Dates of Life
1909 – 1984
Place of birth
München
Place of death
München
Occupation
Kirchenlieddichter ; Lyriker ; Publizist ; Filmregisseur
Religious Denomination
katholisch
Authority Data
GND: 12881893X | OGND | VIAF: 143842693
Alternate Names
  • Klausner, Thomas (Pseudonym)
  • Stahl, Stefan (Pseudonym)
  • Waldmann, Richard (Pseudonym)
  • more

Objekt/Werk(nachweise)

Porträt(nachweise)

Relations

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Citation

Thurmair, Georg, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12881893X.html [04.05.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Martin (1879–1928), Trambahnfahrer in M., S d. Georg (1854–1922), Gütler, u. d. Anna Peiß (1855–1915);
    M Berta (1879–1954), T d. Franz Dallinger (1836–95), Glasermeister, u. d. Maria Schwarz (1840–1916);
    Innsbruck 1941 Maria Luise Mumelter (s. 2; W, L); 3 S Martin (* 1948), Dr. phil., Gregor (* 1951), Dr. phil., Florian (* 1954), 3 T Veronika Obermayer (* 1946), Elisabeth (* 1949), Maria (* 1959), Dr. phil.; 12 E; 6 Ur-E.

  • Biographical Presentation

    T. absolvierte nach der Schule eine kaufmännische Lehre. 1926 wurde er Verbandssekretär von Prälat Ludwig Wolker (1887–1955), der 1926 als Generalpräses des Kath. Jungmännerverbandes Deutschlands nach Düsseldorf gegangen war. T. besuchte hier das Abendgymnasium; seit 1932 arbeitete er als Schriftleiter der von ihm mitgegründeten und gegen den totalitären Anspruch des Nationalsozialismus gerichteten Wochenzeitung „Junge Front“ (1935 umbenannt in „Michael“), die bis zu ihrem Verbot 1936 eine Auflagenhöhe von 330 000 erreichte und in ihrem Literatur- und Feuilletonteil ein Ort des geistigen Widerstands war. Zudem veröffentlichte T. Gedichte, Laienspiele und Jugendbücher.

    Für die Zukunft bedeutsam wurde die Vorbereitung der Liedsammlung „Kirchenlied“; darin sollten für die von Wolker im Dritten Reich angeregten Bekenntnissonntage v. a. überregional bekannte Kirchenlieder erfaßt und zusammengestellt werden. 1936–38 sammelten und prüften Mitarbeiter des Jugendhauses Düsseldorf unter Leitung von Josef Diewald (1906–64) den gesamten Bestand überlieferter Kirchenlieder, wobei sich der Akzent vom – vielfach als süßlich empfundenen und abgelehnten –19. Jh. zum Barock und zum Mittelalter hin verlagerte; T. selbst schuf zahlreiche neue Liedtexte mit deutlich zeitgeschichtlichem Bezug. Nur unter erheblichen Schwierigkeiten konnte die Sammlung „Kirchenlied“ 1938 erscheinen, T. und der Komponist Adolf Lohmann (1907–83) durften als Herausgeber nicht genannt werden.

    1940 zum Kriegsdienst eingezogen, kehrte T. 1945 aus der Gefangenschaft zurück. Noch während des Krieges hatte er die Kirchenlieddichterin Maria Luise Mumelter geheiratet; in enger literarischer und editorischer Zusammenarbeit mit ihr waren 1941 das „Weihnachts-Singebuch“ und in der Folge das Diözesangebetbuch für Innsbruck „Gotteslob“ entstanden. Der Name „Gotteslob“ wurde 1942 vom Christophorus-Verlag, danach 1975 von der Dt. Bischofskonferenz für das erste kath. Einheitsgesangbuch übernommen. Mehrere der von T. verfaßten Lieder fanden darin Eingang, und auch in der Neuausgabe von 2013 sind zehn Lieder von T. enthalten. Seit 1949 arbeitete T. als Chefredakteur der wiedererstandenen Wochenzeitung „Michael“ in Düsseldorf, seit 1957 als Bildungsreferent der „Katholischen Aktion“ in München und in Bayern. Er gründete 1958 die Zeitschrift „Lebendige Zelle“, in der er sich für die Mitarbeit der Laien in der Kirche einsetzte. 1969–73 war er Chefredakteur der „Münchner Katholischen Kirchenzeitung“. Zudem betätigte er sich als Filmregisseur: Über den Eucharistischen Weltkongreß in München (1960) und über das 2. Vatikanische Konzil (1962–65) drehte er abendfüllende, preisgekrönte Filme. Letzte Gedichtsammlungen erschienen 1979 in dem von seiner Tochter Elisabeth gegründeten Aventinus-Verlag. T. war ein Naturtalent, der in seinen Dichtungen den Volkston zu treffen vermochte. Sein lyrisches Werk verbindet Anstöße der Jugendbewegung mit Sprachelementen der Liturgie. Manche seiner weltlichen Dichtungen tragen noch spätexpressionistische Züge („Heiho, noch schäumt das Leben im Kelch wie junger Wein“). Die geistlichen Lieder, zuerst in der von T. mitherausgegebenen Sammlung „Das Graue Singeschiff“ (1934) erschienen, schließen an Volkslied- und Kirchenliedtraditionen an. Überaus eingängig und sangbar, haben die besten von ihnen rasch Volkstümlichkeit gewonnen, was neben T. im 20. Jh. nur ganz wenigen Kirchenlieddichtern dt. Sprache gelang. Einen gewichtigen Anteil am Erfolg hatten die mit T. verbundenen Komponisten Adolf Lohmann und Heinrich Neuß (* 1901). Das „Kirchenlied“ wurde bahnbrechend für die Erneuerung des gottesdienstlichen Singens in den dt.sprachigen Ländern; die hier vereinigten Lieder (erstmals auch evangelische) wurden nach 1945 von allen Diözesen übernommen. T.s Kampflieder, so die auf Goebbels bezogenen Verse seines Georgsliedes „Die Lüge ist gar frech und schreit und hat ein Maul so höllenweit, die Wahrheit zu verschlingen“ (1934) zeigten Mut und brachten dem Verfasser Verhöre durch die Gestapo ein. Andere Lieder wie das Altenberger Wallfahrtslied „Nun, Brüder, sind wir frohgemut“ oder das „Reiselied“ „Wir sind nur Gast auf Erden“ (beide 1935) schlagen leisere Töne an; sie erinnern an Gottes rettende Gegenwart in einer unheilvollen Zeit.

  • Awards

    A päpstl. Silvesterorden (1961).

  • Works

    Weitere W u. a. Erste Gedichte, 1934, Neuaufl. u. d. T. Mein Gott, wie schön ist deine Welt, 1979;
    Das helle Segel (Hg.), 1937;
    Dem Lebendigen geweiht, Die ersten Erzz., 1940;
    Hausbuch z. Advents- u. Weihnachtszeit, Ein Lese- u. Werkbuch, 1955;
    Ein Priester d. Freude, Das Lb. d. Prälaten Ludwig Wolker, 1957;
    Weg u. Werk, Die Kath. Kirche in Dtld., 1960;
    Des Menschen Zeit will Ewigkeit, 1979;
    Gesicht d. Hoffnung, hg. v. Elisabeth Thurmair, 1988;
    Korr.: Maria-Luise T. – G. T., Liebesgespräche im Krieg, 1946, Neuausg. 1981 (P).

  • Literature

    L H. Roth (Hg.), Kath. Jugend in d. NS-Zeit unter bes. Berücksichtigung d. Kath. Jungmännerverbandes, Daten u. Dok., 1959;
    K. Gotto, Die Wochenztg. Junge Front/Michael, 1970;
    W. Schepping, Das Lied als Corpus delicti in d. NS-Zeit (Gestapo-Akten Düsseldorf), in: J. Alf (Hg.), Btrr. z. Musikgesch. d. Stadt Düsseldorf, 1977, S. 109–32;
    Ein Gast auf Erden, G. T., Mahner, Rufer, Rebell, hg. v. Elisabeth Thurmair, 1986 (P);
    Th. Labonté, Die Slg. „Kirchenlied“ (1938), Entstehung, Corpusanalyse, Rezeption, 2008;
    Zur Debatte 6, 2012 (mit Btrr. v. M. Gassmann, H. Maier u. W. Schepping, P);
    LThK³;
    BBKL 27 (W);
    Wer ist wer im Gesangbuch, hg. v. W. Herbst, ²2001.

  • Author

    Hans Maier
  • Citation

    Maier, Hans, "Thurmair, Georg" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 228-229 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12881893X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA