Verosta, Stephan
- Lebensdaten
- 1909 – 1998
- Geburtsort
- Wien
- Sterbeort
- Wien
- Beruf/Funktion
- Jurist ; Völkerrechtler ; Diplomat
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 118626663 | OGND | VIAF: 39415057
- Namensvarianten
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- Verosta, Stephan Eduard
- Verosta, Stephan
- Verosta, Stephan Eduard
Biografische Lexika/Biogramme
Quellen(nachweise)
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- Index Theologicus (IxTheo)
- Personen im Wien Geschichte Wiki [2012-]
Objekt/Werk(nachweise)
Porträt(nachweise)
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Genealogie
V Rudolf, Dr. phil., Dir. d. Radetzy-Realschule in W.-Landstr., HR, S d. Raimund (1855–1927) u. d. Maria Fodor (um 1852–1927);
M Elisabeth Szalay-Szenicze;
⚭ Maria Stühler (um 1928–83), Dr. med.;
2 S Lukas, Dr. iur., in d. Rechtsabt. d. Siemens AG Austria, Michael, 1 T Gabriele (⚭ Friedrich Kulka, Dr. iur., Richter am Handelsger. in W.), Richterin am Arbeitsger. in W. -
Biographie
V. absolvierte das Gymnasium in Wien (Matura 1928) und studierte anschließend Rechtswissenschaften in Wien, u. a. bei →Hans Kelsen (1881–1973) und →Alfred Verdross (1890–1980), ferner in Paris und Genf sowie an der Akademie für Internationales Recht im Haag (1932 Absolutorium, 1933 Dr. iur. utr. in Wien). 1932 trat er in den Richterlichen Vorbereitungsdienst ein, absolvierte 1934 eine Studienpraxis im Außenministerium (Völkerrechtsbüro) und war 1935 Richteramtsanwärter beim Österr. Konsulargericht in Kairo (mit Sitz in Wien). Daneben hatte er 1935–37 eine ehrenamtliche Assistenz bei Verdross an der Univ. Wien, 1934–38 war er Dozent an der Wiener Konsularakademie, die er 1935 und 1937 auf internationalen Konferenzen in London und Paris vertrat. Nach der Richteramtsprüfung 1936 war V. 1937 Sprengelrichter beim Oberlandesgericht Wien mit Zuteilung zum Außenministerium, wo nach dem „Anschluß“ Österreichs im März 1938 sein Schreibtisch von der Gestapo durchsucht wurde; daraufhin beantragte V. die Dienstenthebung. Zunächst weiter Sprengelrichter in Wien, verweigerte V. 1939 den Beitritt zur NSDAP, womit ihm die weitere Richterlaufbahn in Wien verschlossen war. 1939/40 als Bezirksrichter in Wolkersdorf und Mistelbach tätig, absolvierte er 1940 eine Dolmetscherprüfung für Französisch, lehnte aber Angebote, als Verwaltungsrat nach Frankreich zu gehen oder Kriegsgerichtsrat im Offiziersrang zu werden, ab. Seit 1942 leistete er Kriegsdienst (Inf.regiment 134, Dolmetscherkompanie in Wien, Berlin u. Jüterbog). 1945 kehrte er nach Wien und in den Dienst des Außenministeriums zurück, legte die Diplomatenprüfung ab und habilitierte sich 1946 an der Univ. Wien für Internationales Recht. Im Außenministerium durchlief er mehrere Stationen, u. a. als stellv. (1947), geschäftsführender (1949–51) und schließlich Leiter des Völkerrechtsbüros|(1953–56), als Ständiger Geschäftsträger in Budapest (1951–53) und als Mitglied der Aufnahme- und der Diplomatenprüfungskommission sowie als Leiter des Lehrgangs für den Höheren Auswärtigen Dienst.
Mit seiner 1953 vorgelegten Studie „Die geschichtliche Kontinuität des österr. Staates und seine europ. Funktion“ unterstützte V. die →Neutralitätsideen Karl Renners (1870–1950), →Karl Grubers (1909–95) und →Julius Raabs (1891–1964). Im April 1955 war er als Rechtsberater der österr. Regierungsdelegation zu Verhandlungen über den Staatsvertrag und die österr. Neutralität in Moskau, seine Positionen flossen in das „Moskauer Memorandum“ vom April 1955 ein. Für das Wiener Memorandum mit den Westmächten vom 10. 5. 1955 war V. österr. Verhandlungsleiter. Er war wesentlich beteiligt an der Ausarbeitung des Österr. Staatsvertrags vom Mai 1955, ebenso an dem Verfassungsgesetz über die dauernde Neutralität vom Okt. 1955. 1955/56 nahm er an Tagungen der österr.-dt. Kommission zur Regelung der Fragen des „dt. Eigentums“ in Österreich teil. 1956–58 Gesandter, 1958–61 Botschafter in Warschau, war er 1957–88 Mitglied des Ständigen Schiedshofs im Haag. 1961 wurde er als Nachfolger von Verdross o. Professor für Völkerrecht und Rechtsphilosophie in Wien (em. 1980), 1964–78 hielt er Spezialvorlesungen über Völkerrecht und Diplomatische Staatengeschichte an der als Wiener Diplomatische Akademie wiederbelebten Konsularakademie. 1961–74 alljährliches Mitglied der Delegation zur UNO-Generalversammlung, war er 1963 Präsident der Wiener Konferenz der Vereinten Nationen über Konsularische Beziehungen.
V. war geprägt von der Idee des europ. Gleichgewichts (Kollektivaktionen d. Mächte d. europ. Konzerts, 1886–1914, 1988); für das 1918 von einer Großmacht auf einen Kleinstaat reduzierte Österreich sah er nur die Rolle als neutraler Staat. Jedoch stand er auf dem Hintergrund der historischen Erfahrung Österreichs jeder Art europ. Einigung mit einer führenden Rolle Deutschlands mißtrauisch gegenüber. Das Phänomen der Globalisierung beeinflußte seine Perspektive nicht mehr entscheidend. In der Völkerrechtswissenschaft war V. im Gegensatz zu seinem Lehrer Verdross ein stärker an der Praxis interessierter Realist. Er vertrat die Lehre vom „internationalen Schwebezustand“, wonach sich neue Fakten erst bewähren sollten, um Rechtscharakter zu gewinnen. Sein Gutachten für den 2. Österr. Juristentag 1966 (Die Dauernde Neutralität, Ein Grundriß, 1967) wurde für zwei Jahrzehnte zur Grundlage der österr. Neutralitätsdoktrin.
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Auszeichnungen
A Associé (1961) u. Mitgl. (1963) d. Inst. de Droit Internat.;
korr. (1964) u. o. (1971) Mitgl. d. Österr. Ak. d. Wiss.;
Mitgl. d. Internat. Law Commission d. UN (1977–81);
Mitgl. u. Vizepräs. d. Rates d. Univ. d. UN (1977);
Preis d. Stadt Wien f. Geisteswiss. (1978);
Gr. Silbernes (1955) u. Gr. Goldenes Ehrenzeichen f. Verdienste um d. Rep. Österr. (1978). -
Werke
W Die internat. Stellung Österr., 1947 (Habil.schr.);
Johannes Chrysostomus, Staatsphilos. u. Gesch.theol., 1960;
Die Gesch. d. Völkerrechts, in: A. Verdross, Völkerrecht, ⁵1964, S. 31–94;
Theorie u. Realität v. Bündnissen, Heinrich Lammasch, Karl Renner u. d. Zweibund (1897–1914), 1971;
Vertraul. dipl. Gespräche u. d. Recht auf ihre Geheimhaltung, 1975;
Kollektive Maßnahmen d. Mächte d. Europ. Konzerts (1890–1913), 1986;
Die völkerrechtl. Praxis d. Donaumonarchie v. 1859 bis 1918, 2 Bde., 1996 (mit I. Seidl-Hohenveldern). -
Literatur
L P. Fischer, H. F. Köck u. A. Verdross, S. V., Völkerrechtler u. Rechtsphilos., in: dies. (Hg.), Völkerrecht u. Rechtsphilos., Internat. FS f. S. V. z. 70. Geb.tag, 1980, S. 1–5 (P, W-Verz.);
L. Steiner, Der Dipl. S. V., ebd., S. 7–22;
Munzinger;
Österr. Personenlex.;
Hist. Lex. Wien; Österr. Gesch.wiss. 20. Jh. -
Autor/in
Heribert Franz Köck -
Zitierweise
Köck, Heribert Franz, "Verosta, Stephan" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 767-768 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118626663.html#ndbcontent