949 Peter (1923–96), Prof. d. Physik an d. TH Wien, Leiter d. Physik-Inst. am Reaktorzentrum Seibersdorf d. Österr. Stud.ges.f. Atomenergie, 1973 korr., 1976 wirkl. Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss., 1974 Erwin-Schrödinger-Preis, 1989 Goldene Ehrenmedaille d. Stadt Wien, 1993 Gr. silbernes Ehrenzeichen f. Verdienste um d. Rep. Österr. (s. Pogg. VII a, VIII; D. Angetter u. M. Martischnig, Biogrr. österr. [Physiker]Innen, 2005), S d. V. Moriz Weinzierl ( 1955), Beamter in W., u. d. Paula Müller (* 1890);
    2 S Michael (1950–2002), Dr. phil., Prof. f. Neuere Gesch. an d. Univ. Wien (s. Österr. Gesch.wiss. 20. Jh.), Ulrich (* 1954), Dr. phil., Kulturjourn., u. a. Österr. Staatspreis f. Lit.kritik (1990).

  • Biographie

    W. besuchte 1935–43 ein Mädchengymnasium in Wien-Mariahilf. Nach der Matura nahm sie 1944 in Wien das Studium der Medizin auf und schloß sich einem Kreis kath. Intellektueller an, der in Opposition zum Nationalsozialismus stand. Diese Erfahrungen begründeten ihre Lebensthemen als Wissenschaftlerin und als „öffentliche Intellektuelle“: Antisemitismus- und Katholizismusforschung in Österreich. 1946 wechselte W. zum Studium der Geschichte und Kunstgeschichte und absolvierte den 44. forschungszentrierten Kurs am Institut für Österr. Geschichtsforschung (IÖG) an der Univ. Wien. 1948 wurde sie bei Leo Santifaller (1890–1974) mit der Arbeit „Geschichte des Benediktinerklosters Millstatt in Kärnten“ (gedr. 1951) zum Dr.|phil. promoviert. Am IÖG und im Haus-, Hof- und Staatsarchiv, wo sie 1948–64 als Archivarin arbeitete, ging sie durch die methodisch strenge „Wiener Schule“, die auf Ereignisgeschichte und Quellenkritik fixiert war. Mit ihrem nächsten Buch (Die österr. Konkordate v. 1855 u. 1933, 1961) habilitierte sie sich an der Univ. Wien. 1964 wurde W. zum Vorstand des Instituts für kirchliche Zeitgeschichte am Internationalen Forschungszentrum in Salzburg berufen, 1967 zur ao. und 1969 zur o. Professorin für österr. Geschichte an der wiederbegründeten Univ. Salzburg ernannt. Mit ihren Mitarbeitern gründete sie 1973 die Zeitschrift „Zeitgeschichte“ und übernahm 1977 die Leitung des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Geschichte der Gesellschaftswissenschaften (seit 1991 Ludwig-Boltzmann-Inst. f. Gesch. u. Ges.). 1979 wurde sie als Nachfolgerin von Ludwig Jedlicka (1916–77) zum Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte an der Univ. Wien berufen (em. 1995).

    Im Mittelpunkt von W.s nach eigener Ansicht wichtigstem Buch, „Zu wenig Gerechte, Österreicher und Judenverfolgung 1938–1945“ (1969, ⁴1997), standen jene österr. „Gerechten“, die Juden gerettet hatten. Impulse für die Geschlechtergeschichte gab W., obwohl keine Feministin im damaligen Sinn, mit „Emanzipation? Österreichische Frauen im 20. Jahrhundert“ (1975). 1988 veröffentlichte W. ihr letztes Buch „Prüfstand, Österreichs Katholiken und der Nationalsozialismus“, das eine Summe ihrer Forschungen darstellt. Als Mitherausgeberin betreute sie grundlegende Handbücher zur österr. Geschichte im 20. Jh. (z. B. Kirche in Österr. 1918–1965, 2 Bde., 1967 / 68).

    W. gehörte zur Gründergeneration der österr. Zeitgeschichte, die sie in zahlreichen Vorträgen und Zeitungsartikeln, im Rundfunk und im Fernsehen popularisierte. Zudem übernahm sie Funktionen im Vereinskatholizismus (z. B. Präs. d. kath. Akademikerverbandes) und war u. a. Präsidentin der Aktion gegen den Antisemitismus, Mitgründerin der Österr. Gesellschaft für Exilforschung und Kuratoriumsmitglied des Bruno-Kreisky-Archivs. Als Katholikin setzte sie sich für die Umsetzung des II. Vatikan. Konzils ein; als Philosemitin kämpfte sie gegen Antisemitismus und Rassismus; als österr. Patriotin lehnte sie den Dt.nationalismus entschieden ab (Mitgl. d. ÖVP 1965–95). W. engagierte sich für die Anliegen von Frauen, was seit 2002 mit der Verleihung eines E.-W.-Preises für Frauen- und Geschlechterforschung an der Univ. Salzburg gewürdigt wird. Zu W.s Schülern zählen u. a. Rudolf G. Andelt, Robert Hoffmann, Ernst Hanisch und Oliver Rathkolb.

  • Auszeichnungen

    |päpstl. Medaille Bene Merenti (1952);
    Premio Adelaide Ristori des Centro Culturale Italiano in Rom (1979);
    Österr. Ehrenzeichen f. Wiss. u. Kunst I. Kl. (1985);
    Dr.-Hertha-Firnberg-Staatspreis f. besondere Leistungen im Bereich Wiss. u. Forsch. (1992);
    Preis d. Stadt Wien f. Geisteswiss. (1994);
    Joseph-Samuel-Bloch-Medaille (1995);
    Wilhelm-Hartel-Preis d. Österr. Ak. d. Wiss. (1998);
    Preis d. Stadt Wien f. Volksbildung (2000);
    Gr. Silbernes Ehrenzeichen f. Verdienste um d. Rep. Österreich (2000);
    Ehrenring d. Stadt Wien (2002);
    Ehrenpreis d. Presseclubs Concordia (2008);
    Frauen-Lebenswerk-Preis b. Käthe-Leichter-Preis (2010).

  • Werke

    Weitere W Österr., Zeitgesch. in Bildern, 1968, ³1975;
    Österr., Die Zweite Rep., 2 Bde., 1972 (mit K. Skalnik);
    Österr. 1918–1938, Gesch. d. Ersten Rep., 2 Bde., 1983 (mit dems.);
    Ecclesia semper Reformanda, Btrr. z. österr. KGesch. im 19. u. 20. Jh., 1985;
    Justiz u. Zeitgesch., Symposion Btrr. 1976–1993, 1995;
    Zeitgesch. im Aufriß, 1984, ⁴1995 (mit P. Dusek u. A. Pelinka);
    Das gr. Tabu, Österr. Umgang mit seiner Vergangenheit, 1987 (mit A. Pelinka);
    (Mit-)Hg.: Veröff. d. Inst. f. Kirchl. Zeitgesch., 1965–94;
    Veröff. d. Hist. Inst. d. Univ. Salzburg, 1971–79;
    Veröff. d. Ludwig-Boltzmann-Inst. f. Gesch. d. Ges.wiss., 1977–94;
    Materialien z. Zeitgesch., 1977–89;
    Veröff. z. Zeitgesch., 1981–91;
    Autobiogr.: Berufsweg u. Standortbestimmung, in: Von Person zu Person, hg. v. H. Schnuderl u. a., 1983, S. 126–32;
    April 1945, in: Österr. im April 1945, Die ersten Schritte d. Zweiten Rep., hg. v. F. Danimann u. H. Pepper, 1985, S. 272–76;
    Leben u. überleben, Frauen erzählen vom 20. Jh., hg. v. E. Welzig, 2006, S. 277–87 (P);
    Bibliogr.: F. Steinkellner, in: Unterdrückung u. Emanzipation, 1985 (s. L), S. 353–401;
    M. Ertl (Red.), E. W., Publl. u. Lehrtätigkeit, Zum 70. Geb.tag, 1995;
    Nachlaß: Univ. Wien, Inst. f. Zeitgesch.

  • Literatur

    |Unterdrückung u. Emanzipation, FS f. E. W. z. 60. Geb.tag, hg. v. R. G. Ardelt u. a., 1985;
    M. Jochum, Krit. Chronistin, Die Zeithist. E. W., in: Zeitgesch. 30, 2003, S. 306–19;
    O. Rathkolb, ebd. 42, 2015, S. 3–5;
    E. Hanisch, in: MIÖG 123, 2015, S. 580–82;
    G. Hauch, in: L’Homme 26, 2015, S 161–63;
    Biogr. Lex. Gesch.wiss.;
    Wissenschafterinnen Österr. (P);
    Österr. Gesch.wiss. 20. Jh. (W, L);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L).

  • Autor/in

    Ernst Hanisch
  • Zitierweise

    Hanisch, Ernst, "Weinzierl, Erika" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 655-656 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz140017.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA