Lebensdaten
1876 – 1946
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Unternehmer
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 1143986113 | OGND | VIAF: 896151051767533530005
Namensvarianten
  • Urban, Ludwig junior
  • Urban, Ludwig
  • Urban, Ludwig junior
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Zitierweise

Urban, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1143986113.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ludwig (d. Ä.) (1854–1923), Untern., baute mit seinem B Anton (s. u.) d. väterl. Nagelschmiede unter d. Fa. A. Urban & Söhne zu e. Schraubenfabr. in Wien-Mariahilf, später in Floridsdorf aus, S d. Anton (d. Ä.) (1827–85), übernahm 1848 d. väterl. Nagelschmiede in W. (s. Hist. Lex. Wien);
    M Anna N. N. (um 1851–1903?);
    Urur-Gvv Matthias Eberle, Nagelschmied in W.;
    Ur-Gvv Ignaz ( 1846), aus Niederschlesien, errichtete 1800 e. Nagelschmiede in W.;
    Ur-Gmv Magdalena Eberle (?);
    Ov Anton (d. J.) (1852–1906), baute mit seinem B Ludwig (s. o.) d. väterl. Nagelschmiede zu e. Schraubenfabr. aus;
    – ⚭ Gertrud Eissler (1885 –1960);
    S Eberhart (1917 – um 1941).

  • Biographie

    U. maturierte an einem Wiener Gymnasium, studierte dann an der TH Wien, besuchte wirtschaftliche Lehrveranstaltungen, absolvierte eine Werkstättenpraxis bei der väterlichen Firma und bildete sich bei Studienreisen in Europa weiter. Das väterliche Unternehmen wurde 1899 mit den Schraubenwerken Brevillier in Neunkirchen (Niederösterr.) zur „Schrauben- u. SchmiedewarenfabriksAG Brevillier & Co. und A. Urban & Söhne“ fusioniert und entwickelte sich bald zu einem von der Familie Urban beherrschten Konzern. U., nach dem Ende seines Studiums dort Verwaltungsrat, war seit 1910 Vizepräsident und übernahm den Familienanteil des Unternehmens. Er förderte in dieser Eigenschaft den Ausbau der firmeneigenen Betriebe in Wien-Floridsdorf und in Neunkirchen (Niederösterr.). 1911/12 wurde in Wien und Neunkirchen sowie in Galizien je eine Schraubenfabrik zugekauft. U. beteiligte sich auch am Ausbau der österr. Daimler-Benz-Werke und 1915 mit Karl Frhr. v. Skoda (1878–1929) an der Errichtung der „Österr. Flugzeugfabrik AG“. Zu Beginn des 1. Weltkriegs mußte er das Unternehmen auf Waffen- und Munitionsproduktion umstellen und beschäftigte ca. 5000 Mitarbeiter. 1916–18 wurde U. zur k. u. k. Armee einberufen und leitete seit 1917 als Rittmeister wirtschaftliche Referate im Kriegsministerium. 1925 übernahm der Konzern die „Zeus-Schreibwarenfabrik“ in Graz-Gösting, eine Bleistiftfabrik; U. wurde Vorsitzender des Verwaltungsrats. Damit erhielt der Metallwarenkonzern mit ca. 3000 Mitarbeitern einen neuen Produktionszweig, der zunächst untergeordnet blieb.

    U. war verbandspolitisch tätig: 1906 war er Mitbegründer des Wiener Industriellen-Verbandes, dann bis 1921 dessen Vorsitzender und anschließend dessen Ehrenpräsident, außerdem 1921–36 Präsident der Vereinigung „Hauptverband der Industrie Österreichs“. U. finanzierte Heimwehren und war wie Arthur Seyß-Inquart (1892–1946) Mitglied im „Deutschen Klub“. In den Körperschaften des Ständestaats nahm er wichtige Positionen ein, war 1934–38 Mitglied des Staatsrats und wurde 1936 vom diesem in den Bundestag gewählt. T. war bis 1938 Präsident des 1934 gegründeten Bundes österr. Industrieller, reiste in dieser Funktion 1937 mit österr. Unternehmern nach Deutschland und wurde von Adolf Hitler empfangen. Nach der Besetzung Österreichs durch dt. Truppen mußte U. am 14. 3. 1938 von seiner Funktion als Präsident des Bundes österr. Industrieller zurücktreten. Politisch als „Heimwehrbonze“ gebrandmarkt, blieb er aber unangefochten Aufsichtsratsvorsitzender der „Brevillier &. Co. und A. Urban u. Söhne“. Das Unternehmen produzierte während des 2. Weltkriegs mit Zwangsarbeitern, nach 1945 wurden die Fabriken in Ungarn, Polen und Jugoslawien enteignet.

    U. hatte Wohnsitze in Wien und Schloß Tribuswinkel, das er 1917 gekauft hatte und als Gestüt ausbaute. Er widmete sich der Zucht von Rennpferden und besaß weitere Gestüte in Mühlhof und Kottingbrunn (alle Niederösterr.).

    Die Familie U. gab Ende der 1960er Jahre die Aktienmehrheit des Unternehmens zur Schlichtung von Erbstreitigkeiten ab, 1983 ging „Brevillier &. Co. und A. Urban u. Söhne“ in Konkurs. Die Bleistiftproduktion in Graz-Gösting reüssiert weiter, seit 2009 unter der Fa. „Brevillier, Urban u. Sachs“ mit der Marke „Jolly“.

  • Auszeichnungen

    A Franz Joseph-Orden (1913);
    Gr.offz. d. Ordens d. Krone v. Italien;
    stellv. AR-Vors. d. Allg. Elementar Vers.-AG.

  • Werke

    W Ständ. Aufbau u. Wirtsch., in: Ständestaat Österr. im neuen Wirtsch.europa, o. J., S. 9.

  • Literatur

    L Wiener Neue Freie Presse v. 9. 5. 1936, 17. 7. 1937, S. 3 u. 24. 9. 1937, S. 3;
    Compass, Finanzielles Jb. f. Österr.-Ungarn 1916, S. 487;
    ebd., 1928, S. 856;
    ebd., 1940 (Personenverz.), S. 1351;
    ebd., 1942, S. 1466;
    Die Ind., Offizielles Organ d. Bundes Österr. Industr., 18. 3. 1938, S. 5;
    R. Granichstaedten-Cerva, J. Mentschl u. G. Otruba, Altösterr. Untern., 1969, S. 125 ff.;
    F. Mathis, Big Business in Österr., Österr. Großuntern. in Kurzdarst., 1987, S. 68 ff.;
    G. Enderle-Burcel, Mandatare im Ständestaat, 1934–1938, 1991, S. 251 f. (P);
    R. Reschny, Brevillier & Urban, Eine betriebsgeschichtl. Fallstud., Dipl.arb. WU Wien 1996, S. 4 f., 31 f., 44 u. 66 f.;
    R. Sandgruber, Ökonomie u. Pol., Österr. Wirtsch.gesch. v. MA bis z. Gegenwart, 1995, S. 352;
    ders., Traumzeit f. Millionäre, 2013, S. 162 u. 456;
    G. Senft, Im Vorfeld d. Katastrophe, Die Wirtsch.pol. d. Ständestaates, Österr. 1934–1938, 2002, S. 194 f., 201, 205 u. 214;
    S. Babler u. a., Schloß Tribuswinkel, Von d. Anfängen bis z. Gegenwart, ³2004, S. 37, 64 u. 68 f., Fototeil 18 (P), 20 (P) u. 21 (P);
    V. Sorger (Hg.), 100 J. Haus d. Ind., ²2011, S. 126, 130 u. 134 (P);
    Qu Österr. StA, AdR, Gauakt; Wiener Stadt- u. Landesarchiv, Meldeunterlagen.

  • Autor/in

    Josef Mentschl
  • Zitierweise

    Mentschl, Josef, "Urban, Ludwig" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 662-663 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1143986113.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA