Lebensdaten
1900 – 1973
Geburtsort
Sankt Petersburg
Sterbeort
Mallorca
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Anthroposoph ; Hermetiker ; Jurist
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 119275538 | OGND | VIAF: 14937548
Namensvarianten
  • Tomberg, Valentin Joseph
  • Anonymus d'Outre Tombe
  • d'Outre Tombe, Anonymus
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Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Tomberg, Valentin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119275538.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus balt.-russ. Beamtenfam.;
    V Karl Arnold (1865–1940), aus bäuerl. estn. Fam., Verw. e. humanist. Gymn. in St. P.;
    M Juliana Umblia (1868–1918), aus Estland;
    1 älterer B;
    1) Tallinn 1922 1932 Helene Glasenapp, geb. Leuvie (* 1881), 2) Tallinn 1933 Maria Belozwetow ( 1973);
    1 S aus 2) Alexis (1933–75), ltd. Angest. im niederl. Shell-Konzern.

  • Biographie

    T. besuchte bis 1918 die zweisprachige (dt.russ.) humanistische Petrischule in St. Petersburg und beschäftigte sich früh mit russ. und franz. Hermetik. Seit 1917 studierte er die Schriften Rudolf Steiners (1861–1925). Er sprach Russisch, Deutsch, Französisch, Englisch, Niederländisch und Estnisch fließend und hatte sehr gute Kenntnisse in Spanisch, Italienisch, Latein, Griechisch, Hebräisch, Sanskrit und Altbulgarisch. 1918 floh er mit seiner Familie nach Estland, 1920 ging er nach Tallinn, wo er 1923–38 als Dolmetscher in der Postdirektion arbeitete und lebenslange Freundschaft mit dem russ. Dichter Nikolaj Belozwetow (1892–1950) schloß. 1925 wurde T. Mitglied der anthroposophischen Gesellschaft Estlands (Vizepräs. 1926, Präs. 1932) und veröffentlichte seit Beginn der 1930er Jahre Beiträge in anthroposophischen Zeitschriften. 1933 erschienen seine zwölf „Anthroposophischen Betrachtungen zum Alten Testament“ (Neuausg. 1989, franz. 2004). 1935–37 folgten zwölf „Anthroposophische Betrachtungen zum Neuen Testament“ (Ms.dr. 1936/38, Neuausg. 1991, franz. 2002). Beide Schriftenfolgen polarisierten in der anthroposophischen Gesellschaft, weil T. eigene anthroposophische Forschungen vorstellte, die z. T. über Steiner hinausgingen. 1938 siedelte T. in die Niederlande über und begann eine rege anthroposophische Vortragstätigkeit. Bis 1940 verdiente er seinen Lebensunterhalt als Sekretär im estn. Vize-Konsulat in Amsterdam, danach war er auf die Unterstützung von Freunden angewiesen. 1939–42 hielt er in diesem Freundeskreis wöchentlich einen Kurs zum Vaterunser.

    1942 wandte sich T. der kath. Kirche zu. Anfang 1944 zog er auf Einladung des befreundeten Staatsrechtlers Ernst v. Hippel (1895–1984) nach Köln und wurde bei diesem noch im selben Jahr mit der Dissertation „Degeneration und Regeneration der Rechtswissenschaft“ (1946, ²1974) zum Dr. iur. promoviert. Im Juli 1945 übersiedelte T. mit Frau und Sohn in ein Lager für „Displaced Persons“ in Köln-Ossendorf, wo er in Diensten der brit. Armee als Übersetzer arbeitete und durch die Taufe in die kath. Kirche aufgenommen wurde. 1946 wurde er Dozent an der TH Aachen mit Schwerpunkt Ethik und Recht. Seit Sommer 1947 in Mülheim/Ruhr lebend, leitete er den Wiederaufbau der dortigen Volkshochschule und machte die Bekanntschaft u. a. von Carl Friedrich v. Weizsäcker (1912–2007) und Wladimir Szylkarsky. 1948 zog T. mit seiner Familie nach London, ein Jahr später nach Reading, wo er bis 1960 für die BBC als Übersetzer tätig war und über das Völkerrecht sowie religiöse und geisteswissenschaftliche Themen veröffentlichte (brit. Staatsbürger 1952). Seine letzten, in Deutsch verfaßten Schriften wurden postum publiziert; zu seinem Nachlaßverwalter bestimmte T. den befreundeten Kölner Staatsrechtler Martin Kriele (* 1931).

    In seinen frühen Schriften, die bis heute von verschiedenen Anthroposophen sehr geschätzt und in freien Arbeitskreisen als Ergänzungen der Darstellungen Steiners studiert werden, erschloß T. dem modernen Bewußtsein die geistige Architektur und Bedeutung der Bibel mittels anthroposophischer Forschung in der ihm eigentümlichen gedanklichen Klarheit und Tiefe neu. Nach dem 2. Weltkrieg knüpfte er an die christl. Kirchenväter und Mystiker sowie an die franz. und russ. Hermetik, die jüd. Kabbala und an Denker wie Henri Bergson, C. G. Jung oder Teilhard de Chardin an. Sein Hauptwerk sind die 1958 in franz. Sprache begonnenen, unter Pseudonym veröffentlichten „Meditationen über die Großen Arcana des Taro (1966, dt. 1972, 1983 hg. v. M. Kriele u. R. Spaemann mit e. Einf. v. H. U. v. Balthasar, neu bearb. in 2 Bdn., ⁴2000, russ., span., portugies., engl. u. niederl. Überss.). Das Werk ist eine an den Kartenbildern entwickelte Schule der Erkenntnis der verschiedenen Schöpfungs- und Seinsebenen sowie der Tiefenschichten der menschlichen Seele. T. rekapituliert darin die Tradition des Tarots und bereichert sie mit einer Fülle neuer spiritueller Einblicke und Einsichten. Das Buch wurde in|kath. (z. B. Hans Urs v. Balthasar, Thomas u. Gertrude Sartory), literarischen (z. B. Luise Rinser, Arthur Maximilian Miller) und wissenschaftlichen Kreisen (z. B. Antoine Faivre) mit großer Wertschätzung bedacht und z. T. in die mönchische Praxis integriert (z. B. Bede Griffith). Da T. v. a. in anthroposophischen Kreisen noch immer kontrovers diskutiert wird, bemüht sich seit 1995 der u. a. von Elisabeth Heckmann (* 1941), Wilhelm Maas (1937–2012) und Hans Otto Krüner (* 1928) gegründete „Ramsteiner Kreis“ mit Tagungen und Veröffentlichungen um eine Verständigung. Seit 2007 finden im Rudolf-Steiner-Haus in Berlin jährliche T.-Symposien statt.

  • Werke

    W Einige Ergebnisse d. Arb. an d. Grundsteinmeditation Rudolf Steiners, 1936, ²1992;
    Sieben Vortrr. über d. innere Entwicklung d. Menschen, 1938, Neuausg. 1993;
    Die vier Christusopfer u. d. Wiedererscheinen d. Christus im Ätherischen, o. J., ³1994;
    Lazarus, komm heraus, 1985, engl. 2006;
    Schlüssel z. Geheimnis d. Welt, 1987;
    Die Grundsteinmeditation Rudolf Steiners (1936–1939), 1993;
    Aufss. 1930–1938 über östl. u. westl. Geistigkeit, hg. v. W. Seiss, ³2002;
    Aufzeichnungen, Vortrr.nachschrr., hg. v. dems., 2001;
    Karmische Zus.hänge b. Gestalten d. AT, Bestimmungen f. Aufgaben, Mitt. aus d. Arkandisziplin (disciplina arcani), hg. v. dems., 2003;
    Inspirationen z. d. Gr. Arcana d. Taro (XIV– XXII) u. weitere hermet. Btrr., 2007;
    Der wandernde Narr, Die Liebe u. ihre Symbole, Eine christl. Tarot-Meditation, franz. Orig.text mit dt. Übers. v. W. Maas, hg. v. F. Migneco u. V. Zotz, 2007;
    Der Vaterunser-Kurs, 4 T., hg. v. dems., 2008;
    Nachlaß: T.Archiv, Kloster Himmerod.

  • Literatur

    L S. Lubienski, Vor der Schwelle, 1975, ²1987;
    S. Prokofieff u. Ch. Lazarides, Der Fall T., 1995, Neuausg. 1996;
    M. Kriele, Anfragen zu e. Kampfschr., in: Novalis, Zs. f. spirituelles Denken 49, 1995, Nr. 11, S. 55–59;
    ders., T. hat mit Jesuitismus nichts zu tun, ebd., Nr. 12, S. 79–81;
    S. Prokofieff, Anthroposophie oder Jesuitismus, Das Problem bleibt bestehen, ebd., S. 77–79;
    M. Frensch, Stufen d. Begegnung, V. T. z. 100. Geb.tag, ebd. 54, 2000, Nr. 4, S. 77–79;
    M. Kriele, V. T. u. d. Bodhisattvafrage, ebd. 59, 2004, Nr. 2, S. 83 f.;
    W. Seiss, Über Kampf u. Widerstand gegen e. geisteswiss. erforschte Christol. u. Christosophie u. gegen deren Vf. V. T., 2 T., 1996/99;
    ders., Unterss. z. Rudolf Steiners Schulungswerk sowie d. Erkenntnisqu. V. T.s, ³2001;
    C. v. Benwick, T.s hermet. Wirken in Anthroposophie u. Kirche, ²2001;
    B. v. Plato, Anthroposophie im 20. Jh., 2003;
    V. T., Leben, Werk, Wirkung, Bd. 1/1, hg. v. E. Heckmann, 2001, Bd. 1/2, hg. v. ders. u. M. Frensch, 2005, Bd. 2, hg. v. Ramsteiner Kreis, 2000; R. Powell, Cultivating Inner Radiance and the Body of Immortality, Awakening the Soul through Modern Etheric Movement, 2012.

  • Autor/in

    Michael Frensch
  • Zitierweise

    Frensch, Michael, "Tomberg, Valentin" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 344-345 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119275538.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA