Lebensdaten
1894 – 1965
Geburtsort
Heppenheim/Bergstraße
Sterbeort
Wernigerode (Harz)
Beruf/Funktion
Agrarwissenschaftler ; Getreidezüchter
Konfession
-
Normdaten
GND: 1080034617 | OGND | VIAF: 38145003668061340661
Namensvarianten
  • Vettel, Franz
  • Vettel, F.

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Zitierweise

Vettel, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1080034617.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jakob (II.) (1858–1944), Weinbauer, Gastwirt, Metzger in H.;
    M Katharina Neher (1864–1955);
    Niedermarsberg 1922 Paula (1898−1969), T d. Johann Biederbeck (1853−1927), Ökonom in N. (?), u. d. Maria Runte (1861−1917);
    2 S u. a. Franz jun. (* 1931), Dr. agr., Getreidezüchter, zuletzt Saatzuchtleiter in Söllingen, Fachschullehrer in Braunschweig (s. Biogr. Lex. Pflanzenzüchtung), 3 T.

  • Biographie

    V. besuchte die ghzgl. Oberrealschule zu Heppenheim und arbeitete seit 1911 als Volontär der Landwirtschaft auf einem Hof in Frankenberg (Steigerwald) und kurz darauf in der Saatzuchtwirtschaft des Getreidezüchters Georg Heil (1866–1921) in Gelchsheim (Unterfranken). Hier förderte ihn der Pflanzenzüchter und Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts in Halle/Saale, Ferdinand Wohltmann (1857–1919). Nach dem Kriegsdienst 1914–18 studierte V. seit 1919 in Halle Landwirtschaft (1921 Dipl.-Landwirt u. Saatzuchtinspektor). Bereits während des Studiums als Hilfsassistent bei Bertram Kalt an der Pflanzenzuchtstation des Instituts für Ackerbau, Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Univ. Halle tätig, wurde er hier 1922 wissenschaftlicher Assistent des Institutsdirektors Theodor Roemer (1883–1951) und 1926 Saatzuchtleiter der renommierten „Fa. Saatzucht F. Heine“ in Hadmersleben in der Magdeburger Börde. 1945–48 in einem sowjet. Lager interniert, übernahm V. 1949 wieder die Leitung der Saatzuchtstätte, die 1952 als Forschungsstelle für Getreidezüchtung der neu gegründeten Dt. Akademie der Landwirtschaftswissenschaften (DAL) zu Berlin angeschlossen und zu einer modernen Einrichtung mit eigenem Lehr- und Versuchsgut ausgebaut wurde. Als er 1961 in der DAL entschieden gegen den Bau der Berliner Mauer protestierte und dies auch gegenüber dem ZK der SED bekräftigte, wurde er kurzfristig in den Ruhestand versetzt, den er in Wernigerode verlebte.

    V. zählt zu den erfolgreichsten dt. Getreidezüchtern. Hatte die Generation der Pflanzenzüchter um Ferdinand Heine (1840–1920) ihre Fortschritte v. a. durch Auslesezüchtung, d. h. durch Selektion von Pflanzen mit bestimmten Merkmalen aus Landsorten, erreicht, so führte V. in Hadmersleben die bei Roemer praktizierte neue Methode der Kombinationszüchtung ein. Zuchtziel waren ertragreiche und -sichere (krankheitsresistente), robuste (winter- und standfeste) Getreidesorten mit hoher Back- bzw. Brauqualität, die sich für die industrielle Landwirtschaft (mit Beregnung, Mähdrusch etc.) eigneten. Durch gezielte Kreuzung der besten Heineschen Auslesen mit anderen Sorten und Herkünften züchtete V. in vier Jahrzehnten mehr als 30 neue Sorten, die weite Verbreitung fanden und als Kreuzungseltern für viele spätere europ. Zuchtsorten bedeutsam wurden. So wurde die Spitzensorte „Heine VII“ als erster dt.|Mähdruschweizen schon kurz nach der Zulassung 1950 auch in der Bundesrepublik und in Westeuropa bevorzugt angebaut. Neben Winter- und Sommerweizen, Sommergerste, Hafer und Winterroggen befaßte sich V. seit Ende der 1930er Jahre mit der eiweißreichen Weißen Lupine als potentielles „deutsches Soja“ und brachte 1949 erste Sorten heraus. Die vorherrschende Kombinationszüchtung wurde in den 1950er Jahren um Methoden der Mutations- und Polyploidiezüchtung ergänzt. V. begründete in Hadmersleben mit Rudolf Schulze (1900–72), Werner Plarre (1920–99), Wolfgang Porsche (* 1928), Dieter Lau (1929–2014) u. a. eine bedeutende Schule der Getreidezüchtung, die bis in die Gegenwart fortwirkt.

  • Auszeichnungen

    A Nat.preis II. Kl. f. Wiss. u. Technik d. DDR (1951);
    Dr. agr. h. c. (Univ. Halle 1952);
    o. Mitgl. d. DAL (1952, 1955 Prof.);
    Prof.-Roemer-Gedenkmedaille d. AG Getreideforsch., Detmold (1954);
    VVO in Silber (1960).

  • Werke

    W u. a. Können wir ertragreiche Qualitätsweizen züchten? in: Der Züchter 6, 1934, S. 193–99 (mit P. Pelshenke);
    Die Entwicklung d. dt. Hartweizens, seine Anbauwürdigkeit u. seine Qualitätseigenschaften, in: Forsch.dienst, Sonderh. 10, 1938, S. 38–43;
    Mehrj. Heterosisversuche mit Winterroggen, in: Zs. f. Pflanzenzüchtung 34, 1955, S. 233–48 (mit W. Plarre);
    Vergleichende Unterss. an mehrj. durchgeführten Saatzeiten- u. Vernalisationsversuchen m. Lupinus albus, ebd. 40, 1958, S. 125–50 (mit. dems.);
    Testmethoden u. Heterosiseffekte b. diploidem Winterroggen (Secale cereale L.), ebd. 46, 1961, S. 125–54 (mit dems.);
    Stand d. Qualitätszüchtung b. Weizen, in: SB d. DAL z. Berlin 5, 1956, H. 11, S. 1–32;
    Züchtungsmethod. Fragen d. Neu- u. Erhaltungszüchtung b. Weizen, Gerste u. Hafer, ebd. 6, 1957, H. 6, S. 1–39;
    Verstärkter Braugerstenanbau u. Berücksichtigung d. Sortenfrage, in: Dt. Landwirtsch. 10, 1959, S. 170–74 (mit D. Lau);
    Die Verbesserung d. dt. Getreidequalitäten durch Züchtung, I. Roggen, (mit R. Schulze), II. Weizen, in: Die Getreidemühle 4, 1960, S. 178–80, 257–60.

  • Literatur

    L I. Maiss, in: Die Dt. Landwirtsch., N. F. 10, 1959, S. 153;
    G. Stenz, ebd. 16, 1965, S. 514 f.;
    A. Lein, in: Mitt. d. Dt. Landwirtsch. Ges. 80, 1965, S. 1241;
    W. Hoffmann, in: Zs. f. Pflanzenzüchtung 55, 1966, S. 95–99 (P, W-Verz.);
    G. Bauch, 100 J. Getreidezüchtung u. Saatgutproduktion in Hadmersleben, in: Ak. d. Landwirtsch.wiss. d. DDR, Tag.ber. 288, 1990, S. 11–21;
    W. Porsche, F. V. (1894–1965), e. passionierter Getreidezüchter in d. Magdeburger Börde, in: M. Stein (Hg.), Sachsen-Anhalt, e. Wiege d. Pflanzenzüchtung, 1998, S. 107–15 (P);
    Biogr. Hdb. Pflanzenbau;
    Biogr. Lex. Pflanzenzüchtung; Magdeburger Biogr. Lex. (P).

  • Autor/in

    Ekkehard Höxtermann
  • Zitierweise

    Höxtermann, Ekkehard, "Vettel, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 779-780 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1080034617.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA