Lebensdaten
1933 – 1977
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Ost-Berlin
Beruf/Funktion
Schriftstellerin ; Fotografin
Konfession
keine Angabe
Namensvarianten
  • Wander, Elfriede (verheiratete)
  • Brunner, Elfriede (geborene)
  • Wander, Maxie
  • mehr

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Zitierweise

Wander, Maxie, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138927.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Alois Brunner (1902–66), Hilfsarb., Spitalsdiener, Maschinist b. d. Donau-Dampfschiffahrts-Ges. in W., 1922 Mitgl. d. SAP, 1932 d. KPÖ, 1945 / 46 Bez.vorsteher v. Hernals (Wien), danach Angest. b. Ernährungsmin. u. b. d. Mineralölfirma ÖROP (s. L);
    M Käthe (1904–78), Näherin in W., T d. Matthias Müller, Maurer in Wenkerschlag (Böhmen);
    Wien 1956 Fred Wander (s. 1);
    1 S Daniel (* 1966), Kameramann, 1 T Marion Caterine (Kitty) (1957–68), 1 Adoptiv-S Roberto (Berti) (* 1959).

  • Biographie

    Der NS-Propaganda, der W. in ihrer Schulzeit seit 1939 ausgesetzt war, stand die politische und weltanschauliche Haltung ihrer tief in der Kommunistischen Partei Österreichs verwurzelten Familie entgegen. Zeitlebens behielt sie ihre linke Einstellung als Lebenshaltung bei, allerdings in deutlich anti-dogmatischem Abstand zur Parteilinie. Nach dem Abbruch des Hernalser Gymnasiums in der Geblergasse in Wien 1950 arbeitete sie in verschiedenen Berufen, u. a. beim Neuen Theater an der Scala und beim Österr. Friedensrat, wodurch sie mit Künstlern und Kulturschaffenden in Kontakt kam. Entscheidend für ihr weiteres Leben wurde ihr Zusammentreffen mit Fred Wander 1952, den sie 1956 heiratete und mit dem sie 1958 dauerhaft in die DDR übersiedelte. In Kleinmachnow bei Berlin war W. als Schriftstellerin, Photographin, u. a.|auch als Beiträgerin der „Märkischen Volksstimme“, und Drehbuchautorin tätig. W. pflegte ein ausgedehntes persönliches Netzwerk, wobei die Freundschaft mit Christa Wolf (1929–2011) von besonderer Bedeutung war.

    Gleichzeitig blieb sie mit ihrer österr. Familie in intensivem brieflichem Kontakt. Der Unfalltod ihrer Tochter Kitty 1968 bedeutete einen tiefen Einschnitt in ihrem Leben, den sie durch Arbeit zu bewältigen versuchte. W. erlag 1977 einem längeren Krebsleiden.

    Während des Großteils ihres Lebens stand W. im Schatten ihres Mannes Fred. Zur international bekannten Schriftstellerpersönlichkeit avancierte sie spät durch ihr Hauptwerk „Guten Morgen Du Schöne, Protokolle nach Tonband“ (1977, 231988, Nachdr. 2007, P; Theaterstück, UA Dt. Theater Berlin, 1978; Teilverfilmung, Regie: Th. Langhoff, 1979), in dem sie Interviews mit 19 Frauen aus der DDR über deren Leben literarisch verarbeitete. Ihren Ruf weiter zu festigen, halfen die von ihrem Ehemann postum herausgegebenen Bände „Tagebücher und Briefe“ (1979, westdt. Ausg. u. d. T. „Leben wär’ e. prima Alternative“, 1980, 271991, Nachdr. 2009, P) und „Ein Leben ist nicht genug, Tagebuchaufzeichnungen und Briefe“ (1990, Nachdr. 2007, P), die die Zeit ihrer Erkrankung thematisieren. Durch diese Bücher wurde W. zur frühen Vertreterin einer autobiographisch geprägten Literatur zur Bewältigung terminaler Krankheiten. Trotz intensiver internationaler feministischer Rezeption (u. a. in d. Bundesrep. u. d. USA) war W.s eigener Ansatz weniger unmittelbar politisch denn kulturell. Ihr großes Thema, das sie in „Guten Morgen Du Schöne“ einbrachte, war die Identität und Identitätskrise von Frauen und der Versuch, Frauen trotz vielfältiger Belastungen und Restriktionen Mut zu autonomer Kreativität zu machen. In dieser speziellen Variante des Privaten als Politischen sprach sie Frauen jenseits der DDR-Parteilinie, aber auch Frauen im Westen an, die sich mit den Problemen und Nöten ihrer Interviewpartnerinnen identifizierten. Das Buch, von dem in der DDR allein im ersten Jahr 60 000 Exemplare verkauft wurden und das auch bald im Westen erschien, erfuhr eine intensive Rezeption, u. a. auch in Theateraufführungen, Verfilmungen und Vertonungen.

    W.s Tätigkeit als Co-Autorin insbesondere der Reisebücher Fred Wanders sowie ihr photographisches Werk und ihre Arbeit als Drehbuchautorin wurden wenig gewürdigt. Zwar trägt der Band „Provenzalische Reise“ (1978) W.s Namen als Mitautorin, jedoch sind auch wesentliche Teile des bedeutenden Paris-Bands „Doppeltes Antlitz“ (1966) ihr Werk. Ihre Briefe und Tagebücher beweisen einen Umgang mit Sprache in der Tradition österr. Sprachreflexion und -ironie von Johann Nestroy und Karl Kraus. W. war eine künstlerisch-literarische Ausnahmepersönlichkeit, die ihre Kreativität aus ihren Zwängen und Zwiespälten zwischen Österreich und der DDR, marxistischer Dogmatik und Unabhängigkeitswillen sowie persönlichen Krisen und unerschütterlichem Optimismus heraus entwickelte.

  • Literatur

    |Ch. Wolf, Berührung, M. W., Guten Morgen, du Schöne, in: Neue Dt. Lit. 26, H. 2, 1978, S. 53–62;
    H. D. Lindstedt, Jeder zweite Herzschlag, Erinnerungen an mitteldt. Autoren, Poeten u. Bonzen aus drei J.zehnten, 1990, S. 111–40;
    S. Zurmühl, Das Leben, dieser Augenblick, Die Biogr. d. M. W., ²2001 (P);
    W. Grünzweig, U. Gerhard u. H. Krauss (Hg.), Erzählen z. Überleben, Ein Fred W. Hdb., 2019;
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    KLG (W, L);
    Metzler Lex. DDR-Lit.;
    Lex. Gegenwartslit.;
    Lex. 1000 Frauen;
    Wer war wer DDR;
    Biogr. Hdb. SBZ/ DDR;
    Nachlaß: Ak. d. Künste, Berlin;
    zu Alois Brunner: P. U. Lehner, Verfolgung, Widerstand u. Freiheitskampf in Hernals, 2013.

  • Autor/in

    Walter Grünzweig
  • Zitierweise

    Grünzweig, Walter, "Wander, Maxie" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 396-397 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138927.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA