Lebensdaten
um 1370 – 1436
Geburtsort
Neermoor (Ostfriesland)
Sterbeort
Wijtwerd oder Dijkhuizen (beide Provinz Groningen)
Beruf/Funktion
Häuptling zu Leer
Konfession
-
Normdaten
GND: 1035162067 | OGND | VIAF: 300482074
Namensvarianten
  • Focko Ukena
  • Ukena, Focko
  • Focko Ukena
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Zitierweise

Ukena, Focko, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1035162067.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V vermutl. Uko, Häuptling zu Neermoor (?), vermutl. S d. Beno, Häuptling zu Neermoor (?);
    M Amke, T e. Häuptlings zu Lengen;
    1) Theda ( 1411), vermutl. T d. Ewo Tammena (?), Häuptling zu Reide (?), 2) 1411 Hiddeke v. Wijtwerd u. a.;
    K aus 1) u. a. S Uko Focken ( 1432), Häuptling zu Oldersum, Udo († 1433), Häuptling zu Norden;
    T Ammeke (erw. 1423, 1] Sibet [Sybeth, Sybede, Sybode] Lubben, 1433, Häuptling zu Rüstringen u. Östringen, s. Biogr. Hdb. Oldenburg, 2] Evert Sickinga, 1445);
    E Theda (1432–94, Ulrich I. Cirksena, um 1408–66, Häuptling zu Norden u. a., seit 1464 Gf. „in“ Ostfriesland, s. ADB 39; Biogr. Lex. Ostfriesland II), Gfn. in bzw. zu Ostfriesland (s. NDB 26).

  • Biographie

    U. ist eine der auffälligsten Gestalten des von Machtkonkurrenzen, Parteikonflikten und kriegerischer Gewalt durchzogenen fries. Häuptlingswesens der Jahre um und nach 1400. Er stammte aus einer wohl nur wenig begüterten, bestenfalls lokal angesehenen Häuptlingsfamilie in Neermoor, unweit von Leer, scheint aber schon gegen 1400 eine gewisse Autorität in seiner Heimatregion, dem Moormerland, gewonnen zu haben. Zu größerem Ansehen, Einfluß und Besitz brachte er es im engen Anschluß an die damals mächtigste, nach Landesherrschaft strebende ostfries. Häuptlingsfamilie tom Brok: U. galt als „Lehnsmann“ zunächst Kenos II. ( 1417), dann Ockos II. tom Brok ( 1435). Deren Ambitionen und Interessen diente U. in den fries. Gebieten beiderseits der unteren Ems, bis in das westerlauwersche Friesland hinein, verlor dabei aber nie seinen eigenen Vorteil aus dem Blick. Seit 1418 nannte er sich, nach seiner inzwischen wichtigsten Burg, Häuptling zu Leer. Seine zweite, 1411 geschlossene Ehe brachte ihm auch in Teilen des Groninger Umlandes Besitz und Ansehen ein. Mit umsichtiger Heiratspolitik für seine Kinder suchte er Bündnispartner an sich zu binden und seine Aufstiegserfolge dauerhaft für sein Haus zu sichern: so für seinen Sohn Uko die von den tom Brok übertragene Häuptingsherrschaft in Oldersum und für den jüngeren Sohn Udo die von diesem durch seine Verbindung mit der Herrschaftserbin Hima Idzinga erheiratete Häuptlingsposition in Norden. Die Ehe seiner Tochter Ammeke mit dem im Jeverland mächtigen Häuptling Sibet von Rüstringen verschaffte U. einen wichtigen und treuen Bundesgenossen.

    Als nach der Niederlage Ockos II. gegen die Holländer bei Sloten 1420 Macht und Ansehen des Hauses tom Brok in Friesland zu schwinden begannen, ging U. zunehmend auf Distanz zu Ocko tom Brok; 1426 führten die Spannungen zwischen ihnen zum offenen Konflikt. Verbündet mit anderen Häuptlingen, die der Dominanz der tom Brok entgegentraten, nutzte er v. a. eine gegen Ocko aufstehende bäuerliche Bewegung für mehr „fries. Freiheit“ gegen Häuptlingsherrschaft. An ihrer militärischen Spitze konnte er ein von Ebf. Nikolaus von Bremen (reg. 1421–34) zur Hilfe für den tom Brok herangeführtes Adelsheer bei Detern (26. 9. 1426) vernichtend schlagen. Im Jahr darauf wurde Ocko selbst besiegt (Schlacht auf den „Wilden Äckern“ bei Upgant, 28. 10. 1427) und U. zum wichtigsten Nachfolger der tom Brokschen Autorität beiderseits der unteren Ems.

    In der Folge verstand U. es jedoch nicht, das bäuerliche Vertrauen dauerhaft an sich zu binden; auch schuf er sich Gegner im ostfries. Häuptlingsadel. 1430 konnte eine Verbindung mehrerer Häuptlinge mit der bäuerlichen „Freiheitsbewegung“ die Vorherrschaft U.s und seiner Familie und Anhänger in Ostfriesland brechen. Seine Bemühungen, sie wieder herzustellen, brachten für die ostfries. Halbinsel zwar noch einige Jahre der Unruhe, ihm selbst aber nur vereinzelte, vorübergehende Erfolge ein; sie waren endgültig zum Scheitern verurteilt, als die Stadt Hamburg 1433 zum Schutz ihres Handels in die ostfries. Verhältnisse eingriff und in und um Emden eine eigene Herrschaftsbildung begann. U. verlor in den Kämpfen um seine Vormacht östlich der Ems seine beiden herausragenden Söhne: Uko, Häuptling zu Oldersum, wurde am 13. 6. 1432 erschlagen; Udo, Häuptling zu Norden – vorübergehend (1427–30) auch von Auricherland und Brokmerland – fiel Ende Juli 1433 in der Schlacht vor Bargebur. U. zog sich schließlich, ohne in seiner Selbstbehauptung grundsätzlich aufzugeben, auf Besitzungen seiner zweiten Frau im Groningerland zurück, wo er auch starb. Seinen mächtigsten ostfries. Gegnern, der Häuptlingsfamilie Cirksena, gelang in der Folge der Aufstieg zur Vorherrschaft in Ostfriesland. Die eheliche Verbindung 1455 zwischen Ulrich Cirksena und Theda, der Enkelin U.s, blieb eines der stabilisierenden Elemente von U.s politischer Autorität. Sein Nachruhm als gewaltiger, unermüdlicher Kriegsmann hält sich bis heute im ostfries. Geschichtsbewußtsein.

  • Quellen

    Qu U. Emmius, Rerum Frisicarum Historia, 1596, ²1616; Eggerik Beninga, Cronica d. Fresen, hg. v. L. Hahn u. H. Ramm, T. 1, 1961.

  • Literatur

    L H. Reimers, Ostfriesland bis z. Aussterben seines Fürstenhauses, 1925;
    H. U. Heikes, Die Ukena, in: Emder Jb. 34, 1956, S. 15–52;
    H. van Lengen, Gesch. d. Emsigerlandes v. frühen 13. bis z. späten 15. Jh., T. 1, 1973;
    H. Schmidt, Pol. Gesch. Ostfrieslands, 1975;
    R. J. A. Nip, Hoofdelingen en stedelingen, een wereld van verschil ca. 1350–1536, in: Geschiedenis van Groningen I, 2008, S. 261–63; A. R. Köller, Agonalität u. Kooperation, Führungsgruppen im Nordwesten d. Reiches 1250–1550, 2015.

  • Autor/in

    Heinrich Schmidt
  • Zitierweise

    Schmidt, Heinrich, "Ukena, Focko" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 556-557 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1035162067.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA