Lebensdaten
1900 – 1990
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Bankier
Konfession
jüdisch
Namensvarianten
  • Warburg, Eric Moritz
  • Warburg, Erich Moritz (bis 1938)
  • Warburg, Eric M.
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Zitierweise

Warburg, Eric M., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139067.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Max M. (s. 4);
    M Alice Magnus;
    Ov Aby (s. 3), Paul (s. 5), Felix M. (1871–1937), Bankier in New York, Fritz M. (1879–1964), Jur., Bankier in H. (beide s. Gen. 3);
    4 jüngere Schw Lola Nina Hahn-W. (1901–89), liiert mit Chaim Weizmann, 1933 Vorstandsmitgl. in d. Reichsvertretung d. Juden in Dtld., engagierte sich f. d. Jewish Refugee Commitee u. d. Transport jüd. Kinder aus Dtld. n. Großbritannien, Renate Olga Calder W. (1904–84), Anita Wolf-W. (1908–2008), emigrierte 1935 n. London, engagierte sich f. d. Jewish Refugee Commitee, Gisela W. Wyzanski (1912–91), leitete d. Büro d. Kinder- u. Jugend-Alijah in Berlin, emigrierte 1939 in d. USA, Vorstandsmitgl. d. Hadassah;
    1946 Dorothea (1912–2003), T d. Alfons (Alphons) Thorsch (1872–1945), aus Wien, Dr. phil., bis z. Arisierung 1938 Chef d. Bankhauses M. Thorsch Söhne, Wien (s. ÖBL), u. d. Marie Spitzer (1882–1944), beide emigrierten 1838 n. Montreal (Kanada);
    3 K u. a. Marie ( 2] Michael Naumann, * 1941, Journ., Verl., Chefred. u. Mithg. d. „Zeit“, 1999–2009 Staatsmin. f. Kultur u. Medien im Bundeskanzleramt, s. Munzinger, 1] Christa Wessel, * 1944, Marktforscherin, T d. Gerhard Wessel, 1913–2002, Präs. d. BND, s. NDB 27), Internistin, Vorstandsmitgl. d. Ges. d. Freunde u. Förderer d. Stiftung Jüd. Mus. Berlin.

  • Biographie

    W. legte 1918 das Abitur am Heinrich-Hertz-Realgymnasium in Hamburg ab und meldete sich anschließend freiwillig zum Kriegsdienst bei der Preuß. Gardefeldartillerie. Seit 1919 absolvierte er eine Bankausbildung in Berlin, Frankfurt/M., Amsterdam, London (Bankhaus N M Rothschild & Sons) und seit 1923 in New York (International Acceptance Bank), die ihn für das internationale Bankgeschäft und die Leitung des Bankhauses „M.M.Warburg & Co.“ vorbereitete. Als er 1923 in die USA einreiste, erhielt er ohne seine Absicht eine unbegrenzte Aufenthaltserlaubnis. 1926 kehrte W. nach Hamburg zu M.M. Warburg zurück und wurde 1929 von seinem Vater zum persönlich haftenden Gesellschafter ernannt. Im selben Jahr wurde er persönlicher Gesellschafter des Amsterdamer Tochterinstituts „Warburg & Company“. Während des hamburg. Bürgerschaftswahlkampfs 1931 beteiligte sich W. an der Kampagne junger Unternehmer („Haltet das Tor offen“) gegen die protektionistischen Wirtschaftskonzepte der NSDAP. Nach der erzwungenen „Arisierung“ von „M.M. Warburg & Co.“ emigrierte er im Aug. 1938 in die USA und wurde dank seiner unbegrenzten Aufenthaltserlaubnis bereits nach zehn Tagen eingebürgert. In New York gründete er 1939 im Gebäude der von seinem Onkel Felix geleiteten Bank „Kuhn, Loeb & Co.“ das kleine Bankhaus „E.M. Warburg & Co.“ (1970 E.M. Warburg, Pincus & Co., heute Warburg Pincus), dessen Präsident er bis 1973 blieb. W. war in Flüchtlingsorganisationen tätig und unterstützte dt. Emigranten in den USA.

    Nach dem Kriegseintritt der USA im Dez. 1941 meldete sich W. als Freiwilliger zu einem Offizierslehrgang bei der Feindaufklärung der US Air Force und wurde in Großbritannien als Verbindungsoffizier zur Royal Air Force eingesetzt. Nach der Landung in der Normandie leitete er in der 9. Luftflotte der US Air Force die Vernehmungen gefangener dt. Offiziere. Nach der Kapitulation im Mai 1945 verhörte er Generäle wie Franz Halder (1884–1972), Alexander v. Falkenhausen (1878–1966) und Gerd v. Rundstedt (1875–1953), auch Hermann Göring (1893–1946), und kehrte erstmals nach Hamburg zurück.

    Im Herbst 1945 lehnte er das Angebot des späteren amerik. Hohen Kommissars John McCloy ab, in den Alliierten Kontrollrat einzutreten und an den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen mitzuwirken. Als Angehöriger des US-amerik. Militärgeheimdienstes beteiligte er sich an der Überführung dt. Raketentechniker in die USA. Auf seine Initiative wurde der Landsitz der Familie Warburg in Hamburg-Blankenese bis Ende der 1940er Jahre als Heim für verwaiste jüd. Kinder genutzt. 1949 stiftete er dem Roten Kreuz den ehemaligen Familienwohnsitz als Kurheim für Mütter und Kinder.

    Im Sept. 1945 verließ W. im Rang eines Oberstleutnants die US-amerik. Armee und reiste nach New York zurück. Mit Rücksicht auf seine Frau und seine drei kleinen Kinder lehnte er das Angebot des Mitgesellschafters Rudolf Brinckmann (1889–1974) zunächst ab, nach Deutschland zurückzukehren und als Gesellschafter in das ehemalige Bankhaus Warburg (seit 1941 Brinckmann, Wirtz & Co.) wiedereinzutreten. 1949 schloß W. im Auftrag seiner Familie mit Brinckmann eine gütliche Übereinkunft über die Rückübertragung von 25 % der Anteile am Bankhaus. Mangels Kapital und wegen des Widerstands mehrerer nichtjüd. Gesellschafter um Hermann Schilling (1893–1961) konnte er jedoch die vertragliche Möglichkeit, seinen Anteil bis 1953 auf 50 % aufzustocken, nicht nutzen. Erst nach Schillings Ausscheiden kehrte W. 1956 als persönlich haftender Gesellschafter in die Bank zurück, seine Familie folgte ihm 1960 nach Hamburg. Nach langer Auseinandersetzung mit Brinckmann setzte er 1970 die Rückbenennung des Bankhauses in „M.M. Warburg, Brinckmann & Co.“ durch. 1982 schied W. aus Altersgründen als persönlich haftender Gesellschafter aus.

    W. engagierte sich seit 1952 in dem von ihm gegründeten Verein „Atlantik-Brücke“ für die transatlantische Allianz zwischen Deutschland und den USA und war 1952 auch Mitgründer der US-amerik. Schwesterorganisation, des „American Council of Germany“. Seit den 1950er Jahren vermittelte er zwischen der „Jewish Claims Conference“ und dt. Industrieunternehmen wie Krupp, die jüd. Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge ausgebeutet hatten, mit dem Ziel der Entschädigung.

    Auf dem Gelände der familieneigenen Ferienresidenz in Hamburg gründete und finanzierte er die internationale Begegnungsstätte „Elsa-Brandström-Haus“.

  • Auszeichnungen

    |US-amerik. Orden Legion of Merit;
    Order of the British Empire;
    franz. Orden Crox de Guerre;
    Gr. BVK (1959) mit Stern (1979);
    Bgm.-Stolten-Medaille d. Freien u. Hansestadt Hamburg (1985);
    – E.-M.-W.-Preis d. Vereinigung Atlantik-Brücke (1988).

  • Werke

    |Aktienbewertung u. Anlagenpol. im Wandel d. Jahre, in: Neue Perspektiven aus Wirtsch. u. Recht, FS f. Hans Schäffer z. 80. Geb.tag am 11. April 1966, hg. v. C. P. Claussen, 1966, S. 299–311;
    Zeiten u. Gezeiten, Erinnerungen, 1982, engl. 1983.

  • Literatur

    |E. Rosenbaum u. A. J. Sherman, Das Bankhaus M.M. Warburg & Co., 1798–1938, 1978;
    H. Koelbl,|Jüd. Porträts, 1998, S. 352–55 (Interview, P);
    R. Chernow, Die Warburgs, Odyssee e. Fam., 1994;
    Hamburg. Biogr. III, 2006 (P).

  • Porträts

    |Photogr. v. H. Koelbl, Abb. in: dies., Jüd. Portraits, 1998 (s. L), S. 353.

  • Zitierweise

    Kopper, Christopher, "Warburg, Eric M." in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 427-429 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139067.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA