Wieleitner, Heinrich
- Lebensdaten
- 1874 – 1931
- Geburtsort
- Wasserburg a. Inn
- Sterbeort
- München
- Beruf/Funktion
- Mathematiker ; Mathematikhistoriker ; Pädagoge ; Gymnasiallehrer ; Wissenschaftshistoriker
- Konfession
- katholisch
- Normdaten
- GND: 117362182 | OGND | VIAF: 74627799
- Namensvarianten
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- Wieleitner, Heinrich
- Vilejtner, G.
- Wieleitner, H.
- Wieleitner, Heinrich Karl
- Wieleitner, Heinrich Carl
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Wieleitner, Heinrich
| Mathematiker, Mathematikhistoriker, * 31.10.1874 Wasserburg /Inn, † 27.12.1931 München, ⚰München, 1943 Urne überführt nach Weilheim. (katholisch)
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Genealogie
Natürl. V →Friedrich Feigl (1850–1908), Goldarb. in Wasserburg/Inn;
M Theresia W. (1842–1916, ⚭ →Johann Ströhlein, 1845–1908, Krämer, Sattlermeister in M., ⚭ 1] Josefa Wanner, 1844–78), aus Passau, unehel. T d. Josepha Gämmerler, geb. W. (1819 – n. 1898), aus Vilshofen, zuletzt in M.;
1 B →Oskar (1876 – n. 1952, ⚭ Maria Lutz), Architekt, Kunstmaler, 1942–52 in Crumstadt b. Darmstadt, schuf u. a. 1912 d. Deckenfresko in St. Peter, Siegertsbrunn, 1 Halb-B Johann Heinrich Ströhlein (1880–1901);
– ⚭ München 1900 Katharina (1875–1961), T d. →Josef Coelestin Heggenreiner (1839–1890), Posamentier in Weilheim, u. d. Katharina Paul (* 1840), aus M.;
kinderlos. -
Biographie
W., der aus einfachen Verhältnissen stammte, wurde von seiner Großmutter Josepha Gämmerler, geb. Wieleitner in Wasserburg/Inn erzogen. Der Rektor der Realschule, →Alois Knörzer (1847–1929), erkannte W.s Begabung und sorgte dafür, daß er die Schule ohne Zahlung des Schulgelds 1884–86 besuchen konnte und danach einen Freiplatz in dem bfl. Knabenseminar in der Benediktinerabtei Scheyern bei Pfaffenhofen/Ilm erhielt. Seit 1889 war er Schüler am Humanistischen Gymnasium in Freising. Nach dem Abitur 1893 studierte er an der Univ. München Mathematik und Physik. Er war kurze Zeit nach den Staatsexamina (1. T. 1895, 2. T. 1897) als Assistent an der TH München tätig, bevor er 1898 am Humanistischen Gymnasium in Speyer Assistent und 1900 Gymnasiallehrer wurde. 1909 wechselte er als Gymnasialprofessor nach Pirmasens. 1915 kehrte er als Rektor der Realschule nach Speyer zurück. Seit 1920 Oberstudienrat und Konrektor am Realgymnasium in Augsburg, wurde er 1926 Oberstudiendirektor des Neuen Realgymnasiums in München. 1928 zum Privatdozenten und 1930 zum Honorarprofessor für Geschichte der Mathematik an der Univ. München ernannt, war er einer der ersten dt. Wissenschaftler, der Mathematikgeschichte professionell betrieb.
Nach der Promotion 1901 zum Dr. phil. bei →Ferdinand Lindemann (1852–1939) an der Univ. München mit der Arbeit „Über die Flächen 3. Ordnung mit Ovalpunkten“ forschte W. zur reinen Mathematik, wie sein Hauptwerk „Theorie der ebenen algebraischen Kurven höherer Ordnung“ (2 T., 1905–08) zeigt. Daneben war er wesentlich an →Felix Kleins (1849–1925) Bestrebungen um die Reform des Mathematikunterrichts beteiligt. Am bedeutendsten wurden seine seit 1903 veröffentlichten Forschungen zur Geschichte der Mathematik. W.s „Geschichte der Mathematik, II. Teil: Von Cartesius bis zur Wende des 18. Jahrhunderts“ (2 Bde., 1911–21) ist eine Fortsetzung der Darstellung von →Siegmund Günther (1848–1923). Ein Abriß „Geschichte der Mathematik“ (2 Bde.) erschien 1922–23 in den Einführungsbänden der „Sammlung Göschen“. W.s „Mathematische Quellenbücher“ (4 Bde., 1927–29) bieten eine vorzügliche Auswahl historischer Texte aus allen Teilgebieten der Schulmathematik. Unter seinen mehr als 100 Einzelaufsätzen, die alle auf Quellenstudien beruhen, finden sich Untersuchungen über die ägypt., ind. und arab. Mathematik sowie zur Mathematik und Physik der Scholastik, zur Geschichte der mathematischen Perspektive und zur Vorgeschichte der analytischen Geometrie. W. interessierte sich weniger für Biographien, als für eine Ideengeschichte der Mathematik, wobei er den Entwicklungsgedanken als Leitmotiv verfolgte. Seit W. gilt die ideengeschichtliche Darstellung als eine Möglichkeit, Mathematikgeschichte zu betreiben. Seine Arbeiten waren das Vorbild für andere Mathematikhistoriker, v. a. für →Kurt Vogel (1888–1985) und →Joseph Ehrenfried Hofmann (1900–1973). Neben der Mathematik beschäftigte sich W. mit Mineralogie und anderen Naturwissenschaften. So verfaßte er als Berichterstatter für Mathematik und exakte Naturwissenschaften allein in den „Mitteilungen zur Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften“ zwischen 1923 bis 1931 über 2000 Kurzrezensionen.
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Auszeichnungen
|Mitgl. d. Leopoldina (1919) u. d. Ac. Internat. d’Hist. des Sciences (1929).
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Werke
Weitere W Die Geb. d. modernen Math., 2 Bde., 1924/25;
Der Gegenstand d. Math. im Lichte ihrer Entwicklung, 1925;
Der Begriff d. Zahl in seiner log. u. hist. Entwicklung, 1927;
Zur Gesch. d. quadrierbaren Kreismonde, 1934;
– Nachlaß: Archiv d. Dt. Mus., München. -
Literatur
|J. Ruska, in: Isis 18, 1932, S. 150–65 (P, L-Verz.);
K. Vogel, in: Archeion 14, 1932, S. 112–15 (P);
J. E. Hofmann, in: Jber. d. Dt. Mathematiker-Vereinigung 42, 1933, S. 199–223 (P, L-Verz.);
M. Folkerts, in: J. W. Dauben u. C. J. Scriba (Hg.), Writing the Hist. of Mathematics, Its Hist. Development, 2002, S. 564–66;
ders., Wiss.hist. an d. Münchner Hochschulen, in: ders., S. Kirschner u. A. Kühne (Hg.), Pratum floridum, FS f. Brigitte Hoppe, 2002, S. 89–93;
Pogg. V–VI;
Lex. bed. Mathematiker. -
Porträts
|Photogr. v. O. Doege, um 1898–1905 (Archiv d. Dt. Mus., München).
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Autor/in
Menso Folkerts -
Zitierweise
Folkerts, Menso, "Wieleitner, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 79-80 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117362182.html#ndbcontent