Lebensdaten
1687 – 1748
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Jurist ; Aufklärer ; Herausgeber ; Diplomat ; Syndikusanwalt
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 121345750 | OGND | VIAF: 3325316
Namensvarianten
  • Surland, Johann Julius
  • S.
  • Surland, Ioannes Iulius
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Surland, Johann Julius, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121345750.html [08.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus westfäl. Fam.;
    V Julius (1657–1703), Mag. theol., Advokat, 1690 Senator, 1702–03 Bgm. in H., S d. Johann (1616–77), 1646 holstein. Hofprediger in Rethwisch, 1649 Prediger an St. Michaelis in H., 1661 Diakon ebd. (beide s. Jöcher; Schröder), u. d. Anna Margaretha Bökel (1616–77;
    M Sara (1655–92, 1] Joachim Anckelmann, Oberalter in H.), T d. Andreas Berenberg (1626–92, Kaufm. in H., u. d. Margarethe Witte; seit 1692 Stief-M Elisabeth Wichmann († 1700, 1] Heinrich Paul Lemm), seit 1700 Susanna, T d. Heinrich v. Som;
    Ur-Gvm Johann Julius Bökel (1616–77), Dr. med.;
    Ov Johann (1654–76), Mag., Doz. d. Philos. in Wittenberg (s. Jöcher; Schröder), Peter (1660–1748, 1] Margaretha Cecilie Kellinghusen, 1670–91, T d. Jürgen Kellinghusen, Oberalter, 2] Maria Widow, Schw d. Conrad Widow, 1686–1754, Lt., Bgm. in H.), Dr. iur. utr., 1693 Bibl. (s. Schröder; Lex. Bibliothekare);
    2 B (1 früh †) Friedrich Jacob (1688–1757, Capitain b. d. Garnison in H., 1 Schw Anna Margaretha (1691–1734, Hieronymus Reinstorp, Verw. d. schaumburg. Zolles);
    Hamburg 1716 Rebecca Catharina, T d. Johann Friedrich Fürsen (1649–1738, Lic. iur., Advokat in H. (s. Schröder), u. d. Anna Elisabeth Uffelmann;
    4 S Nicolaus Burchard († 1777), Subrektor in Stade (s. Schröder), Johann Julius (1724–58, Advokat in H., o. Prof. d. Rechte 1751 in Marburg u. 1752 in Frankfurt/Oder (s. Strieder; Schröder), Johann Friedrich († 1732), Kaufm., Daniel Albert (1733–57), 2 T.

  • Biographie

    Früh verwaist, wurde S. von seinen Vormündern zunächst nach Merseburg geschickt, wo ihn u. a. Johann Hübner (1668–1731) unterrichtete, dann besuchte er das hamburg. Johanneum, anschließend 1705–07 das Gymnasium Athenäum in Stade, wo Michael Richey (1678–1761) zu seinen prägenden Lehrern gehörte. Nach dem Studium der Jurisprudenz, Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften in Altdorf und Leipzig sowie anschließenden Reisen kehrte er 1713 nach Hamburg zurück und wirkte hier zunächst unter Leitung seines späteren Schwiegervaters Johann Friedrich Fürsen als Advokat. Der vielseitig gebildete und sprachkundige S. erwarb 1715 in Groningen die Würde eines Licentiaten der Rechte und wurde 1719 zum Hamburger Ratssyndicus gewählt. Insbesondere mit auswärtigen Verhandlungen betraut, unternahm er 24 Gesandtschaften, die ihn u. a. an den ksl. Hof nach Wien sowie zu den Königen von England und Dänemark führten. S. war mit den politischen und rechtlichen Verhältnissen der europ. Staatenwelt außerordentlich gut vertraut, galt als glänzender Diplomat und wußte seine Kenntnisse sowie seine zahlreichen Kontakte zu einflußreichen Persönlichkeiten geschickt zu nutzen. 1741 vom Fürsten v. Schwarzburg zum Comes palatinus (Pfalzgraf) ernannt, starb S. nach längerer Krankheit in seinem 62. Lebensjahr.

    Über Hamburg hinausreichende Bedeutung kann S.s Mitwirkung in der 1723 gegründeten „Patriotischen Gesellschaft“ beanspruchen. Während Barthold Hinrich Brockes, Johann Albert Fabricius, Michael Richey, Christian Friedrich Weichmann, Georg Philipp Telemann, Johann Hübner und Johann Klefeker den aktiven Kern dieser für die dt. Frühaufklärung wegweisenden Gesellschaft bildeten, gehörte S. seit 1724 zu den publizistisch weniger exponierten Mitgliedern. Durch seine Position als Ratssyndicus jedoch fungierte er gemeinsam mit anderen als wichtiges Bindeglied, das die literarisch tätigen und gelehrten Aufklärer mit den Trägern der politischen Macht verband. In seiner Person manifestiert sich so ein besonderes Charakteristikum der Frühaufklärung, das zugleich ihre Wirksamkeit und ihren Einfluß verbürgte. Mit Bedacht widmete Weichmann ihm den dritten Band der „Poesie der Nieder-Sachsen“ (6 Bde., 1721–38). S. selbst lieferte zu dem Werk drei Beiträge. Darüber hinaus gehörte er zu der achtköpfigen Verfassergemeinschaft, die 1724–26 die Moralische Wochenschrift „Der Patriot“ herausgab. Das in ganz Deutschland rezipierte, an engl. Vorbildern wie „The Tatler“, „The Spectator“ und „The Guardian“ orientierte Periodikum erreichte eine Auflage von rund 4000, zeitweise sogar von über 5500 Exemplaren und widmete sich der aufklärerischen Kritik an Vorurteilen und Mißbräuchen sowie verschiedenen gemeinnützigen Anliegen, so z. B. der Reform des Armen- und Schulwesens und der Partizipation von Frauen an Aufklärung und Bildung. S. verfaßte für den 1. Band die Stücke 2, 7 und 13 (letzteres gemeinsam mit Weichmann). In programmatischer Hinsicht bemerkenswert ist v. a. sein anschauliches, von abschreckenden Beispielen ausgehendes Plädoyer für aufklärerische Tugenden (2. Stück). S. und anderen dem Hamburger Rat verbundenen Aufklärern wie dem ebenfalls als Syndicus tätigen Klefeker und dem Ratsherrn Brockes war es zu verdanken, daß den gegen die Wochenschrift gerichteten Angriffen seitens der luth. Orthodoxie kein Erfolg beschieden war und „Der Patriot“ seine weitreichende Wirkung ungehindert entfalten konnte.

  • Werke

    Dissertatio Juridica Inauguralis De Literis Maritimis vulgo von Zee-Briefen (…), Groningen 1715;
    Btrr.:
    Verworrene Gedanken, bey dem Brockes- u. Lehmannischen Hochzeit-Feste, Du meiner stillen Ruh (…) (Übers.),Mein Pfeifgen (Übers.),in: C. F. Weichmanns Poesie der Nieder-Sachsen […], 6 T., Hamburg 1721–38, Faksimile-Nachdr., hg. v. J. Stenzel, 1980, Bd. 2, S. 82, Bd. 3, S 334, Bd. 3, S. 335;
    Nr. 2 (13. 1. 1724), Nr. 7 (17. 2. 1724), Nr. 13 (10. 3. 1724), in: Der Patriot, Nach d. Originalausg. Hamburg 1724–26 in drei Textbdn. u. e. Kommentarbd. krit. hg. v. W. Martens, 4 Bde., 1969–84, S. 9–17, 50–59 u. 110–16.

  • Literatur

    G. W. Götten, Das jetzt lebende gelehrte Europa, Oder Nachrr. v. d. vornehmsten Lebens-Umständen u. Schrr., jetzt lebender Europ. Gelehrten, Bd. 1., ²1735;
    H. S. Reimarus, Pietatis officium memoriae viri magnifici amplissimi consultissimi Johannis Julii Surlandi J. V. L. inclutae reipublicae Hamburgensis primi syndici […], Hamburg o. J. [1748];
    J. D. Winckler, Nachrr. v. niedersächs. berühmten Leuten u. Familien, Bd. 2, Hamburg 1769;
    [ J. A. Günther], Proben e. Bildergallerie Hamburg. Männer d. 18. Jh., in: Hanseat. Mag., hg. v. J. Smidt, Bd. 5, 1801, S. 115–72;
    F. G. Buek, Geneal. u. Biogr. Notizen über d. seit d. Ref. verstorbenen hamburg. Bgm., 1840, S. 157–59;
    J. Scheibe, Der „Patriot“ (1724–1726) u. sein Publikum, 1973;
    J. Rathje, „Der Patriot“, Eine hamburg. Zs. in d. ersten Hälfte d. 18. Jh., in: Zs. d. Ver. f. Hamburg. Gesch. 65, 1979, S. 123–43;
    ders., Gelehrtenschulen, Gelehrte, Gelehrtenzirkel u. Hamburgs geistiges Leben im frühen 18. Jh., in: I. Stephan u. H.-G. Winter (Hg.), Hamburg im Za. d. Aufklärung, 1989, S. 93–123;
    C. Perels, J. Rathje u. J. Stenzel (Hg.), C. F. Weichmanns Poesie d. Nieder-Sachsen (1721–1738), Nachweise u. Register, 1983;
    F. Kopitzsch, Grundzüge e. Soz.gesch. d. Aufklärung in Hamburg u. Altona, ²1992;
    M. Krieger, Patriotismus in Hamburg, Identitätsbildung im Za. d. Frühaufklärung, 2008;
    Schröder;
    Dt.GB 63, 1929, S. 28.

  • Porträts

    Kupf. v. B. Denner, 1685 (Wolfenbüttel, Hzg. August Bibl.).

  • Autor/in

    Dirk Brietzke
  • Zitierweise

    Brietzke, Dirk, "Surland, Johann Julius" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 710-711 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121345750.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA