Lebensdaten
1831 – 1909
Geburtsort
Tarmstedt bei Rotenburg/Wümme
Sterbeort
San Diego (Kalifornien, USA)
Beruf/Funktion
Unternehmer ; Industrieller
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 1095512161 | OGND | VIAF: 17146030521335860509
Namensvarianten
  • Timken, Hinrich
  • Timken, Henry
  • Timken, Hinrich

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Zitierweise

Timken, Henry, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1095512161.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus seit d. 17. Jh. mit Johann Timbken (erw. 1609–34), Bauer in T., nachweisbarer Fam.;
    V Jakob (1781–1866), aus T., Bauer ebd., wanderte 1838 in d. USA aus, S d. Johann u. d. Ahlcke Cordes;
    M Trine (1791–1837), T d. Cord Mahncken u. d. Anne N. N.;
    Ur-Gvv (?) Johann Timbcken (1703–74), Bauer (?) in T.;
    Ov Johann (John) (* v. 1781, 1] Adelheid Meyer, 1839, T d. Johann Hinrich Meyer, Bauer in Wilstedt, 2] Katharina Barins), wanderte 1838 in d. USA aus, Farmer b. Sedalia (Missouri);
    8 Geschw u. a. 6 B (1 früh) John (Johann) (1812–93), in d. USA, Gerd (1819–82), Cord (* 1821), Jacob (1827–1904), Harmon (1835–70), 2 T (1 früh †) Adelheid (1824-n. 1860, Gerhard Ringen, b. Lake Creek, Pettis County);
    St. Louis (Missouri, USA) 1854 Fredericka (1834–1908), aus Dtld., T d. John A. Heinzelman, gründete 1858 mit T. d. Kutschenfa. „Timken & Heinzelman“;
    2 S William R. (William Robert) (1866–1949), Untern., gründete d. „St. Louis Carrriage Manufacturing Co.“ in St. Louis, Henry M. (Henry Heinzelman) ( 1940), RA, beide Dir. d. „Timken Roller Bearing Co.“, 6 T (3 früh †) Amelia (um 1857–1947, Appleton S. Bridges, um 1849–1929, Untern. in San Diego, führte T.s Fa. weiter, Mäzen, stiftete seine Kunstslg. d. San Diego Art Mus.), Cora (* um 1872), Georgiana (* um 1864); Schwägerin Louisa Heinzelman (* 1841, John H. Ringen, * 1832, aus Dtld., Untern. in St. Louis);
    N Reginald Heinzelman (1876–1921), Erfinder, entwickelte mit T. konische Kugellager;
    Urur-E William Robert Jr. (* 1938), Vorstandsvors. d. Autozuliefererfa. „Timken Co.“, d. Nat. Association of Manufacturers, d. Manufacturing Inst. u. d. Ohio Business Roundtable, 2003 Vors. d. Securities Investor Protection Co., 2005–08 Botschafter d. USA in d. Bundesrep. Dtld., Rr. d. franz. Ehrenlegion, Ehrenbürger v. Colmar, Woodrow Wilson Award (s. Munzinger).

  • Biographie

    T. wanderte mit Vater und Geschwistern 1838 über Bremerhaven und New Orleans nach St. Louis (Ankunft 1839) aus. Sein Vater schloß sich als überzeugter Lutheraner der evangelikalen Glaubensgemeinschaft der Stephaniten (Martin Stephan, Pfarrer aus Dresden) an, trat jedoch nach drei Monaten aus. Im Juli 1839 kaufte er wie sein Bruder Johann Land, das 290 km westlich von St. Louis nahe Sedalia (Missouri) lag, beide Farmen wurden gemeinsam bewirtschaftet. T. zog 1847 nach dem Schulbesuch nahe Sedalia nach St. Louis und ging drei Jahre in Caspar Schurmeiers Kutschenwerkstatt in die Lehre. Als Geselle arbeitete er danach bei „D. T. Card & Co“, einem der führenden Kutschenhersteller. 1855 gründete T. mit finanzieller Hilfe seines Schwiegervaters seine erste Kutschenfirma, die jedoch nicht florierte, weshalb T. sie bald verkaufte und nach Bellevielle (Illinois) zog, wo er mit seinem Schwiegervater die Kutschenfirma „Timken & Heinzelman“ gründete. 1860 verkaufte er seinen Anteil, um als Goldgräber nach Colorado zu gehen. Mit seinem Schwager John Ringen zog er zum Pike’s Peak, kehrte aber sechs Monate später mit leeren Händen nach St. Louis zurück.

    Im Bürgerkrieg diente T. in den fast ausschließlich aus Deutschen bestehenden St. Louis Home Guards und als Hauptmann drei Jahre im 13. Regiment der Missouri Miliz. Gegen Ende des Kriegs nahm er die Kutschenherstellung wieder auf. Ein Feuer zerstörte 1864 seine Firma, die sofort auf dem technisch neuesten Stand wieder aufgebaut wurde. 1877 eröffnete T. eine weitere moderne Fabrik. Er stellte die Bauteile der Kutschen selbst her bzw. entwickelte diese weiter, v. a. verbesserte er die Kutschenfederung. 1877 ließ er die „Timken Kreuzfeder“ patentieren, die er anschließend in Fachzeitschriften und auch in Harper’s Weekly erfolgreich bewarb und vor Gericht gegen Nachahmer verteidigte, ehe er schließlich vor dem Obersten Gericht der USA unterlag, allerdings zu einem Zeitpunkt, als sein Produkt bereits allgemein verbreitet war.

    1887 übertrug T. seine Firma an seinen Schwiegersohn Appleton S. Bridges, zog nach San Diego und begann, in Immobilien zu investieren. Als Anfang der 1890er Jahre von der Firma drei weitere Erfindungen zur Kutschenfederung patentiert wurden, stieg T. 1892 wieder aktiv in das Unternehmen ein und vermarktete die 1893 bei der Chicagoer Weltausstellung mit einem Preis ausgezeichnete „New Timken Side Spring 1893“ sehr erfolgreich. 1895 ließ er die „Timken Carriage Company“ als Aktiengesellschaft eintragen, wohl um die Nachfolge zu sichern. T.s Sohn William Robert hatte mit der „St. Louis Carriage Manufacturing Company“ eine eigene Firma gegründet, während sein Sohn Henry Heinzelman Timken Rechtsanwalt geworden war. Die 500 Aktienanteile gingen an T. (250), Henry Heinzelman (249) und an den Neffen Cord Ringen (1). Der Zusammenschluß mit der „St. Louis Carrriage Manufacturing Company“ machte Vater und Söhne zu Geschäftspartnern. Die Familie Timken kaufte auch die Anteile des Partners von William Robert auf, so daß das Unternehmen vollständig in den Besitz der Familie überging.|

    T. arbeitete seit den 1890er Jahren zusammen mit seinem Neffen Reginald Heinzelman auch erfolgreich an der Weiterentwicklung von Radlagern. 1898 ließen sie das konische Kugellager patentieren, 1899 gründete die Familie zusammen mit Heinzelman die Aktiengesellschaft „Timken Roller Bearing Axle Company“ mit einem Grundkapital von 100 000 $. Ende 1899 zog sich T. aus dem aktiven Geschäft zurück. Er blieb zwar nominell an der Spitze der Firma, die aber nun von seinen beiden Söhnen geleitet wurde. T. gründete in Kalifornien die „Timken Investment Company“. Er war fest in der dt. Immigrantengemeinschaft verankert und reiste häufig nach Europa. T. tat sich auch als Gründer gemeinnütziger Institutionen hervor, so ließ er 1908 in San Diego das Altenheim „Fredericka“ erbauen.

    Die „Timken Roller Bearing Axle Company“ expandierte aufgrund der wachsenden Nachfrage nach dem patentierten Kugellager v. a. im Automobilbau schnell: 1923 hatte das Unternehmen einen Anteil von 90 % der gesamten Produktion im Land, 1990 fast ein Drittel der Weltproduktion, mit Firmen u. a. in Indien, China, Großbritannien und Frankreich. Das Unternehmen ist 2014 börsennotiert, die Familie besitzt Aktien.

    T. wurde 1998 in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen. Die Ehrung wurde von William Robert Timken, Jr., einem Urgroßenkel von T. entgegengenommen, 1975–2005 Vorstandsvorsitzender des Unternehmens und 2005–08 Botschafter der USA in der Bundesrepublik Deutschland.

  • Auszeichnungen

    A Fam.stiftung „Timken Mus. of Art“ in San Diego (1965).

  • Literatur

    L Passing of Philantropist, in: Los Angeles Times v. 17. 3. 1909;
    O. D. Foster, This Business Grew Nearly 200-Fold in 20 Years, in: Forbes v. 15. 11. 1924, S. 229–31 u. 236;
    W. O. Forster, Zion on the Mississippi, The Settlement of the Saxon Lutherans in Missouri, 1839–1841, 1953, S. 361, 535 u. 555 (P);
    P. Timken Blodgett, The T. Family in Germany, 1993;
    B. Hobbs Pruitt, T., From Missouri to Mars, A Century of Leadership in Manufacturing, 1998;
    D. Miller u. I. Le Breton-Miller, Managing for the Long Run, 2005, S. 79 ff.;
    – Internet: C. Lubinski, Fighting Friction, H. T. and the Tapered Roller Bearing, in: Immigrant Entrepreneurship, German-American Business Biographies, 1720 to the Present, hg. v. W. J. Hausman, German Historical Inst., seit 2011 (P);
    Nat. Inventors Hall of Fame; – zur Fam.: Die T.-Fam., Ihre Ursprünge in Tarmstedt, Niedersachsen u. d. Auswanderung n. Amerika, in: Braunschweiger Ztg. v. 13. 9. 2005, S. 3.

  • Autor/in

    Hartmut Keil
  • Zitierweise

    Keil, Hartmut, "Timken, Henry" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 288-289 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1095512161.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA