Lebensdaten
1862 – 1930
Geburtsort
Gumbinnen (Ostpreußen)
Sterbeort
Gumbinnen (Ostpreußen)
Beruf/Funktion
Inkunabelforscher
Konfession
reformiert
Namensvarianten
  • Voulliéme, Ernst Hermann
  • Voulliéme, Ernst
  • voullieme, ernst
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Zitierweise

Voulliéme, Ernst, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz137800.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus hugenott. Fam., d. aus d. Umgebung v. Vouille u. Chatellerault über d. Schweiz n. Preußen einwanderte;
    V Heinrich Adolf (* 1833) Steuerbeamter, S d. Gottlieb (1788–1847), Lehrer in Kiaulkehmen (Ostpr.), u. d. Esther Mathee (* 1793);
    M Minna Tolksdorf (1833–65?);
    Elfriede Leidig;
    5 S (1 früh †) Friedrich Wilhelm Adolf (* 1899), Walter (* 1902), Reinhold Ernst (* 1904), Dr. phil., Chemiker, Adolf Hermann (* 1909), 4 T Gertrud Charlotte, Marta Erna, Anna Magdalena, Paula Charlotte;
    Verwandte Wilhelmine (1823–96, August Jung, 1826–82, Lehrer in Kiaulkehmen), deren T Frieda Jung (1865–1929, 1886 1887 Otto [?] Brauer, * 1853, Volksschullehrer in G.), Kindergärtnerin, Erzieherin, ostpreuß. Dichterin (s. Altpreuß. Biogr. I), Eva Raffel (* 1955), Dr. phil., Inkunabel- u. Stammbuchforscherin in Weimar u. Tübingen.

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1882 auf dem Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin studierte V. in Berlin und Halle Klassische Philologie und v. a. Archäologie und schloß das Studium 1887 mit der Promotion über „Quomodo veteres adoraverint“ bei Heinrich Heydemann (1842–89) in Halle ab. Anschließend begann er den Bibliotheksdienst (1888–1927) zunächst als Volontär in Berlin, ab 1889 an der Universitätsbibliothek Bonn. Mit dem Auftrag, die dortigen Inkunabeln zu verzeichnen (Die Inkunabeln der Kgl. Univ.bibl. zu Bonn 1894, Nachdr. 1968), fand V. sein bibliothekarisches Lebensthema und widmete sich fortan der Erforschung der Wiegendrucke.

    Bahnbrechend wurde sein Verzeichnis „Der Buchdruck Kölns bis zum Ende des 15. Jh.“ (1903, Nachdr. 1978) mit 1271, nahezu allen in Köln erschienenen Wiegendrucken. V. beschrieb sie auf hohem Niveau und legte in der Einleitung mit der Darstellung der einzelnen Offizine (Lebensumstände, Typen, Bilderschmuck) sowie durch Tabellen und Register erstmals eine umfassende Erforschung des Kölner Buchdrucks vor. 1912 folgte eine Publikation über die Typen der Kölner Drucker des 15. Jh.

    Nach dem Wechsel 1896 an die Kgl. Bibliothek Berlin (heute Staatsbibl.) wurde V. ab 1906 einer der wichtigsten Mitarbeiter am dort angesiedelten internationalen „Gesamtkatalog der Wiegendrucke“ (GW). Sein Kölner Verzeichnis von 1903 war hierfür eine wichtige methodische und technische Vorbereitung. Zu V.s Aufgaben gehörte die Beschreibung vieler kleinerer und größerer Inkunabelbestände Preußens, gedruckt z. B. für Berlin (1906) und Trier (1910, alle Nachdrr. 1968). Grundlage war dabei die von Robert Proctor (1868–1903) und Konrad Haebler (1857–1946) entwickelte Methode zur Bestimmung von Wiegendrucken, die in Haeblers Typenrepertorium ihre gültige Gestalt fand und die V. virtuos anwandte. Er wurde einer der besten Kenner der im 15. Jh. benutzten Schriften (Drucktypen) und gab seine Kenntnisse in den großangelegten Abbildungswerken „Monumenta Germaniae et Italiae typographica“ (von Konrad Burger [1856– 1912] begründet) und den noch umfangreicheren und weiter ausholenden Typenreproduktionen der „Veröffentlichungen der Gesellschaft für Typenkunde“ (GfT), an denen er bis zuletzt arbeitete, weiter.

    Aus seiner Beschäftigung mit den „Monumenta“ entstand das vielbenutzte Handbuch „Die deutschen Drucker des 15. Jh.“ (1916, ²1922, Nachdr. 1971), in dem V. die einzelnen Drucker und ihre Produktion, v. a. die Drucktypen, mit vielen Beispielen vorstellte. Im GW schrieb er die Nachträge zu Hains „Repertorium bibliographicum“, legte das Verzeichnis der Einblattdrucke an und verfaßte zahlreiche Einzelstudien zu Inkunabeldruckern, gab Faksimileausgaben heraus und entwickelte eine umfangreiche Rezensionstätigkeit im Umkreis seiner Thematik. Ab 1921 war V. Leiter der Berliner Inkunabelsammlung; er machte sich auch um deren Vermehrung (ca. 1500 Wiegendrucke zusätzlich) verdient.

  • Auszeichnungen

    |Mitgl. d. Komm. f. d. GW (1904);
    Tit.-Prof. (1907);
    Oberbibliothekar;
    Rat IV. Kl. (1909).

  • Werke

    W-Verz. E. v. Rath, E. V. als Inkunabelforscher, Ein Verz. seiner Arbb. zu seinem sechzigsten Geb.tag, 1922 (Erg. hierzu s. Husung, 1930, s. L).

  • Literatur

    L M. J. Husung, in: Zbl. f. Bibl.wesen 48, 1930, S. 189–92;
    Dt. Staatsbibl. 1661–1961, Bd. 1: Gesch. u. Gegenwart, 1961, S. 390–95 (P);
    A. Schmitt, „Los! … Die Schreibereien sind aber langweilig, also Taten“, 100 J. „Gesamtkat. d. Wiegendrucke“ u. 100 J. Berliner Inkunabelkat. im Spiegel d. Briefe v. E. V. an Konrad Haebler, in: Gutenberg-Jb. 81, 2006, S. 179–87;
    LGB².

  • Autor/in

    Wolfgang Schmitz
  • Zitierweise

    Schmitz, Wolfgang, "Voulliéme, Ernst" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 137-138 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137800.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA