Lebensdaten
1888 – 1939
Geburtsort
Neu-Heiduk bei Königshütte (Hajduki Nowe bei Chorzów, Oberschlesien)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
NSDAP-Funktionär ; Reichsärzteführer
Konfession
evangelisch
Namensvarianten
  • Wagner, Gerhard Hans August
  • Wagner, Gerhard
  • Wagner, Gerhard Hans August

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Zitierweise

Wagner, Gerhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz138233.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Wilhelm (1848–1900), aus Wohnbach b. Friedberg (Wetterau), Dr. med., 1869 Kurarzt in Bad Nauheim, prakt. Arzt, 1877 Oberarzt u. Verw.leiter d. Knappschaftslazaretts in K., Neurochirurg, Herbariensammler, Schriftführer d. Dt. Ges. f. Chirurgie, 1894 Hon.prof. u. Geh. Sanitätsrat (s. L), S d. Georg (1815–84), Pfarrer in Ober-Ofleiden b. Alsfeld, u. d. Emma Marianne Helene Charlotte Johannette Köhler (1822–61), M Maria Herzberger (1852–97);
    Ur-Gvv Philipp Sigmund Heinrich Köhler (1868), Pfarrer 1819 in Groß-Karben, 1823 in Klein-Karben (s. Hess. Biogr.).

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Königshütte 1907 / 08 studierte W. Medizin an der Univ. München (vermutl. Staatsexamen 1912 / 13). Im 1. Weltkrieg als Feldhilfsarzt im Westen eingesetzt, arbeitete er seit 1920 als Assistenzarzt an der Universitätsfrauenklinik München, ließ sich aber bald mit eigener Praxis hier nieder. Politisch dt.national engagiert, gehörte W. 1921–23 den Freikorps Epp und Bund Oberland, dem Kern der SA in Bayern an, und wirkte zugleich als Leiter der revisionistischen|Deutschtumsverbände Oberschlesiens sowie der Verbände heimattreuer Oberschlesier. In NSDAP und SA trat W. 1929 ein (zuletzt SA-Sanitätsobergruppenführer); er war 1933–39 Mitglied des Reichstags. Unmittelbar nach Eintritt in die NSDAP begründete W. den Nationalsozialistischen Dt. Ärztebund (NSDÄB) mit, dessen Vorsitz er 1932 übernahm.

    Als führender NS-Ärztefunktionär stand er seit März 1933 den gleichgeschalteten ärztlichen Spitzenverbänden vor, leitete seit Aug. 1933 die neugegründete Kassenärztliche Vereinigung Deutschlands und wurde Vertrauensmann für Volksgesundheit im Stab Rudolf Heß (1894–1987). Das NSDAP-Amt für Volksgesundheit übernahm W. 1934 und wirkte seit 1935 zugleich hochschulpolitisch in der von Heß gegründeten Hochschulkommission der NSDAP. Dem neugeschaffenen Amt eines Reichsärzteführers stand W., nun auch Leiter der Reichsärztekammer, seit Dez. 1935 vor. Als Verantwortlicher für das Sanitätswesen auf dem NSDAP-Reichsparteitag 1935 war er an der Formulierung der improvisierten NS-Rassengesetze „zum Schutz des deutschen Blutes“ beteiligt. Auch war er als ärztlicher NS-Funktionär für Rassenfragen im Sachverständigenbeirat für Bevölkerungs- und Rassenpolitik am Reichsministerium des Inneren, seit Jan. 1936 im Reichsausschuß zum Schutze des dt. Bluts, dem Kontrollorgan für die NS-Rassengesetze, sowie seit 1937 im Arbeitskreis für Gesundheitsführung des Dt. Volkes tätig.

    W. befürwortete die Zwangssterilisation und die NS-Euthanasie. Er erteilte auch den Auftrag zur Produktion des Rassenpropagandafilms „Erbkrank“ (1936) und kooperierte in diesen Fragen eng mit dem Eugeniker Alfred Ploetz (1860–1940). An der Vorbereitung des als Euthanasie verbrämten Krankenmordes arbeitete W. mit Walther Groß (1904–45) im Rassenpolitischen Amt der NSDAP zusammen, worauf das Amt reichsweite Propagandakampagnen vorbereitete. Während Adolf Hitler (1889–1945) die Krankenmorde für die Nachkriegszeit geplant hatte, setzte sich W.s Auffassung durch, daß die Euthanasie während des Kriegs leichter durchführbar sei.

    W.s Nachfolger im Amt des Reichsärzteführers wurde Leonardo Conti (1900–45), dessen Aktionsmöglichkeiten im Vergleich zu W. allerdings stark eingeschränkt waren.

  • Auszeichnungen

    |E. K. I Kl.;
    G.-W.-Krankenhaus, Dresden (1941–48).

  • Werke

    |Die Nürnberger Judengesetze, Nat.sozialist. Rassen- u. Bevölkerungspol. mit Erll. z. d. Nürnberger Rassengrundgesetzen, 1935, ³1939;
    Reden u. Aufrufe, 1888–1939, hg. v. L. Conti, 1943;
    Mithg.: Hippokrates, Zs. f. prakt. Heilkde., 1933–39.

  • Literatur

    |E. Kienast (Hg.), Der Dt. RT 1936, III. Wahlperiode, 1936 (P);
    C. J. Scholten, G. W. u. sein Werk, in: Münchener Med. Wschr. 86, 1939, S. 601 f. (P);
    P. Zunke, Der erste Reichsärzteführer Dr. med. G. W., Diss. Kiel 1972;
    U. Schmidt, Hitlers Arzt Karl Brandt, Med. u. Macht im Dritten Reich, 2009;
    W. U. Eckart, Med. in d. NS-Diktatur, 2012;
    Biogr. Lex. NS-Wiss.pol.;
    Biogr. Lex. Drittes Reich;
    Ärztelex.;
    zu Wilhelm: P. Jottkowitz, in: Der Chirurg 4, 1900, S. 775–78;
    Med. Woche 2, 1907, S. 325 f.;
    P. Knötel, in: Oberschlesien 7, 1908, S. 107–11;
    M. Buchfelder u. B. Ljunggren, W. W. (1848–1900), in: Surgical Neurology 30, 1988, S. 423–35;
    Pagel;
    BLÄ;
    BJ V, S. 315 u. Tl.;
    Ostdt. Gedenktage 1998;
    Kreuter, Neurologen;
    W. Gottwald, in: Schles. Lb. VII, 2001, S. 237–40.

  • Porträts

    |Photogr. (Nat. Institutes of Health, Health and Human Services, Nat. Library of Med., Rockville Pike, Maryland, USA);
    Ölgem., 1942 (Texas Tech Univ. Southwest Collection, Lubbock, Texas, USA).

  • Autor/in

    Wolfgang U. Eckart
  • Zitierweise

    Eckart, Wolfgang U., "Wagner, Gerhard" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 234-235 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz138233.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA