Lebensdaten
1921 – 1996
Geburtsort
Trieglaff (Pommern)
Sterbeort
Bad Oeynhausen
Beruf/Funktion
Politiker ; Publizist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11875663X | OGND | VIAF: 44366755
Namensvarianten
  • Thadden, Adolf Ludwig von
  • Frank von Blank (Pseudonym)
  • Blank, Frank von (Pseudonym)
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Zitierweise

Thadden, Adolf von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11875663X.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Adolf (1858–1932), Gutsbes., Landrat (s. Gen. 1);
    M Barbara (1895–1972), T d. Ludwig Blank, Studienrat, u. d. Mary Hume;
    1 Halb-B Reinold (s. 1), 4 Halb-Schw u. a. Elisabeth, Ehrengard (beide s. Gen. 1), 1 B Gerhard (1924–45), Student d. Forstwiss., 4 Schw Maria (* 1922, Dieter Wellershoff, * 1925, Dr. phil., Schriftst., o. Mitgl. d. Ak. d. Wiss. u. Lit. in Mainz, Mitgl. d. PEN, s. Killy), Red., Lektorin, Mitarb. im Röm.-German. Mus. in Köln, Vf. e. Autobiogr. (s. L), Barbara (* 1925, Raymond Fox), Monika (1927–2008, Friedrich-Adolf v. Plato, * 1912, Landwirt in Südafrika), Astrid (* 1930, Louis Guesnet);
    Hannover 1957 Edith (1921–2011), Dr. med., T d. Otto Lange, Oberreg.rat in Hannover, u. d. Marie-Luise Hett;
    2 T Christine (* 1959), Qualitätsmanagerin, Ulrike (* 1961, Claus-Jürgen Dietrich, RA), RA.

  • Biographie

    T. sollte ursprünglich die Verwaltung des Gutes Vahnerow übernehmen. Nach dem Abitur an der Baltenschule/Oberschule Mistdroy auf der Ostseeinsel Wollin 1939 wurde er jedoch zum Reichsarbeitsdienst und im Nov. 1939 zum Heer rekrutiert. Er nahm u. a. am Frankreich-, Griechenland- und Rußlandfeldzug teil, absolvierte nach schwerer Verwundung und Lazarettaufenthalt (Wien 1941/42) einen Offizierslehrgang (Waffenschule Thorn), war zeitweilig als Lehroffizier tätig (Sturmabt. Lehrstab Jüterbog) und bis Kriegsende in der Sturmartillerie an verschiedenen Fronten (Rußland, Rumänien, Ungarn) eingesetzt (zuletzt Oberlt.). Nach kurzer Kriegsgefangenschaft in Südböhmen (Mai/Juni 1945) und erneuter Gefangennahme schloß er sich nach seiner Flucht Ende 1946 national-konservativen Gruppierungen an, zu deren Zielen die Revision der im Osten erlittenen Gebietsverluste zählte. 1947 kandidierte er erfolglos für den Niedersächs. Landtag (Dt. Rechtspartei), war 1948–60 Ratsherr in Göttingen (Senator 1952–58, stellv. OB 1952/53) und kam 1949 auf der Liste der DKP-DRP (Dt. Konservative Partei-Dt. Rechtspartei) in den ersten Dt. Bundestag. Aufgrund heftiger Flügelkämpfe, des Auseinanderbrechens der DKP-DRP-Fraktion und der Konkurrenz durch die radikalere Sozialistische Reichspartei (SRP) blieb T.s Bundestagsmitgliedschaft auf eine Wahlperiode beschränkt, er zog jedoch mit der 1950 entstandenen Dt. Reichspartei (DRP) 1955 in den Niedersächs. Landtag ein. Angesichts sinkender Stimmenpotentiale der DRP und im Bemühen um eine breitere Sammlung im politischen Raum rechts von CDU/CSU, DP und FDP entstand Ende 1964 die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD), in die T. den organisatorischen Apparat und einen Großteil der DRP-Funktionäre einbrachte. Er war von Anfang an die dominierende Führungsfigur der Partei, übernahm nach einem innerparteilichen Machtkampf gegen den Gründungsvorsitzenden Friedrich Thielen (1916–93) 1967 den Bundesvorsitz und trug wesentlich zu den Wahlerfolgen und dem Einzug der NPD in die meisten Landesparlamente 1966–68 bei. 1967–70 war er erneut Landtagsabgeordneter in Niedersachsen. Der Niedergang der Partei, der nach dem knappen Scheitern an der Fünfprozentmarke bei der Bundestagswahl 1969 einsetzte, führte zu verschärften Flügelkämpfen, bei denen aktionistisch-sozialrevolutionäre Elemente an Gewicht gewannen. T. verzichtete auf dem Holzmindener Parteitag vom Nov. 1971 auf eine Wiederwahl und zog sich allmählich aus der aktiven Politik zurück (Parteiaustritt 1975). Zeitweilig arbeitete er als Immobilienmakler auf Teneriffa, wohin er 1982 seinen Lebensmittelpunkt verlagerte. Hier setzte er seine bei der Redaktion der Parteiorgane „Reichsruf“ (DRP) und „Dt. Nachrichten“ (NPD) begonnene publizistische Tätigkeit fort.

    T.s politische Positionen lassen sich überwiegend den dt.-nationalistischen Traditionslinien der (extremen) Vorkriegsrechten zuordnen: Reichsidee, „starker Staat“, Einigung|aller Deutschen in einem Staatsverband, Wiedererlangung verlorener Territorien, Antibolschewismus, Verteidigung von Besitzansprüchen und Ablehnung sozialrevolutionärer Experimente, auch mit antisemitischen Stereotypen. Innerhalb der NPD war seine Position prowestlich und proeuropäisch im Sinne des gaullistischen „Europa der Vaterländer“, außen- und innenpolitische Äquidistanz zwischen Ost und West lehnte er ab. Die Wahrnehmung T.s durch die dt. und internationale Öffentlichkeit war von den radikaleren Elementen seiner Partei und von der unleugbaren Schnittmenge mit dem historischen Nationalsozialismus geprägt („der neue Adolf“), was zu heftigen, auch gewalttätigen politischen Auseinandersetzungen führte. T., im Entnazifizierungsverfahren 1947 als unbelastet eingestuft, leugnete als NPD-Vorsitzender eine NSDAP-Mitgliedschaft und meinte nach Bekanntwerden seiner NSDAP-Mitgliedskarte (Nr. 7155873, Aufnahme 1. 9. 1939, Aufnahmeantrag nicht überliefert), er sei womöglich ohne eigenes Zutun von der HJ in die Partei überführt worden.

    Vieles spricht dafür, daß T.s informelle Verbindung mit dem brit. Sicherheitsdienst, die Ende 1946 geknüpft wurde, über mehrere Jahrzehnte fortbestand.

  • Auszeichnungen

    A E. K. II (1941), E. K. I (1944);
    bulgar. Soldatenkreuz d. Tapferkeitsordens IV. Kl. (1942);
    Verwundetenabzeichen in Silber (1942), in Gold (1944);
    Sturmabzeichen (1944);
    Ulrich-v.-Hutten-Medaille d. Ges. f. freie Publizistik (1988).

  • Werke

    W Über d. Lage d. Deutschen sowie über d. wirtschaftl. Lage in d. ehemals dt. Ostpommern, 1947 (unveröff.);
    Richter u. Antisemiten, 1959;
    Der Weg d. DRP, 1963;
    Überwindung d. nat. Notstands, 1967;
    Einsatz f. Dtld., 1969;
    Die tatsächl. Lage d. Nation, 1970;
    Die Erbschaft d. Giganten, 1976;
    Die Schreibtischtäter, 1977;
    Rote Werwölfe, 1979 (Ps. Frank v. Blank);
    Guernica, 1982;
    Die verfemte Rechte, 1984;
    Josef Stalin, 1991;
    Adolf Hitler, 1991;
    Hans-Ulrich Rudel, 1994;
    Vier Reden Stalins, 1996;
    Stalins Falle, 1996; – zeitweilig Chefred.: Dt. Wochenztg.; Mithg.: Nation & Europa (Coburg), seit 1992.

  • Quellen

    Qu NSDAP-Mitgl.kartei, BA Berlin, BDC; Entnazifizierungsakte, Niedersächs. Landesarchiv, Hannover; – Nachlaß: Niedersächs. Landesarchiv, Hannover.

  • Literatur

    L D. Rufer (J. Hahn-Butry), A. v. T., Wer ist dieser Mann?, 1969 (apologetisch u. fehlerhaft);
    E. Jesse, in: ders. u. U. Backes (Hg.), Jb. Extremismus & Demokratie 2, 1990, S. 228–38;
    B. Fox, Finding a Way Home, Recollections of a Family in Pomerania, 2001;
    J. Hooper, Neo-Nazi leader ‘was MI6 agent’, in: The Guardian v. 13. 8. 2002;
    Maria Wellershoff, Von Ort zu Ort, Stationen e. Jugend, 2005;
    W. Treß, in: W. Benz (Hg.), Hdb. d. Antisemitismus, Bd. 2/2, 2009;
    Rudolf v. Thadden, Trieglaff, Eine pomm. Lebenswelt zw. Kirche u. Pol. 1807–1948, 2010; Munzinger.

  • Autor/in

    Uwe Backes
  • Zitierweise

    Backes, Uwe, "Thadden, Adolf von" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 69-70 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11875663X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA