Wormser, Isaak

Lebensdaten
1768 – 1847
Geburtsort
Michelstadt (Odenwald)
Sterbeort
Michelstadt (Odenwald)
Beruf/Funktion
Rabbiner ; Kabbalist ; Ba'al Schem
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 119183757 | OGND | VIAF: 15574108
Namensvarianten

  • Wormser, Isaac
  • Wormser, Seckel
  • Wormser, Seckel Löw
  • Wormser, Seckel Isaak Loeb
  • Wormser, Seckel Löb
  • Mattes, Seckel Löb (bis um 1800)
  • Seckel Löb Mattes
  • Seckel Löb Wormser
  • Baal Schem von Michelstadt
  • Wormser, Isaak Löb
  • Wormser, Isaak Löw
  • Wormser, Jizchak Arjeh
  • Wormser, Seckel Lejb
  • Wormser, Isaak
  • Wormser, Isaac
  • Wormser, Seckel
  • Wormser, Seckel Löw
  • Wormser, Seckel Isaak Loeb
  • Wormser, Seckel Löb
  • Mattes, Seckel Löb (bis um 1800)
  • mattes, seckel löb
  • Seckel Löb Mattes
  • Seckel Löb Wormser
  • Baal Schem von Michelstadt
  • Wormser, Isaak Löb
  • Wormser, Isaak Löw
  • Wormser, Jizchak Arjeh
  • Wormser, Seckel Lejb
  • Wormser, Seckel Isaac Loeb
  • Wormser, Seckel Löw
  • Wormser, Zeckel Loeb
  • Wormser, Isaak Löb
  • Wormser, Sekel L.
  • Vormser, Zekel Leyb
  • Baal Schem, von Michelstadt
  • Baʿal Shem, mi-Mikhelshtat
  • Baal-Schem, Seckl L.

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Zitierweise

Wormser, Isaak, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119183757.html [23.12.2025].

CC0

  • Wormser, Isaak (Isaac) Löb (Löw) Matthäus (hebräisch Jizchak Arjeh, - Seckel Lejb, Matthes)

    |Rabbiner, Ba’al Schem, geboren Frühjahr 1768 Michelstadt (Odenwald), gestorben 13.9.1847 Michelstadt (Odenwald), ⚰ Michelstadt (Odenwald), jüdisch Friedhof.

  • Genealogie

    Aus alter jüd. Gel.- u. Rel.führerfam., d. sich v. Raschi Schlomo Jizchaki (1040–1105), Rabbiner in Troyes u. Worms, Tora- u. Talmudkommentator herleitet;
    V Matitjahu (Mathes) (1729–1801), aus M., Tuchhändler in M.;
    M Sara (Sorle) Mattes (1730–1791), T d. Moses;
    Urururur-Gvv Josel(man) (Joseph) v. Rosheim (um 1478–1554), Oberster d. dt. Judenschaft (s. NDB X);
    Urur-Gvv Eljahu Loanz (1564–1636), Rabbiner, Ba’al Schem in Worms u. Prag;
    B Gabriel (1769–1825), Rabbiner in Urspringen (Spessart);
    1) 1790 Adelheid (Edel) (1760–1809), aus Frankfurt/M., T d. Isaak (Eisik) Reiss (Reuss), Kaufm. in F., 2) Johanna Benzinger (Bensinger, Bensheim) (1789–1852), aus Mannheim;
    mind. 1 S aus 1) Jakob Hirsch (1794–1838), Seifensieder in M., mind 1 T aus 1) Gertrude (Gnendel) (1800–78, Elias [Eliyahu] Zaduck Straus, 1800–59, aus M.), 10 S aus 2) (mind. 2 früh †) u. a. Isaac (1826–94), ging in d. USA, zuletzt in Cleveland (Ohio), Abraham (* 1829), zuletzt in New York, 1 T.

  • Biographie

    W. lebte meist in Michelstadt, nach dem Tod seiner ersten Frau 1809, wegen beruflicher Probleme nur kurz (1810/11), auch in Mannheim, wo er sich wiederverheiratete. Prägend für sein Wirken als rabbinischer Gelehrter, chassidisch-kabbalistischer Frommer und Ba’al Schem (Meister d. Hl. Namens) wurden seine Lehrjahre 1784–90 an der Jeschiwa (Talmudakademie) des rabbinischen Gelehrten und Kabbalisten Rabbi Nathan Adler (1741–1800) in Frankfurt/M.

    Als Ba’al Schem zählte es zu W.s Aufgaben, mit Hilfe hebr. Gottesnamen, auf Amuletten und im Rezitieren von Bibeltexten, Wunder zu tun und v. a. Kranke zu heilen. Wegen der professionellen Ausübung dieser auch von Christen geschätzten Tätigkeit war W. weit über den dt. Sprachraum hinaus berühmt, wie seine „Praxis“-Bücher belegen, in denen tausende Klienten mit ihren Anliegen und den verordneten Wundertherapien verzeichnet sind. Zu W.s Ruf als „Heiliger“ in der gesamten jüd. Welt trug besonders die romantisierende biographische Legende „Der Baalschem von Michelstadt“ (1907, erneut in: Grözinger, 2010, s. L, S. 217–331, jidd. 1925, 1984, hebr. 1908) des orthodoxen Rabbiners Naftali Herz Ehrmann (Ps. Judaeus, 1849–1918) bei, die W.s Grab bis heute zum vielbe|suchten Wallfahrts- und Wunderort werden ließ.

    W.s tatsächliches Leben steht in deutlichem Gegensatz zu dieser Legende. Der in Michelstadt heftig umstrittene, hochgelehrte W. trug, finanziell unterstützt von seinen Anhängern, in seinem Haus eine umfangreiche Bibliothek zusammen, die nach seinem Tod zur Unterstützung seiner Witwe verkauft wurde, und richtete hier eine Jeschiwa ein. Gleichwohl blieb die einzige Tätigkeit, die er seit seiner Rückkehr aus Frankfurt/M. gegen Honorare unangefochten ausübte, der Beruf des Wunderheilers. Schon die Aufnahme von Schülern an seiner Talmudschule mußte er gegen behördliche Beschränkungen verteidigen. Aus der lokalen jüd. Gemeinde erfuhr er Widerstand wegen seines Versuchs, schwärmerische chassidisch-kabbalistische Frömmigkeitsformen einzuführen. Dieser hatte schon in Frankfurt zu Unruhen in der Gemeinde und 1790 zur Auflösung des Kreises der Chassidim um Adler geführt. W.s Bemühungen, rabbinische Amtshandlungen zu vollziehen, hatten zunächst nur in kleineren Umlandgemeinden Erfolg, während sie von einem Rivalen in Michelstadt, Wolf Muhr, verhindert wurden. Erst 1826 tolerierten die gfl. Behörden W.s Tätigkeit als dortiger Rabbiner, jedoch ohne feste Anstellung. Um diese Tolerierung zu erlangen, befaßte sich W. zunehmend mit der modernen Aufklärungsliteratur in Bibelkritik, Theologie und Pädagogik aus jüd. wie christlichen Quellen, wovon die aphoristischen Gedanken und Lehrprogrammentwürfe in seinen handschriftlich erhaltenen Tagebüchern zeugen. Von W.s publizierten rabbinischen Abhandlungen ist nur weniges erhalten.

  • Werke

    |The Baal Shem of Michelstadt, Novellas, Responsa, Commentaries on Talmud and Shulchan Aruch Notes and Directives, hg. v. M. Hildesheimer u. P. Y. Yabrov, 1983 (hebr.);
    Sche’erit Jizchak, Halbes Maß, in: Misderona, Bd. 2, S. 43b-45b, hebr. erneut ebd., S. 165–67;
    Kommentar zu Chad Gadja, ebd., S. 171–73 (hebr.);
    Der Grund f. d. Hundert Schofartöne, ebd., S. 167–69 (hebr.), dt. in: Grözinger, 2010 (s. L), S. 206–15;
    hsl. Nachlaß: H. d. Wissens, H. d. Einführungen, H. d. Lehrstoffe, Geschäftsbücher mit Kundenverzz. (hebr.), in: Central Archives for the Hist. of the Jewish People in Jerusalem.

  • Literatur

    |A. Kahn, Ein ungelöstes Rätsel, in: Illustrirte Feuilleton-Beil. d. Jüd. Presse, hg. v. H. Hildesheimer, 1902, Nr. 1–8, erneut in: Grözinger, 2010 (s. u.), S. 334–75;
    E. Strauss, „Eine Stammtafel unserer Fam.“, in: Bull. d. LBI 6, 1963, Nr. 21, S. 62;
    R. Strauss, The Baal Shem of Michelstadt, Mesmerism and Cabbala, in: Kabbala u. Romantik, hg. v. E. Goodman-Thau u. a., 1994, S. 207–16;
    K. E. Grözinger, Der Ba’al Schem v. Michelstadt u. d. Frankfurter Kabbalisten, in: Menora, Jb. f. dt.-jüd. Gesch., 1996, S. 324–40;
    ders., S. L. W., Der Ba’al Schem v. Michelstadt, Zum 150. Geb.tag, in: Aschkenas, Zs. f. Gesch. u. Kultur d. Juden 10, 2000, S. 157–76;
    ders., Wundermann, Helfer u. Fürsprecher, Eine Typol. d. Figur d. Ba’al Schem in aschkenas.-jüd. Volkserzz., in: Der Magus, Seine Ursprünge u. seine Gesch. in versch. Kulturen, hg. v. A. Grafton u. M. Idel, 2001, S. 169–92;
    ders., Jüd. Denken, Bd. 2, 2005, S. 714–53;
    ders., Der Ba’al Schem v. Michelstadt, Ein dt.-jüd. Hl.leben zw. Legende u. Wirklichkeit, Mit e. Neuabdr. d. Legenden aus d. Hand v. Judaeus u. Arthur Kahn, 2010 (P);
    ders., Tausend J. Ba’ale Schem, Jüd. Heiler Helfer, Magier, 2017;
    Biogr. Hdb. Rabbiner I (W, L).

  • Porträts

    |Lith. mit dt. u. hebr. Inschrr. samt hebr. Handeintragung W.s v. W. Würmell n. e. Zeichnung v. J. Goldman, um 1840 (Odenwald-Mus. Michelstadt), Abb. in: Grözinger, 2010 (s. L).

  • Autor/in

    Karl E. Grözinger
  • Zitierweise

    Grözinger, Karl E., "Wormser, Isaak (Isaac) Löb (Löw) Matthäus (hebräisch Jizchak Arjeh, jüdisch-deutsch Seckel Lejb, Matthes)" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 501-502 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119183757.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA