Lebensdaten
1946 – 1975
Geburtsort
Stollhofen (heute Rheinmünster, Landkreis Rastatt)
Sterbeort
München
Beruf/Funktion
Ballettsolist ; Balletttänzer
Konfession
römisch-katholisch
Normdaten
GND: 118513842 | OGND | VIAF: 1771049
Namensvarianten
  • Bosl, Erhard Heinrich
  • Bosl, Heinz
  • Bosl, Erhard Heinrich

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Zitierweise

Bosl, Heinz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118513842.html [18.04.2024].

CC0

  • Heinz Bosl gehört zu den herausragenden deutschen Ballettpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Als Danseur noble des Balletts der Bayerischen Staatsoper in München feierte er von 1967 bis 1975 sensationelle Erfolge und machte als Partner der britischen Primaballerina Margot Fonteyn (1919–1991) international Karriere. Gastspiele führten ihn u. a. nach Nord- und Südamerika, Großbritannien und Ostasien sowie in die Sowjetunion.

    Lebensdaten

    Geboren am 21. November 1946 in Stollhofen (heute Rheinmünster, Landkreis Rastatt)
    verstorben am 12. Juni 1975 in München
    Grabstätte Parkfriedhof in München-Untermenzing
    Konfession: römisch-katholisch
    Heinz Bosl, Imago Images (InC)
    Heinz Bosl, Imago Images (InC)
  • Lebenslauf

    21. November 1946 - Stollhofen (heute Rheinmünster, Landkreis Rastatt)

    1952 - 1956 - München-Untermenzing

    Schulbesuch (Volksschulabschluss)

    Volksschule

    8.10.1956 - 1960 - München

    Kinderballettschule

    Bayerische Staatsoper

    1960 - 1962 - München

    Elevenklasse (Abschlussexamen)

    Ballett der Bayerischen Staatsoper

    1964 - 1975 - München

    Mitglied des Ballettensembles (seit 1965 Vollgruppentänzer, seit 1966 Vortänzer)

    Bayerische Staatsoper

    1.9.1967 - München

    Solotänzer

    Bayerische Staatsoper

    1968 - 1972 - München

    Zusammenarbeit mit John Cranko (1927–1973)

    Bayerische Staatsoper

    1973 - 1975 - u. a. Berlin, Paris, Hongkong, San Francisco, Santiago de Chile, Tokio

    u. a. Deutsche Oper, Théâtre des Champs-Élysées

    12. Juni 1975 - München
  • Genealogie

    Vater Josef Bosl 18./19.7.1903–24.12.1971 aus München; Maschinensetzer beim Süddeutschen Verlag, München
    Mutter Emma (Emmy) Magdalena Bosl, geb. Gausch, gesch. Ronecker 16.4.1920–2003 aus Stollhofen (heute Rheinmünster, Landkreis Rastatt); Hausfrau
    zwei Geschwister eine weitere Schwester
    ein weiterer Bruder
    Heirat ledig
    Lebenspartnerin (ca. 1967–1975) Margot Werner 8.12.1937–1.7.2012 Tänzerin, Entertainerin
    Kinder keine
    Diese Grafik wurde automatisch erzeugt und bietet nur einen Ausschnitt der Angaben zur Genealogie.

    Bosl, Heinz (1946 – 1975)

    • Vater

      Josef Bosl

      18./19.7.1903–24.12.1971

      aus München; Maschinensetzer beim Süddeutschen Verlag, München

    • Mutter

      Emma Bosl

      16.4.1920–2003

      aus Stollhofen (heute Rheinmünster, Landkreis Rastatt); Hausfrau

    • Heirat

  • Biografie

    alternativer text
    Heinz Bosl (rechts), Imago Images (InC)

    Bosl wuchs in Dortmund auf, ehe die Familie 1952 nach München zog, der Heimatstadt des Vaters. Nach Besuch der Volksschule München-Untermenzing trat er 1956 in das Kinderballett der Bayerischen Staatsoper ein und absolvierte parallel auf Wunsch seines Vaters Musikunterricht im Trappschen Konservatorium und später im Waltershausen-Seminar. Von Erna Gerbl (geb. 1898) und Kitty (Haine-)Wirthmiller (geb. 1927) ausgebildet, stand Bosl bereits als Kind auf der Bühne. 1960 wurde er in die Elevenklasse der Bayerischen Staatsoper übernommen und von Helen Kraus-Natschewa (1913-2004) gefördert. Während seiner Ausbildung betraute ihn Ballettdirektor Heinz Rosen (1908–1972) mit kleineren Aufgaben. Seit 1964 Ensemblemitglied des Balletts der Bayerischen Staatsoper, wurde er von Rosen zunächst in eigenen Choreografien wie „Dance – Panels in Seven Movement“ (1963) und „Lamenti“ (1965) besetzt. In der „Scotch Symphony“ (1964) von George Balanchine (1904–1983) absolvierte er eine kleinere Rolle an der Seite seiner späteren Lebensgefährtin Margot Werner (1937–2012), mit der er 1967 auch im „Dreispitz“ von Gustav Blank (1908–1987) zu sehen war. Seine hochpräzise Technik kam bei Gala-Abenden im Bauern-Pas de deux aus „Giselle“ (1966) und im Pas de deux „Blumenfest in Genzano“ (1967) von August Bournonville (1805–1879) zur Geltung – beide mit Heidi Högl (geb. 1942) als Partnerin. 1967 zum Solisten ernannt, machte er dem Tanzkritiker Max Niehaus (1888–1981) zufolge mit seinem starken Ausdrucksvermögen auf sich aufmerksam, v. a. als Jason im „Medea“-Ballett (1967), choreografiert von Birgit Cullberg (1908–1999). Dramatisches Talent entfaltete Bosl als Diener Planchet in dem Ballett „Die drei Musketiere“ (1967) von Flemming Flindt (1936–2009).

    Entscheidend für Bosls Karriere war das Engagement von John Cranko (1927–1973), der als Chefchoreograf von 1968 bis 1972 zusätzlich zu seinen Stuttgarter Verpflichtungen de facto die Leitung des Balletts der Bayerischen Staatsoper übernahm. In abstrakten Balletten wie „Begegnung in drei Farben“ (1968) und „Présence“ (1970) eingesetzt, tanzte Bosl 1968 in Crankos „Romeo und Julia“-Version in der Nebenrolle des Mercutio; 1969 verkörperte er dank seiner Vielseitigkeit, Bühnenpräsenz und Persönlichkeit dort die Rolle des Romeo mit Konstanze Vernon (1939–2013) als Julia darstellerisch hervoragend. Mit dieser Partnerin interpretierte er 1970 auch Crankos „Schwanensee“, 1972 „Die Jahreszeiten“ und dessen „Onegin“-Ballett sowie nach Crankos Tod 1973 „Der Nussknacker“ von John Neumeier (geb. 1939), 1974 „Apollon musagète“ von Balanchine zur Musik von Igor Strawinsky (1882–1971) und 1975 Peter Wrights (geb. 1926) „Giselle“-Fassung. Bosls Charisma, seine schlanke, bravouröse Technik, die federnde Sprunggewalt, sein vielgerühmter Fleiß und die Herzlichkeit der Gestaltung zeigten sich ebenfalls 1971 in seiner Rolle als Colas in „La Fille mal gardée“ von Frederick Ashton (1904–1988) und 1972 in „Der Widerspenstigen Zähmung“ von Cranko. Herausragend war Bosl in der Hauptrolle von Crankos „Onegin“ (1972), die ihm die ganze Ausdruckspalette abverlangte.

    Danseur noble comme il faut behauptete Bosl auch unter Crankos Nachfolger Ronald Hynd (geb. 1931) seine Spitzenstellung im Ballett der Bayerischen Staatsoper. Margot Fonteyn (1919–1991) beobachtete Bosl 1972 bei einer Gala in München und lud ihn danach zu Gastauftritten ein. 1973 interpretierte er mit ihr bei der Ballettfestwoche der Deutschen Oper Berlin das Märchen-Ballett „Dornröschen“. Fonteyn erwählte ihn zu ihrem bevorzugten Partner und gastierte mit ihm in über achtzig Vorstellungen weltweit, u. a. in „Schwanensee“ in Paris sowie in Auftritten in Hongkong, San Francisco (Kalifornien, USA), Santiago de Chile und Tokio. Bosl war einer der wenigen Deutschen, die international Karriere machten und mit den renommiertesten Ballerinen tanzten, z. B. mit Eva Evdokimova (1948–2009) und Natalia Makarova (geb. 1940). Auf dem Gastspiel des Stuttgarter Balletts in der Sowjetunion 1972 verkörperte er bei Aufführungen in Moskau und Leningrad den Petrucchio an der Seite von Birgit Keil (geb. 1944).

    Bereits 1975 verstarb Bosl aufgrund einer Krebserkrankung. Margot Fonteyn bezeichnete ihn in ihrem Nachruf als den „besten Tänzer“ seiner Zeit. 1976 versammelte Percy Adlon (geb. 1935) die wenigen erhaltenen Film- und Fernsehaufzeichnungen in einem Porträt für den Bayerischen Rundfunk. Konstanze Vernon rief 1978 die Heinz-Bosl-Stiftung ins Leben, die bis heute erfolgreich das klassische Ballett, den Tanz sowie die Ausbildung und Ausbildungsbedingungen für den tänzerischen Nachwuchs in Deutschland fördert.

  • Auszeichnungen

    1966 Mitglied in der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger
    1978 Heinz-Bosl-Stiftung, München
  • Quellen

    Nachlass:

    Privatbesitz.

    Weitere Archivmaterialien:

    Bayerische Staatsoper München, Registratur. (Personalakt)

    Gedruckte Quellen:

    Blätter der Bayerischen Staatsoper, H. 8, 1972/73, S. 114–116. (P)

    Klaus Geitel, Heinz Bosl, in: Ballett 1973. Chronik und Bilanz des Ballettjahres, 1973, S. 43–45.

    Blätter der Bayerischen Staatsoper, H. 8, 1974/75: Programmheft „Romeo und Julia“, 1.10.1974, Programmheft „Giselle“, 17.10.1974. (P)

    Margot Fonteyn, Heinz Bosl, in: Ballett 1975. Chronik und Bilanz des Ballettjahres, 1975, S. 16.

    Margot Fonteyn, Meine Erlebnisse mit Heinz Bosl, in: Münchner Merkur v. 27.3.1976.

    Margot Fonteyn, Die zertanzten Schuhe. Geschichte meines Lebens, 31983, S. 156 u. 313–315. (P)

    Margot Werner, …und für jeden kommt der Tag, 1982; durchges. Neuausg. u. d. T. Traumflüge. Vom Ballett zum Gesang, 1986, 1988. (P)

  • Werke

    Rollen- und Auftrittsverzeichnis:

    Max Niehaus, Heinz Bosl, 1975, 41983, S. 98–100 u. 110–112.

    Stücke und Rollen:

    Dance – Panels in Seven Movements, 1963, Choreograf: Heinz Rosen.

    Etudes, 1964, Choreograf: Harald Lander.

    Scotch Symphony, 1964, Choreograf: George Balanchine.

    Verehrer der Müllerin, in: Der Dreispitz, 1967, Choreograf: Gustav Blank.

    Hirte, in: La Symphonie fantastique, 1967, Choreograf: Heinz Rosen.

    Planchet, in: Die drei Musketiere, 1967, Choreograf: Flemming Flindt.

    Jason, in: Medea, 1967, Choreografin: Birgit Cullberg.

    Begegnung in drei Farben, 1968, Choreograf: John Cranko.

    Mercutio, in: Romeo und Julia, 1969, Choreograf: John Cranko.

    Daphnis, in: Daphnis und Chloe, 1969, Choreograf: John Cranko.

    Casanova, in: Casanova in: London, 1969, Choreograf: Janine Charrat.

    Romeo, in: Romeo und Julia, 1969, Choreograf: John Cranko.

    Prinz Siegfried, in: Schwanensee, 1970, Choreograf: John Cranko nach Marius Petipa und Lew Iwanow.

    Don Quichote, in: Présence, 1970, Choreograf: John Cranko.

    Colas, in: La Fille mal gardée, 1971, Choreograf: Frederick Ashton.

    Petrucchio, in: Der Widerspenstigen Zähmung, 1972, Choreograf: John Cranko.

    Onegin, in: Onegin, 1972, Choreograf: John Cranko.

    Die Jahreszeiten, 1972, Choreograf: John Cranko.

    Günther, in: Der Nussknacker, 1973, Choreograf: John Neumeier.

    Große Fuge, 1973, Choreograf: Hans van Manen.

    Apollon, in: Apollon musagète, 1974, Choreograf: George Balanchine.

    Der Tod und das Mädchen, 1974, Choreograf: Erich Walter.

    Albrecht, in: Giselle, 1974, Choreograf: Peter Wright nach Jean Coralli und Jules Perrot.

  • Literatur

    Monografien und Sammelbände:

    Max Niehaus, Heinz Bosl, 1975, 41983. (P)

    Max Niehaus/Emmy Bosl (Hg.), Heinz Bosl, 1975, 41983. (P)

    Aufsätze und Artikel:

    Charlotte Nennecke, Vor und hinter den Kulissen. Heinz Bosl, in: Süddeutsche Zeitung v. 13.3.1968.

    N. N., Fin del Exodo Musical, in: El Mercurio v. 11.9.1974. (P)

    Erich Scheibmayr, Letzte Heimat, Persönlichkeiten in Münchner Friedhöfen 1784–1984, 1985, S. 219.

    Horst Koegler, Der geborene Kronprinz. Zum dreißigsten Todestag von Heinz Bosl, in: tanznetz v. 14.6.2005. (Onlineressource)

    Konstanze Vernon, Mein Partner Heinz Bosl, in: 30 Jahre Heinz-Bosl-Stiftung, hg. v. d. Heinz-Bosl-Stiftung, 2008, S. 5 f. (P)

    Gudrun Passarge,… dieses totale Geben, in: Süddeutsche Zeitung v. 23.9.2013.

    Walter G. Demmel, Heinz Bosl, Solotänzer an der Bayer. Staatsoper München, ein berühmter Untermenzinger, in: Münchner Wochenanzeiger v. 9.1.2014.

    Nachrufe:

    Hartmut Regitz, Zum Tode von Heinz Bosl, in: Das Tanzarchiv 23 (1975), H. 8, S. 253 f.

    Karsten Peters, Ein bitterer, schmerzhafter Verlust. Zum Todestag des Tänzers Heinz Bosl, in: Abendzeitung (München) v. 12.6.1976.

    Lexikonartikel:

    N. N., Art. „Bosl, Heinz“, in: Horst Koegler/Helmut Günther (Hg.), Reclams Ballettlexikon, 1984, S. 72.

    Kurt Malisch, Art. „Bosl, Heinz, Balletttänzer“, in: Karl Bosl (Hg.), Bosls Bayerische Biographie. 1000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten, Ergänzungsbd., 1988, S. 16.

    Horst Koegler, Art. „Bosl, Heinz", in: Selma Jeanne Cohen (Hg.), International Encyclopedia of Dance, Bd. 1, 1998, S. 500 f.

    N. N., Art. „Bosl, Heinz, Tänzer“, in: Hans-Michael Körner unter Mitarbeit v. Bruno Jahn (Hg.), Große Bayerische Biographische Enzyklopädie, Bd. 1, 2005, S. 210.

    Wiebke Hüster/Ralph-Günther Patocka, Art. „Vernon, Konstanze", in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 765–767. (Onlineressource)

  • Onlineressourcen

  • Porträts

    Fotografien v. Siegfried Enkelmann (1905–1978), Deutsches Tanzarchiv Köln.

    Fotografie v. Max Niehaus (1888–1981), 1969, Abbildung in: Siegfried Enkelmann, Ein halbes Jahrhundert Tanz- und Ballett-Fotografie, 1978, Abb. 3.

  • Autor/in

    Hartmut Regitz (Berlin)

  • Zitierweise

    Regitz, Hartmut, „Bosl, Heinz“ in: NDB-online, veröffentlicht am 01.07.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/118513842.html#dbocontent

    CC-BY-NC-SA