Lebensdaten
1887 – 1969
Geburtsort
Köln
Sterbeort
Wiesbaden
Beruf/Funktion
Verbandspolitiker ; Offizier ; Präsident des Verbandes der Automobilindustrie
Konfession
-
Normdaten
GND: 103017346X | OGND | VIAF: 3123169321727038640005
Namensvarianten
  • Thoennissen, Max
  • Thoenissen, Max Eugen Hubert
  • Thönissen, Max Eugen Hubert

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Zitierweise

Thoennissen, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd103017346X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V wohl Ferdinand (1852–1928), Kaufm., Mitinh. d. Weingroßhandlung Gebr. Thönnissen, Mitgl. d. AR d. Kölner Gewerbebank eGmbH, d. Direktion d. Concert-Ges. u. d. Verw.rats d. Flora AG, 1890–1919 Stadtverordneter in K., 1909–18 Mitgl. d. Prov.-LT (s. Der Kölner Rat, bearb. v. Th. Deres, 2001);
    M N. N.;
    1930 Erna Ludewig;
    1 T Emilie.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums trat T. 1908 als Fahnenjunker in die preuß. Armee ein. Nach mehreren Beförderungen während des 1. Weltkriegs (1915 Oberlt., 1917 Hptm.) erlebte er das Kriegsende als Mitglied des Generalstabs der 119. Infanteriedivision und des XV. Armeekorps. Im April 1920 schied er aus der Armee aus und studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Göttingen und Köln. Anschließend war er im In- und Ausland als Kaufmann tätig.

    1934 trat er im Rang eines Hauptmanns in die Wehrmacht ein, wo er erneut rasch aufstieg (1935 Major, 1938 Oberstlt.), und diente u. a. im Reichswehr- und im Kriegsministerium. Im Nov. 1938 wechselte er in das OKW, wo er als Chef des Stabs des Generalbevollmächtigten für das Kraftfahrwesen beim Beauftragten für den Vierjahresplan tätig wurde und erste Erfahrungen in der kriegswirtschaftlichen Organisation der Automobilindustrie sammelte. Dieses Amt übte er auch nach Beginn des 2. Weltkriegs aus (1940 Oberst). Im Juli 1942 wurde er zum Chef des Beschaffungsamtes in Frankreich ernannt und am 1. Aug. zum Generalmajor befördert. In seine Zuständigkeit fiel u. a. die Wiederankurbelung der franz. Automobilindustrie und die Ausrichtung ihrer Produktion an kurzfristigen kriegswirtschaftlichen Interessen Deutschlands. Darüber hinaus entwickelte er, teilweise zum Mißfallen dt. Autokonzerne, seit 1940 Ideen für eine dt.-franz.-ital. Zusammenarbeit im Automobilsektor unter dt. Führung, u. a. hinsichtlich Typisierung, Normung, Verkehrsgesetzgebung und Marktordnung. Im April 1944 verlor er wegen Differenzen mit dem NS-Regime in okkupationspolitischen Fragen alle Ämter, am 31. Mai schied er aus der Wehrmacht aus.

    Nach dem Krieg nutzte T. die während seiner militärischen Laufbahn geknüpften Kontakte zur Industrie und seine fachlichen Kenntnisse auf nationaler und internationaler Ebene: 1948 wurde er zum hauptamtlichen Vorstandsmitglied des Verbands der Automobilindustrie (VDA), 1950 zum Vorsitzenden des VDA gewählt. 1951–59 leitete er den Verband als geschäftsführender Präsident (1960 Ehrenpräs.). In die Anfänge seiner Präsidentschaft fiel 1951 die erste Internationale Automobilausstellung auf dt. Boden nach dem|2. Weltkrieg, die seither jährlich in Frankfurt/M. stattfindet. Schon seit Frühjahr 1948 setzte er sich für eine Wiederbelebung der Zusammenarbeit mit der franz. Industrie ein (Besuch in Paris v. 16. 2.–1. 3. 1948) und gehörte u. a. dem im Nov. 1951 gegründeten, hochrangig besetzten „Dt.-Franz. Industriekomitee“ an. 1953–57 vertrat er die dt. Autoindustrie im internationalen Dachverband „Bureau Permanent International des Constructeurs d’Automobiles“, zunächst als Vizepräsident, 1955/56 als Präsident. 1957 war er an der Gründung des „Comité de Liaison des Constructeurs automobiles“ beteiligt und fungierte als dt. Delegierter bei diesem der Koordinierung der Aktivitäten dienenden Zusammenschluß der Automobilverbände der EWG-Mitgliedsländer. Ferner gehörte er dem Vorstand des BDI sowie dessen Ausschüssen für Außenhandel und für internationale Beziehungen an. Als Interessenvertreter der Autobranche wirkte er in verschiedenen Gesprächszirkeln und Beratungsgremien mit, so 1949 im Koordinierungsausschuß der Abteilung Fahrzeugbau der Verwaltung für Wirtschaft, 1953–61 als Mitglied der zur Förderung des Straßenbaus gegründeten „Dt. Straßenliga“ sowie 1959 als geschäftsführendes Mitglied des Kuratoriums „Wir und die Straße“, das sich aus Spitzenvertretern von Politik und Wirtschaft zusammensetzte.

    T. verkörperte den militärisch geschulten Typus des Verbandsfunktionärs. Er trug maßgeblich dazu bei, den VDA zu einem der einflußreichsten Branchenspitzenverbände auch jenseits des Verkehrssektors zu formen, v. a. durch Kontakte zu den Bundesministerien für Verkehr und für Wirtschaft sowie durch intensive Pressearbeit. Unter seiner Präsidentschaft gelang der dt. Automobilindustrie die Rückkehr auf die internationale Bühne. Dabei kam T. zugute, daß das Leitbild einer forcierten Automobilisierung, das er selbst mitgestaltet hatte, erst gegen Ende seiner Amtszeit allmählich ins Wanken geriet.

  • Auszeichnungen

    A Rr.kreuz d. preuß. Hausordens v. Hohenzollern;
    E. K. I. u. II. Kl;
    Ehrenplakette d. Stadt Frankfurt/M. (1957);
    Gr. BVK mit Stern;
    Ehrenmitgl. d. ADAC (1965).

  • Werke

    W Begrüßungsansprache d. 1. Vors. d. VDA, in: Eröffnungsfeier d. IAA in Frankfurt a. M., 19. 4. 1951;
    Die Steigerung unseres Auto-Exports, in: Die Zeit, Nr. 41 v. 11. 10. 1951;
    Mißton im Verkehrskonzept, ebd., Nr. 19 v. 13. 5. 1954;
    Die Aussichten d. Automobilind. in d. europ. Wirtsch.gemeinschaft u. Freihandelszone, Gutachten, 1959. – Qu Mercedes-Benz Classic, Archive, Stuttgart.

  • Literatur

    L W. R. Vorwig, Die dt. Automobilind. u. ihre Verbände, 2 Vortrr., 1970;
    H. Ch. Gf. v. Seherr-Thoss, Die dt. Automobilind., ²1979;
    VDA (Hg.), Wegbegleiter d. Automobilind., 100 J. VDA, 2001;
    F. Lehideux, De Renault à Pétain, 2001;
    M. Riess, Die dt.franz. ind. Kollaboration während d. Zweiten Weltkrieges am Bsp. d. RENAULT-Werke (1940–1944), 2002;
    M. Moguen-Toursel, Les structures de représentation de l’ind. automobile en Europe, in: M. Dumoulin (Hg.), Economic Networks and European Integration, 2004;
    S. Tilly, „Die guten Zeiten … sind vorbei“, in: M. Reitmayer u. R. Rosenberger (Hg.), Untern. am Ende d. „goldenen Za.“, 2008;
    J. Teuber, Interessenverbände u. Internationalisierung, Dachverbände, Automobilind. u. Einzelhandel in d. Europ. Union, 2009; Munzinger.

  • Autor/in

    Werner Bührer
  • Zitierweise

    Bührer, Werner, "Thoennissen, Max" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 159-160 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd103017346X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA