Lebensdaten
1877 – 1952
Geburtsort
Karlsruhe
Sterbeort
Karlsruhe
Beruf/Funktion
Offizier ; Japanologe
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 117407291 | OGND | VIAF: 20456694
Namensvarianten
  • Trautz Friedrich M.
  • Trautz Friedrich Max
  • Trautz Fritz
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Zitierweise

Trautz, Friedrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117407291.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Theodor Julius (1857–1941), aus Keppenbach (Baden), Oberkirchenrat in Karlsruhe;
    M Marie Hauer (1857–1941), aus Karlsruhe;
    B Max (s. 2), Schw Luise Agnes Marie (1878–1920, Ferdinand Krumm, Dr. med., prakt. Arzt in Karlsruhe, Med.rat);
    1911 Hilda (1887–1973), aus Görlitz, T d. Kurt v. Landwüst (1847–1907), preuß. Major, u. d. Johanna Buhl (1857–1936); kinderlos;
    Ur-Gvm d. Ehefrau Florian Buhl (1783–1846), Papierfabr., Spinnereibes., OB v. Ettlingen (s. NDB III, Fam.art.; NDB VI*);
    Gvm d. Ehefrau Florian Buhl, Papierfabr., Spinnereibes., 1905 Ehrenbürger v. Ettlingen; Schwägerin Erika v. Landwüst (1889–1955, 1] Waldemar Haenicke, 1882–1914 ⚔, preuß. Hptm., 2] Otto Gruber, 1883–1957, Dr.-Ing., o. Prof. f. Baufügelehre u. Baugesch. d. MA an d. RWTH Aachen, s. Kürschner, Gel.-Kal. 1954).

  • Biographie

    Nach dem Besuch eines humanistischen Gymnasiums in Karlsruhe (Abitur 1896) schlug T. 1896 die militärische Laufbahn ein. Beeindruckt vom Sieg Japans über Rußland 1905 beschloß er, Japanisch zu lernen, um das Generalstabswerk im Original lesen zu können. 1906 trat er in die Kriegsakademie in Potsdam ein (Dolmetscherprüfung in Französisch und Englisch 1907) und begann mit dem Studium des Japanischen. 1909/10 nahm er Urlaub, um die japan. Kriegsschauplätze kennenzulernen, 1911 besuchte er Ceylon. Nach Absolvierung der Kriegsakademie 1912 wurde er an das Seminar für Orientalische Sprachen (Diplomexamen in Japanisch und Türkisch 1911) und zur Kriegsgeschichtlichen Abteilung des Großen Generalstabs kommandiert und 1913 zum Hauptmann befördert. Seit 1912 übersetzte er Teile des japan. Generalstabswerks. Während des 1. Weltkriegs war er als Hauptmann bei der Feldartillerie an der Front (Kriegsverletzung), dann als Major beim Dt.-türk. Großen Hauptquartier Konstantinopel sowie in Palästina eingesetzt. Im Sept. 1918 zum Kriegsministerium, danach zur Kriegsrohstoffabteilung kommandiert, wechselte er 1919 in das Innenministerium. Aus Protest gegen die Reparationspolitik Erzbergers reichte er 1921 seinen Abschied ein und wurde im selben Jahr an der Univ. Berlin bei Jan Jacob Maria Groot (Sinologie), Albrecht Penck (Geographie) und Eduard Spranger (Philosophie) in Japanologie promoviert. Da diese in Berlin nicht als Hauptfach vertreten war, übernahm Friedrich Wilhelm Karl Müller (1863–1930), Direktor am Völkerkundemuseum, die Prüfung. Die umfangreiche Dissertation „Der Stūpa in Japan“ blieb unveröffentlicht. 1921–26 war T. am Museum für Völkerkunde als wiss. Hilfsarbeiter unter Müller tätig, der seine weiteren Arbeiten wesentlich beeinflußte. T. setzte sich für die Gründung eines Japaninstituts in Berlin ein, das dank der Initiative des Chemikers Fritz Haber (1868–1934) mit Unterstützung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft errichtet wurde: T. wurde 1926 dessen Dt. Direktor. Zur Schaffung einer Forschungsgrundlage nahm er einen bibliographischen Alt-Japankatalog in Angriff. Mit Müllers Hilfe erwarb er den Nachlaß des Japanforschers Philipp Franz v. Siebold (1796–1866) für das Japaninstitut. Er bereitete eine neue, vervollständigte und kollationierte Ausgabe von dessen Hauptwerk „Nippon“ (1929/30) vor, die den Beginn der modernen Siebold-Forschung darstellt. Auch rief er eine Publikationsreihe ins Leben. 1926 habilitierte er sich mit einer Arbeit über den Tōkaidō, die japan. historische Hauptverkehrsader. 1930 wurde er von seinem Posten beurlaubt, da ihm im Kuratorium (unberechtigterweise) eigenmächtiges Vorgehen zur persönlichen Vorteilsnahme (in Hinblick auf die Siebold-Zentenarausgabe) vorgeworfen wurde.

    T. ging im Herbst 1930 nach Japan, wo er seine Stūpa-Forschungen fortsetzte: 1934 erschien in Zusammenarbeit mit Kōno Seikō (1906–2001) „Der Große Stūpa auf dem [Tempelberg] Kōyasan“. Im selben Jahr wurde mit Unterstützung von Botschafter Ernst August Voretzsch (1868–1963) und der japan. Goethe-Gesellschaft in Kyōto das Japanisch-Deutsche Forschungsinstitut (Doitsu Bunka Kenkyūjo) gegründet, dessen Dt. Leiter T. wurde, nachdem er zuvor vertragswidrig als Leiter des Berliner Instituts entlassen worden war. Er versuchte, seine am Japaninstitut begonnenen Arbeiten fortzusetzen, zog sich jedoch 1938 in den Ruhestand zurück, da er das Institut nicht zur Plattform für NSDAP-Aktivitäten machen wollte. Er war zwar Mitglied der NSDAP (Auslandsorganisation), fühlte sich aber von Mitgliedern des NS-Lehrerbundes (insbesondere Walter Donat u. Hans Eckardt) drangsaliert. 1932 hatte die Univ. Berlin T. in Abwesenheit zum Professor ernannt. Er organisierte in Kyōto eine Siebold-Ausstellung, führte seinen Alt-Japankatalog fort, der 1940 in Kyōto erschien, und übernahm von dem japan. Arzt und Siebold-Forscher Kure Shūzō (1867–1932) die Bearbeitung der revidierten Neuausgabe seines monumentalen Werkes „Shiboruto sensei – sono shō gai oyobi kōgyō“ in dt. Sprache. Dieses ging 1940 in Tōkyō in Satz, konnte wegen des Weltkrieges jedoch nicht mehr veröffentlicht werden (1996 publ.). T. lebte dann zurückgezogen, teils von Folgen einer früheren Kriegsverletzung geplagt, in seiner Heimatstadt, wo er 1952 starb. T.s japan. Bibliothek befindet sich heute im Japanologischen Seminar der Univ. Bonn; 2011 fand ein von der Japan Foundation unterstütztes Symposium zur Erforschung und Konservierung von T.s Fotosammlung, insbesondere der Glasnegative (ebenfalls an der Univ. Bonn), statt.

    T.s wissenschaftliche Bedeutung liegt in seinen Forschungen zum Buddhismus, insbesondere den Stūpas, in Japan, in der Schaffung und Förderung der Siebold-Forschung, in der bibliographischen Grundlegung für die japanologische Forschung in Deutschland (ergänzend zu den Arbeiten von Friedrich v. Wenckstern, 1862–1914, und Oskar Nachod, 1858–1933) und dem Aufbau des Berliner Japaninstituts. Darüber hinaus bereitete T. eine Edition der ungedruckten Werke des Japanforschers Engelbert Kaempfer (1651–1716) im British Museum vor. Eine kommentierte Neuausgabe des Buchs „Geschichte des Handels der Europäer in Japan“ (1861) des holl. Residenten in Nagasaki, Germain Felix Meijlan (1785–1831), konnte T. nicht mehr abschließen.

    T., der insbesondere in Japan hoch geschätzt war, hat durch organisatorische Arbeit, historische Forschung und im Unterricht der dt. Sprache sehr viel für die dt.-japan. Beziehungen geleistet.

  • Auszeichnungen

    A E. K. I. u. II. Kl.;
    oldenburg. Kriegsverdienstkreuz I. u. II. Kl.;
    Orden v. Zähringer Löwen II. Kl. mit Eichenlaub u. Schwertern;
    türk. Halbmond;
    türk. Liakat-Medaille II. Kl. mit Schwertern;
    k. u. k. Verdienstkreuz mit Kriegsdekoration;
    Ehrenkreuz f. Frontkämpfer;
    – Kopie d. Grabstūpa im Stadtpark Karlsruhe.

  • Werke

    Weitere W u. a. Die Notwendigkeit u. d. Aufgaben wiss. japanol. Institute z. wechselseitigen Kenntnis Dtld.s u. Japans, 1923 (Denkschr.);
    Ceylon, 1926;
    Japan, Korea u. Formosa, 1930;
    Ph. Fr. v. Siebold, Nippon, Zentenarausg., 3 Textbde., 2 Erg.bde., 2 Tafelbde., 1929–30 (Hg.);
    Bibliogr. Alt-Japankat., 1940; Kure Shūzō, Philipp Franz v. Siebold, Leben u. Werk, Dt., wesentl. verm. u. erg. Ausg., hg. v. H. Walravens, 2 Bde., 1996; Zur Erforsch. japan. Stūpas, hg. v. H. Walravens, 2 T., in: Japonica Humboldtiana 16, 2013, S. 169–234 u. 17, 2014 (in Vorbereitung); – Nachlaß: BA (Mil.archiv); Pol. Archiv d. Ausw. Amtes, Berlin; Japan. Abt., Univ. Bonn.

  • Literatur

    L H. Walravens, F. M. T. (1877–1952), Eine Bibliogr. zu Leben u. Werk, in: Bochumer Jb. z. Ostasienforsch., 1980, S. 286–311 (P) (auch japan., 1985);
    ders., Dokumente zu Leben u. Werk v. F. M. T., in: Japonica Humboldtiana 15, 2012, S. 217–250;
    Ch. Kaempf, in: Bad. Biogrr. NF II, 1987; Mutō Kiichirō , in: Dansō 61, 1978, S. 35–48.

  • Autor/in

    Hartmut Walravens
  • Zitierweise

    Walravens, Hartmut, "Trautz, Friedrich" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 382-383 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117407291.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA