Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Bankiers
Konfession
-
Namensvarianten
  • Vontobel

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Vontobel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz137548.html [29.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Jakob (1885–1976) war der Sohn des Metzgers Hans Jakob aus Irgenhausen-Pfäffikon, und der Emma Ida Bachmann. Die Familie verlegte den Wohnsitz 1889 nach Zürich, wo Jakob beim Waisenhausamt der Stadt Zürich arbeitete und bis 1910 zum Kanzlisten 1. Klasse aufstieg. 1911 wechselte er als Leiter der neugeschaffenen Abteilung für Testamente und Erbschaften zur Bank „Leu & Co.“, eine der führenden Zürcher Banken, die damals mit einem Teil ihres Geschäfts stark auf Deutschland ausgerichtet war. 1915 heiratete Jakob Emma Höhn (1887–1978), deren Mutter aus Deutschland eingewandert war. 1932 wurde er stellv. Direktor der Börsen- und Effektenabteilung der Bank Leu, 1936 unternahm er den Schritt in die Selbständigkeit mit dem Kauf der Börsenagentur „Haeberli & Cie.“ in Zürich (gegr. 1924). Die Firma „J. Vontobel & Co.“ gehörte seitdem gemäß schweizer. Bankenregulierung zur Gruppe der „Privatbankiers, die sich nicht öffentlich zur Annahme fremder Gelder empfehlen“ und mit ihrem persönlichen Vermögen haften. Das anfängliche Geschäftsfeld der Bank war Wertpapierhandel und die Betreuung von Privatkunden und Regionalbanken.

    Hans (1916–2016), Sohn von Jakob und Emma, studierte Rechtswissenschaften in Zürich (Dr. iur. 1942), arbeitete anschließend für ein Jahr als Stagiaire (Praktikant) bei der Bank Pictet in Genf und trat 1943 in die väterliche Bank ein. Im selben Jahr heiratete er Margrit Gut, mit der er vier Kinder hatte. 1950 wurde er Juniorpartner und übernahm schrittweise die operative Leitung der Bank (1969 Einsetzung e. Direktionsstabs). 1984–91 war er Präsident der „Vontobel Holding AG“, seither Ehrenpräsident. Lange diente er als Infanterieoffizier der Schweizer. Armee (1944 Hptm., 1949 Gen.stabsoffz., 1953 Major, 1962 Oberst, 1962–65 Kdt. d. Inf.-Rgt. 26). Seit 1960 war Hans Mitglied des Vorstands des Effektenbörsenvereins Zürich, 1961–74 dessen Präsident. 1967–85 war er Präsident der Handelskammer Deutschland-Schweiz in Zürich, 1970–91 Mitglied des Verwaltungsrats der „Schweizer. Bankiervereinigung“. Er betätigte sich außerdem als Mäzen und errichtete verschiedene Stiftungen auf dem Gebiet von Ausbildung und Gemeinnützigkeit.

    Hans-Dieter (* 1944), Sohn von Hans und Margrit, studierte Rechtswissenschaften in Zürich (Dr. iur. 1971). 1972 trat er in die Bank ein, war seit 1977 unbeschränkt haftender Partner zusammen mit seinem Vater und Max Zaugg, 1984–89 Vorsitzender der Geschäftsleitung der Bank und 1991–2002 Präsident der „Vontobel Holding AG“. Er war Generalstabsoffizier und Oberst (1989–91 Kdt. d. Inf.-Rgt. 28). Verschiedene Mitglieder der vierten Generation sind bis heute mit der Bank verbunden und betonen den Willen zur Unabhängigkeit.

    Die Bank entwickelte sich unter der Leitung der vier Generationen V. zu einem auf vermögende Privatkunden, institutionelle Anleger und Investmentbanking spezialisierten Institut. 1940 löste Jakob als unbeschränkt haftender Gesellschafter die Kommandite von 300 000 Franken der „Aktiengesellschaft für Partizipationen“, Zürich ab. Während des 2. Weltkriegs war die Tätigkeit der auf Effektenhandel spezialisierten Bank eingeschränkt. 1944 / 45 stand sie vorübergehend auf der „Schwarzen Liste“ der Alliierten, wurde jedoch von dieser gestrichen, nachdem der von der Bank beauftragte Revisionsbericht von „Price Waterhouse & Co.“ vom Nov. 1945 keine ungewöhnlichen Geschäfte mit den Achsenmächten festgestellt hatte. Die 1996 eingerichtete „Volcker-Kommission“ fand gemäß Angaben der Bank keine „nachrichtenlosen Konti“. In der Nachkriegszeit erfolgte ein rascher Aufschwung der Bank, einerseits durch den Ausbau der ausländischen Kundenbeziehungen, u. a. in Deutschland, andererseits durch die Verstärkung der Kontakte zu inländischen regionalen Finanzinstituten.

    J. Vontobel & Co.“ trat über lange Jahre v. a. als „Börsenbank“ in Erscheinung, was sich auch in der Präsidentschaft der Zürcher Börse durch Hans bis 1974 manifestierte. 1962 gelang der Bank der Eintritt in das von den Großbanken dominierte Syndikat für Auslandsanleihen. 1976 wurde „J. Vontobel & Co.“ in eine Kommanditgesellschaft, 1984 in eine Aktiengesellschaft mit Holdingstruktur umgewandelt, seit 1986 werden die Aktien der Bank an der Börse gehandelt. Ein Aktionärsbindungsvertrag sichert der Familie V. seit 2002 zusammen mit anderen Kapitaleignern entscheidenden Einfluß auf die Bank. 2004–14 besaß die „Raiffeisen Schweiz Genossenschaft“ eine Minderheitsbeteiligung. Seit den 1990er Jahren erfolgte eine gezielte Expansion der Bank mit neuen operativen Einheiten und Übernahmen im In- und Ausland (u. a. Commerzbank [Schweiz] AG 2009). Die „Vontobel Europe AG“ mit Sitz in München erhielt 2009 die Vollbanklizenz für Deutschland.

    Im Gegensatz zum allgemeinen Trend der Nachkriegszeit, als viele andere Privatbankiers vom Markt verschwanden oder von den Großbanken aufgekauft wurden, schaffte die Bank Vontobel den Aufstieg in die Gruppe der größeren Privatbankhäuser der Schweiz nach dem 2. Weltkrieg in der kurzen Zeit von rund 30 Jahren.

  • Auszeichnungen

    A zu Hans: Dr. h. c. (Bratislava 1996);
    Ständiger Ehrengast d. Univ. Zürich (2009).

  • Werke

    W zu Hans: Die internat. Verflechtung d. Schweizer Effektenbörsen, 1961;
    Der Schweizer Privatbankier im Wandel d. Zeit, in: Wirtsch. u. Recht 19, 1967, S. 196–200;
    Der Standort d. Schweizer Privatbankiers, in: Banken u. Bankgeschäfte in d. Schweiz, hg. v. E. Gsell, 1969, S. 195–205;
    Hat d. Börse in d. Inflation noch e. Zukunft?, in: Wirtsch.revue 15, 1974, S. 32–34;
    Unverbucht, Betrachtungen e. Bankiers, 1990;
    Erwartungen d. Privatbanken anlässlich d. neuen Börsengesetzes, in: Bankwirtschaftl. Konsequenzen neuerer Rechtsentwicklungen, hg. v. E. Kilgus u. a., 1992, S. 35–44;
    Der Mensch als d. Mass, Bemm. zu e. globalisierten Welt, ²2007, zahlr. Ztg.art. in NZZ z. Börsenentwicklung.

  • Literatur

    |S. Giger, Hans V., Bankier, Patron, Zeitzeuge, 2009 (P);
    K. Fehr, Vontobel 1924–2012, 2012 (P).

  • Autor/in

    Willi Loepfe
  • Zitierweise

    Loepfe, Willi, "Vontobel" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 107-108 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz137548.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA