Lebensdaten
1900 – 1967
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Broomall (Pennsylvania, USA)
Beruf/Funktion
Psychoanalytiker
Konfession
jüdisch
Namensvarianten
  • Waelder, Robert
  • Wälder, Robert
  • Waelder, Robert

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Zitierweise

Wälder, Robert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz137996.html [27.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Wiener Fam.;
    V Joseph, Geschäftsmann in W.;
    M Helene (1873–1942 Ghetto Lodz), T d. Samuel Mautner (1839–1905), aus Koschetitz (Košetice), Eisenbahnbeamter in W., u. d. Elisabeth Perutz (1842–1914), aus Amschelberg (Kosova Hora);
    1) Wien 1930 1943 Jenny Pollak (s. 2), 2) Philadelphia 1946 Else Marten, Sozialarb.;
    2 T aus 1) Dorothea|Hellman, Marianne (* 1933, Arndt v. Hippel [Von Hippel], * 1932, luth., Dr. med., emigrierte 1933 in d. Türkei, 1935 n. Dänemark, 1936 in d. USA, 1965–84 Chirurg am Providence Hospital in Washington D. C., dann in Privatpraxis in Anchorage, Alaska, S d. Arthur v. Hippel [Von Hippel], 1898–2003, beteiligt am Aufbau d. math.-naturwiss. Fak. d. Univ. in Istanbul, emigrierte in d. USA, Prof. f. Elektrophysik u. Dir. d. Laboratoriums f. Insulationsforsch. am Massachusetts Inst. f. Technol., s. BHdE II, u. d. Dagmar Franck, 1909–75, emigrierte mit ihrem Mann in d. USA, T d. James Franck, 1882–1964, Physiker, emigrierte 1933 in d. USA, Nobelpreis f. Physik 1925, s. BHdE II; NDB 24*), Kinderärztin (s. Outstandig women of America, 1967);
    Om Alfred Mautner (1886–1945), 1921 Baumeister, Mitinh. e. Bauuntern. in Mauer b. W., Fuhrwerksuntern., Blumenhändler, Architekt, emigrierte 1938 n. London.

  • Biographie

    Nach der Matura am Wiener Maximiliansgymnasium 1918 studierte W. Physik an der Univ. Wien und wurde 1921 mit der Arbeit „Photographische Wirkungen der Becquerelstrahlen“ zum Dr. phil. promoviert. Nach persönlicher Analyse bei Robert Hans Jokl (1890–1975) und psychoanalytischer Ausbildung wurde er 1924 Mitglied der „Wiener Psychoanalytischen Vereinigung“, 1925 Dozent an deren Lehrinstitut, 1928 ihr Bibliothekar und 1934 Schriftführer sowie Lehrausschußmitglied. In den 1930er Jahren wurde er von Sigmund Freud (1856–1939) eingeladen, an den privat stattfindenden wissenschaftlichen Sitzungen in kleinem Kreis in der Berggasse 19 teilzunehmen. 1932–38 gab W. mit Ernst Kris (1900–57) die Zeitschrift „Imago“ heraus. Mit seiner ersten Frau und seinen Töchtern emigrierte er 1938 in die USA, wo er am Boston Psychoanalytic Institute lehrte und 1941 der American Psychoanalytic Association beitrat (seit 1949 Mitgl. d. Programmkomitees). 1943 ging W. als Lehranalytiker an das Philadelphia Psychoanalytic Institute und arbeitete am Department of Social Economy des Bryn Mawr College. Später wechselte er an das neu gegründete Institute of the Philadelphia Association for Psychoanalysis und fungierte 1953–55 als Präsident sowie als Vorsitzender des Lehrausschusses dieser Gesellschaft. 1963 wurde W. Professor für Psychoanalyse im Department of Psychiatry des Jefferson Medical College (Philadelphia).

    W. gilt als einer der ersten Psychoanalytiker, die wesentlich zur Systematisierung der Psychoanalyse Sigmund Freuds beigetragen haben. Er beschäftigte sich speziell mit der Theorie und Therapie der Psychosen und befaßte sich eingehend mit der Konfliktpathologie und Pathogenese innerhalb der psychoanalytischen Theoriebildung. In der Auseinandersetzung der Wiener Psychoanalytiker um Anna Freud (1895–1982) mit den Ansichten Melanie Kleins (1882–1960) trug er 1935 die Wiener Positionen in London vor und versuchte erfolglos zu vermitteln (Zur Frage d. Genese d. psych. Konflikte im frühen Lebensalter, in: Internat. Zs. f. Psychoanalyse, 1936, S. 513–70).

    W. setzte sich früh mit gesellschaftspolitischen, kulturtheoretischen und soziologischen Fragestellungen auseinander und präsentierte 1935 im Rahmen seiner Englandreise und auf Einladung des befreundeten Historikers Hessel Duncan Hall (1891–1976), der ihn zur Mitarbeit im Völkerbund anregte, im Royal Institute of International Affairs seine Arbeit „The Psychological Aspects of International Affairs“. Die Zusammenarbeit führte zu einer seiner wichtigsten Publikationen „Psychological Aspects of War and Peace“ (1939). Auch seine letzte Veröffentlichung „Progress and Revolution“ (1967) stand im Zeichen seines besonderen Interesses, soziopolitische Aspekte mit psychoanalytischen zu verbinden. – W. gilt als loyaler Repräsentant und belesener Systematiker der klassischen Freudschen Psychoanalyse, der sein Wissen auch außerhalb psychoanalytischer Ausbildungsinstitute zu verbreiten suchte.

  • Auszeichnungen

    |Preis d. dt. Kant-Ges. (1930);
    R. W. Memorial Lecture d. Philadelphia Ass. for Psychoanalysis.

  • Werke

    |Über Mechanismen u. Beeinflussungsmöglichkeiten d. Psychosen, in: Internat. Zs. f. Psychoanalyse, 1924, S. 393–422;
    Über schizophrenes u. schöpfer. Denken, ebd., 1926, S. 208 ff.;
    Ätiologie u. Verlauf d. Massenpsychosen, in: Imago, 1935, S. 67–82, franz. Erstveröff. 1934;
    Einige soziol. Bemm. z. geschichtl. Situation d. Gegenwart, ebd., 82–91;
    The Basic Principles of Psychoanalysis, 1960, dt. Die Grundlagen d. Psychoanalyse, 1963;
    Progress and Rev., A Study of the Issues of Our Age, 1967;
    Psychoanalysis, Observation, Theory, Application, Selected Papers, 1976, dt. Ansichten d. Psychoanalyse, Eine Bestandsaufnahme, 1980;
    Bibliogr.: The Index of Psychoanalytic Writings, hg. v. A. Grinstein, 14 Bde., 1956–75.

  • Literatur

    |E. Jones, Sigmund Freud, Life and Work, 3 Bde., 1954–57, dt. 1960–62;
    S. A. Guttmann, in: Internat. Journ. of Psychoanalysis, 1969, S. 269–73;
    P. Roazen, Sigmund Freud u. sein Kreis, 1976;
    R. F. Sterba, Erinnerungen e. Wiener Psychoanalytikers, 1985;
    O. Fenichel, 119 Rundbriefe, 2 Bde., 1998;
    J. Reichmayr, „Anschluß“ u. Ausschluß, Die Vertreibung d. Psychoanalytiker aus Wien, in: F. Stadler (Hg.), Vertriebene Vernunft I, Neuaufl. 2004, S. 123–81;
    G. Nieder, in: Personenlex. d. Psychotherapie, 2005, S. 492 f.;
    BHdE II;
    Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft;
    Biogr. Lex. Psychoanalyse.

  • Porträts

    |Photogr., 1934, Abb. in: T. N. Gidal u. V. Friedrich (Hg.), Die Freudianer, Auf d. 13. Internat. Psychoanalyt. Kongreß 1934 in Luzern, 1990, Abb. 84 u. 120;
    Dokumentarfilm: Sigmund Freud, seine|Fam. u. seine Kollegen, 1928–47, v. Ph. Lehrman, Abb. daraus, in: L. Lehrman Weiner (Hg.), Sigmund Freud durch Lehrmans Linse, 2004, S. 65 u. 198.

  • Zitierweise

    Mühlleitner, Elke, "Wälder, Robert" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 173-175 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137996.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA