Lebensdaten
1909 – 1964
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Ratingen
Beruf/Funktion
Diplomat
Konfession
-
Normdaten
GND: 124753663 | OGND | VIAF: 37859676
Namensvarianten
  • Thadden, Eberhard Hans Arnold von
  • Thadden, Eberhard von
  • Thadden, Eberhard Hans Arnold von

Objekt/Werk(nachweise)

Porträt(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Thadden, Eberhard von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124753663.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Arnold (1869–1959), Gen.major, S d. Alexander (1834–1903), Kaufm. in Danzig, u. d. Klementine Birkholz (1834–1916);
    M Margarethe (1879–1956), T d. Ludwig Maximilian Epenstein, Fabrikbes., u. d. Anna Maria Clara Seyppel;
    Halle/Saale 1939 Brigitte Marie Hedwig (1916–93), T d. Adolf Wagner ( 1930), Gen.dir. d. Gewerkschaften d. Michel-Konzerns, Braunkohlegruben, in Halle/Saale, Vizepräs. d. IHK ebd. (s. Wenzel), u. d. Elsa Schaal;
    1 S Michael (* 1939, Gunda Richrath, * 1941, T d. Eduard Richrath, Oberkriminalrat), Kaufm. in Krailling b. München, 1 T Sabine (* 1950, Friedrich Westerfeld, * 1948, Kaufm.), Dipl.-Psychol. in Freiburg (Br.).

  • Biographie

    T. legte 1928 in Weimar das Abitur ab, begann anschließend eine kaufmännische Ausbildung in Hamburg und 1929 zusätzlich das Studium der Jurisprudenz. Nach dem Abschluß der Lehre 1930 studierte er in Freiburg (Br.) weiter, begann 1932 sein Referendariat und wurde 1934 in Göttingen zum Dr. iur. promoviert. Bereits 1924 der Jugendorganisation der „Deutschnationalen Volkspartei“ (DNVP) und 1926 der Partei selbst beigetreten, wurde er im April 1933 Mitglied der NSDAP, im Mai desselben Jahres der SA (bis Dez. 1934). Seit 1932 hatte T. zusätzlich an der Dt. Hochschule für Politik in Berlin studiert. Durch seinen dortigen Lehrer Albrecht Haushofer (1903–45) gelangte er 1936 in die „Dienststelle Ribbentrop“ und trat im Sept. 1936 der SS bei (1945 SS-Sturmbannführer). Im Nov. 1937 wechselte T. in das Auswärtige Amt (AA), wo er 1940 Legationssekretär wurde (1941 Legationsrat, 1944 Legationsrat I. Kl.). Im Febr. 1942 wurde T. zur Wehrmacht eingezogen und kämpfte bis zu seiner Verwundung im Dezember desselben Jahres an der Ostfront. Anschließend wurde er vom AA nach Griechenland versetzt, wo er beim Sonderbeauftragten für Wirtschaftsfragen in Südosteuropa, Hermann Neubacher (1893–1960) arbeitete. Im April 1943 forderte Horst Wagner (1906–77), Leiter der neu eingerichteten Gruppe Inland II im AA, T. als Stellvertreter und „Judenreferenten“ an. In dieser Funktion arbeitete T. täglich mit Adolf Eichmann (1906–62) zusammen, um die „Endlösung“ gegenüber dem Ausland diplomatisch zu verschleiern. Gleichzeitig bemühte sich T., Deutschlands Verbündete zur Auslieferung ihrer jüd. Bevölkerung zu bewegen und ausländische Interventionen zugunsten jüd. Personen abzuwiegeln. Im Zuge dieser Tätigkeit besuchte er dreimal das Ghetto Theresienstadt und im Juli 1943 das Lager Bergen-Belsen. T. führte seine Geschäfte mit Unterstützung Wagners weitgehend selbständig, weshalb ihm eine hohe Mitverantwortung bei der Umsetzung der Vernichtung zukommt. Eine neue Effizienz erreichten diese Aktionen in Ungarn 1944, als die Gruppe Inland II und T. einen Mitarbeiter nach Budapest entsandten, um Verhandlungen mit der SS und den ungar. Stellen zu führen. Im Mai 1944 reiste T. selbst nach Budapest, um sich mit Eichmann und der dt. Gesandtschaft abzustimmen.

    Bei Kriegsende war T. bis 1948 in brit. und US-amerik. Internierung. Nach seinen Zeugenaussagen im Zuge des Nürnberger Prozesses und im Ermittlungsverfahren gegen ihn 1951 habe er die jüd. Bevölkerung als Feinde angesehen, mit deren Internierung er völlig einverstanden gewesen sei. Er erfüllte seine Aufgaben willig aus akribischem Pflichtgefühl und national-konservativ gefärbtem Antisemitismus.

    Ein dt. Strafverfahren wurde 1956 aus Mangel an Beweisen eingestellt. Seit den 1950er Jahren machte T. Karriere in der rhein.-westfäl. Wirtschaft (zeitweise Vorstandsmitgl. d. Gollnow AG, Düsseldorf, anschließend Mitgesellschafter u. AR-Mitgl. in drei Unternehmen, u. a. Schlingmann & Co. KG Brake). Die Staatsanwaltschaft Essen eröffnete im Juni 1964 ein neues Verfahren, das nach T.s Tod eingestellt wurde.

  • Werke

    W Der vorbehaltene Betätigungsbereich d. Staaten (domaine réservé), Eine völkerrechtl. Unters., Diss. Göttingen 1934;
    Qu: BA Berlin;
    BA Koblenz;
    Pol. Archiv d. AA;
    HStA Düsseldorf.

  • Literatur

    L H.-J. Döscher, SS u. AA im Dritten Reich, Diplomatie im Schatten d. „Endlösung“, 1991;
    S. Weitkamp, Braune Dipl., Horst Wagner u. E. v. T. als Funktionäre d. „Endlösung“, 2008;
    ders., in: W. Benz (Hg.), Hdb. d. Antisemitismus, Bd. 2/2, 2009;
    E. Conze u. a., Das Amt u. d. Vergangenheit, ²2010 (Reg.); – zur Fam.: GHdA XI, Adelige Häuser II, 1955, S. 412.

  • Autor/in

    Sebastian Weitkamp
  • Zitierweise

    Weitkamp, Sebastian, "Thadden, Eberhard von" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 70-71 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124753663.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA