Lebensdaten
erwähnt 19./20. Jahrhundert
Konfession
-
Namensvarianten
  • Wanzl

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Zitierweise

Wanzl, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139022.html [30.04.2024].

CC0

  • Biographie

    1878 eröffnete der Schlossermeister Oswald in Giebau (Kr. Sternberg, Mähren) eine Werkstatt, die 1918 sein Sohn Rudolf sen. (1894–1984) übernahm und zu einem Waagenbaubetrieb und Landmaschinenhandel mit 20 Beschäftigten ausbaute. Nach der Vertreibung ließ er sich 1946 in Leipheim nieder. Hier gründete er mit seinem Sohn Rudolf jun. (1924–2011), der im elterlichen Betrieb eine Schlosserlehre absolviert und sich danach zum Maschinenbaumeister qualifiziert hatte, nach dessen Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft unter Beteiligung der Brüder Josef und Franz Siegel eine Werkstätte für Waagenbau und Reparaturdienste mit anfänglich 3 Beschäftigten.

    1948 produzierte die Firma „Wanzl & Siegel“ für das Augsburger Zweigwerk des US-amerik. Registrierkassenherstellers „National Cash|Register“ (Dayton, Ohio), der die Einführung der Selbstbedienung im Handel förderte, in handwerklicher Einzelfertigung Einkaufskörbe zur Ausstattung eines SB-Demonstrationsraums. Ende 1949 lieferte Wanzl & Siegel für einen der ersten dt. Supermärkte in Hamburg die Ausstattung mit Einkaufswagen und -körben. 1951 wurde, angeregt durch das amerik. Modell von Sylvan Goldman, ein Einkaufswagen mit festem Korb zum Patent angemeldet und in Leipheim die Serienfertigung gestartet. 1954 schieden die Brüder Siegel, die in Jettingen ein eigenes Unternehmen gründeten, als Teilhaber aus der Firma aus, die in „Wanzl & Sohn“ umfirmierte und in diesem Jahr mit 38 Beschäftigten einen Umsatz von 590 000 DM erzielte.

    Die Durchsetzung des Selbstbedienungsprinzips im Einzelhandel bescherte dem Unternehmen, das neben dem Hauptprodukt Einkaufswagen auch Regale, Drehkreuze, komplette Ladeneinrichtungen, Transportcontainer sowie seit 1983 / 87 Gepäckwagen für Bahnhöfe und Flughäfen herstellte, ein rasantes Wachstum. 1960 nahm ein Zweigwerk in Kirchheim die Produktion auf, der Jahresumsatz erreichte 2 Mio. DM. 1969 übernahm Rudolf jun. die Geschäftsleitung. Er errichtete Service- und Vertriebsniederlassungen in Österreich und den Niederlanden (1970), der Schweiz (1972), England und Frankreich (1980) sowie Kanada (1983) und Belgien (1985). Er baute weitere Fertigungswerke in Berlin und am Stammsitz Leipheim (1977) sowie in Frankreich (1980) auf. 1979 kontrollierte das Unternehmen in der Bundesrepublik einen Marktanteil von 70 %, in Europa von knapp 30 %. 850 Beschäftigte erwirtschafteten in diesem Jahr mit einem Absatz von 450000 Einkaufswagen einen Umsatz von 77 Mio. DM.

    Rudolfs ältester Sohn Gottfried (* 1954) trat nach einem Studium der Betriebswirtschaft 1981 in das väterliche Unternehmen ein, verantwortete seit 1983 das Exportgeschäft und wurde 1988 Mitglied der Geschäftsleitung. Unter seiner Führung stieg die „Wanzl Metallwarenfabrik GmbH“ mit einem Exportanteil von über 50 % 1988 zum Marktführer bei Einkaufswagen in Europa auf. Er hatte maßgeblichen Anteil am Aufbau von Vertriebs- und Serviceniederlassungen in Tschechien (1991), Ungarn (1993) und Polen (1995) sowie an der Errichtung eines Fertigungswerks in Tschechien (1995). Nach dem Rückzug seines Vaters, der an die Spitze des Aufsichtsrats wechselte (bis 2009), stand Gottfried seit 1998 als geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe vor, bevor er 2015 den Vorsitz im Aufsichtsrat übernahm. Seitdem sind keine Familienmitglieder mehr im operativen Geschäft tätig.

    Das Unternehmen expandierte weiter durch Niederlassungen in China und Spanien (1998), der Slowakei, Rußland, Italien und Südkorea (2001), Australien (2002), der Ukraine (2006), den Vereinigten Arab. Emiraten (2008) und Indien (2009). Ein 2005 eröffnetes Produktionswerk in Shanghai sicherte die Präsenz auf dem stark wachsenden chines. Markt. 2007 erfolgte der Erwerb der insolventen „Brüder Siegel GmbH“ in Jettingen, die mit einer Jahresproduktion von 100000 Einkaufswagen zweitgrößter dt. Hersteller war. Mit der 2012 erfolgten Übernahme der US-Unternehmensgruppe „Technibilt“, die über 50 % des nordamerik. Marktes kontrollierte, stieg die Wanzl-Gruppe mit über 4500 Beschäftigten, einer Jahresproduktion von über zwei Mio. Einkaufswagen, einem Umsatz von 600 Mio. Euro sowie elf Produktionsstätten und 21 Vertriebsniederlassungen (2014) zum mit Abstand weltweiten Marktführer der Branche vor den Konkurrenten Caddi (Drusenheim) und Marsanz (Torrejon de Ardoz) auf.

  • Literatur

    |25 J. Wanzl, 1972 (P);
    50 J. Wanzl 1947–1997, 1997 (P);
    Qu Bayer. Wirtsch.archiv.

  • Autor/in

    Richard Winkler
  • Zitierweise

    Winkler, Richard, "Wanzl" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 415-416 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139022.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA