Lebensdaten
1879 – 1948
Geburtsort
Unterhaid (Dolní Dvorište, Böhmen)
Sterbeort
Tremmelhausen (heute Pettendorf) bei Regensburg
Beruf/Funktion
Erzähler ; Lyriker
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Watzlik, Johann
  • Vaclik, Johann
  • Watzlik, Hans
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Zitierweise

Watzlik, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139197.html [28.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Vorfahren waren Bauern u. Bäcker;
    V Johann (* 1839), k. k. Postmeister in U., Obergeorgental u. Budweis, S d. Andreas (* 1818), Bäcker, u. d. Theresia Hlach (* 1820);
    M Eleonore (1859–1944), T d. Michael Weilguny (* 1812), Gastwirt in Kaplitz (Kaplice), u. d. Agnes Kappl (1828–67);
    2 B (1 früh †) Josef (* 1888), 2 Schw Maria (1882–1969), Lehrerin, Lenora (* 1893);
    Kalsching (Chvalšiny, Böhmen) 1905 Karolina (Lina) Emilia Pascher (1883–1964);
    1 S Johann (Hansgeorg) (1906–76), Arzt in Ansbach.

  • Biographie

    W. wuchs bis 1884 in Unterhaid, danach in Obergeorgental (Horní Jiřetín, Erzgebirge) und seit 1889 in Budweis auf, wo er die Lateinschule und seit 1891 die Lehrerbildungsanstalt besuchte. Von 1893 bis zur Reifeprüfung 1899 absolvierte er die Lehrerbildungsanstalt in Prag, wo die nationalen Streitigkeiten (Badeni-Krise, Ausnahmezustand in Prag) seine dt.nationale Gesinnung maßgeblich prägten und ihren Niederschlag u. a. in dem Roman „O Böhmen!“ (1917, Neuaufl. 1922) fanden. Seit 1899 war W. als Unterlehrer in Andreasberg (Ondřejov, Böhmerwald), 1905 / 06 als Volksschullehrer in Kalsching (Chvalšiny) und danach als Fachlehrer in Neuern (Nýrsko) tätig. Unzufrieden mit den Verhältnissen im tschechoslowak. Schulwesen, quittierte er 1924 den Lehrerberuf und lebte als freier Schriftsteller.

    Nachdem W. 1919 von tschechoslowak. Legionären als potentieller Staatsfeind verhaftet und mehrere Werke von ihm in den Anfangsjahren des jungen Staats verboten worden waren, entwickelte er sich seit Mitte der 1920er Jahre zu einem der bekanntesten sudetendt. Schriftsteller, der auch von tschech. Seite respektiert und dessen Werke ins Tschechische übertragen wurden. In dieser Zeit entfaltete W. ebenfalls politisch-publizistische Wirksamkeit. So stand er in persönlichem Kontakt zu Rudolf Rr. Lodgman v. Auen (1877–1962), dem Mitbegründer der „Deutschen Nationalpartei der Tschechoslowakei“, und Schriftstellern sudetendt. Herkunft wie Karl Hans Strobl (1877–1946), Erwin Guido Kolbenheyer (1878–1962) und Robert Hohlbaum (1886–1955). W. lieferte Beiträge für die politisch nationalistisch ausgeprägte Zeitschrift „Der getreue Eckart“ und den „Völkischen Beobachter“ und war 1933–38 mit Karl Franz Leppa (1893–1986) Herausgeber der völkischen Zeitschrift „Der Ackermann aus Böhmen“. 1936 trat er in die Sudetendt. Partei ein und wurde nach dem „Anschluß“ der Sudetengebiete an das Dt. Reich 1938 NSDAP-Mitglied (1939 rückwirkend f. 1938). Sein Engagement für die sudetendt. Volksgruppe und seine Bewunderung Hitlers fanden in seinen Werken Niederschlag (Sudetendt. Reden u. Aufrufe, Roswitha oder Die Flucht aus Böhmen, beides 1940). 1945 / 46 in tschech. Haft und 1946 vom Außerordentlichen Volksgericht in Klatovy (Klattau) wegen nationalsozialistischer Betätigung verurteilt, wurde W. noch im selben Jahr des Landes verwiesen. Er ließ sich in Tremmelhausen bei Regensburg nieder. In der Nachkriegszeit konnte W., dessen Bücher in der sowjet. Besatzungszone und in Österreich verboten wurden, nicht mehr an seine früheren literarischen Erfolge anknüpfen.

    W. etablierte sich als Dichter des Böhmerwalds mit seinem Erstling, dem Erzählband „Im Ring des Ossers“ (1913), und dem Roman „Der Alp“ (1914), in dem er seine Zeit in Andreasberg verarbeitete. Diese Region ist auch Handlungsort des Künstlerromans „Phönix“ (1916) um Johannes von Tepl (um 1350–1414) wie auch teilweise in „O Böhmen!“. Ganz im Böhmerwald verankert ist der Kolonisationsroman „Aus wilder Wurzel“ (1920), der W.s Heimatverbundenheit ebenso Ausdruck verleiht wie der 1931 mit dem Tschechoslowak. Staatspreis für dt. Literatur ausgezeichnete Roman „Der Pfarrer von Dornloh“ (1930). Besondere Anerkennung fand W. wegen seines markanten Stils, der als expressiv galt, als an barocke Ausdruckskraft erinnernd bezeichnet wurde (Paul [Pavel] Eisner, 1889–1958) und für den häufige Metaphern und Neologismen sowie stellenweise Pathos charakteristisch sind. Sein Werk wirkte über W.s Tod hinaus, hauptsächlich unter den Sudetendeutschen, noch Jahrzehnte weiter.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. dt. Ges. d. Wiss. u. Künste, Prag (korr. 1918, o. 1924);
    Joseph-Frhr.-v.-Eichendorff-Preis (1939);
    Goethe-Medaille f. Kunst u. Wiss. (1939);
    Hans-Schemm-Preis (1940);
    Adalbert-Stifter-Preis (1941);
    Kulturpreis d. Stadt Linz (1942);
    W.-Straßen, u. a. in Augsburg, Forchheim, Regen, Sulzbach-Rosenberg u. Salzgitter;
    W.-Kapelle u. W.-Gedenkstein, Tremmelhausen.

  • Werke

    |Von dt.böhm. Erde, 1915;
    Die Abenteuer d. Florian Regenbogner, 1919;
    Zu neuen Sternen, 1919, Neuausg. 1922;
    Böhmerwaldsagen, 1921, Nachdr. mit e. Nachwort v. E. Hans, 1978;
    Der flammende Garten, 1921;
    Fuxloh, 1922;
    Mein Wuldaland, 1925;
    Das St.-Martini-Haus, 1925;
    Ums Herrgottswort, 1926;
    Stilzel, d. Kobold d. Böhmerwaldes, 1926, Nachdr. 1983 (mit 11 Lith. v. A. Kubin);
    Nordlicht, 1926;
    St. Gunter in d. Wildnis, 1926;
    Der wilde Eisengrein, 1927, Nachdr. mit e. Vorwort v. L. H. Mally, 1968;
    Das Glück v. Dürrnstauden, 1927;
    Ridibunz, 1927;
    Die Fräulein v. Rauchenegg, 1929;
    Kranwit, 1929 (Libretto, Musik: Th. Veidl);
    Faust im Böhmerwald, 1930;
    Der Riese Burlebauz, 1931;
    |Die romant. Reise d. Herrn Carl Maria v. Weber, 1932, Neuausg. u. d. T. Romant. Symphonie, 1956;
    Die Leturner Hütte, 1932;
    Der Teufel wildert, 1933;
    Die Krönungsoper, 1935;
    Erdmut, 1935;
    Der Rückzug der Dreihundert, 1936;
    Die Buben v. d. Geyerflur, 1937;
    Balladen, 1938;
    Stilzel u. d. Mühlknecht, 1938;
    Der Meister v. Regensburg, 1939 (über A. Altdorfer);
    Die Bärentobler, 1941;
    Hinterwäldler, 1941;
    Bayr. Erzz., 1944;
    Ein Stegreifsommer, 1944;
    Der Verwunschene, 1957;
    Seltsame Begebenheiten aus alter Zeit, 1962;
    Bibliogr. 193345 v. R. Ries u. U. Baur, in: Koschmal u. Maidl, 2006 (s. L), S. 267–94;
    Nachlaß: Sudetendt. Archiv, München.

  • Literatur

    |E. Lehmann, Aus H. W.s Land. Zum 50. Geb.tag d. Dichters, 1929;
    K. F. Leppa, H. W., Sein Leben u. Schaffen, 1929;
    P. Eisner, Ně mecká literatura na pu˚ dě Č SR, Od roku 1848 do našich dnu˚ [Dt. Lit. auf d. Boden d. Tschechoslowakei, Vom J. 1848 bis in unsere Tage], in: A. Pražák (Red.), Č eskoslovenská vlastivě da [Tschechoslowak. Landeskde.], Bd. 7, 1933, S. 325–77, v. a. S. 334 f.;
    V. Karell, H. W., 1959;
    K. Cajka, H. W., Werk u. Wirkung, Gesamtübersicht, 1969 (W);
    E. J. Knobloch (Red.), H. W., 1879–1948, Ausst.kat. 1974 (P);
    M. Stuber, Der Böhmerwald-Schriftst. H. W. u. d. NS, Über d. unbefriedigenden Stand d. W.-Forsch., in: Lichtung 13, 2000, H. 2, S. 12–14;
    H. Schmitzer, H. W., Dichtung, Schicksal, Vermächtnis, in: Die Oberpfalz 88, 2000, S. 353–60;
    ders., War H. W. e. Nazi-Dichter?, in: Erzieherbrief, Organ d. Arb.gemeinschaft sudetendt. Lehrer u. Erzieher, Päd. Arb.kr. f. Mittel- u. Osteuropa 52, 2005, H. 2, S. 89 f.;
    W. Koschmal u. V. Maidl (Hg.), H. W., ein Nazidichter?, 2006 (W, L, P);
    W. Koschmal, Der umstrittene Böhmerwald-Schriftst. H. W., in: Oberpfälzer Kulturbund (Hg.), Lappersdorf, Marktgde. zw. Stadt u. Land, 2012, S. 158–63 (P);
    U. Baur u. K. Gradwohl-Schlacher (Hg.), Lit. in Österr. 1938–1945, Hdb. e. lit. Systems, Bd. 3, 2014, S. 35–43 u. ö.;
    P. Škorpil u. K. Velkoborský, 2015, Rok Hanse Watzlika/ H. W. Jahr, 2016 (P);
    Ostdt. Gedenktage 1998, S. 258–64 (P);
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Killy 1+2.

  • Porträts

    |Kreidezeichnung v. H. Linke u. Zeichnung v. H. Seemann.

  • Autor/in

    Václav Maidl
  • Zitierweise

    Maidl, Václav, "Watzlik, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 457-459 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139197.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA