Lebensdaten
1815 – 1889
Geburtsort
Geislingen an der Steige (Württemberg)
Sterbeort
Geislingen an der Steige (Württemberg)
Beruf/Funktion
Müller ; Fabrikant ; Unternehmer
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 1012366391 | OGND | VIAF: 171717322
Namensvarianten
  • Straub, Daniel

Quellen(nachweise)

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Zitierweise

Straub, Daniel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1012366391.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Kaspar (1777–1847), aus seit d. 16. Jh. nachweisbarer Müllerfam. (auch Strub), S d. Daniel (1743–1806), beide Schimmelmüller in G.;
    M Margarethe (1788–1820), T d. Johannes Honold, Landwirt, Ruhetal-Wirt in Ruhetal b. Ulm, u. d. Barbara Hein(t)z, aus Merklingen; seit 1822 Stief-M Christine Margarethe (1794–1878), T d. Kaspar Schiller, Hufschmied in Mergelstetten;
    B Lukas (1818–96), Schimmelmüller in G.;
    Geislingen 1836 Anna Katharina (1807–95), T d. Lukas Öchsle, Kapellmüller in G., u. d. Angelika Schmid (1769–1848;
    4 K (3 früh †) S Heinrich (1839–76), Ing., Mitarb. v. S., 1870 Teilh. d. Fa. „Straub & Sohn“, zuletzt in Helouan b. Kairo.

  • Biographie

    S., der die Volksschule in Geislingen absolvierte und privaten Zeichenunterricht erhielt, eignete sich sein fachliches Wissen durch Experimentieren und Beobachtung selbst an. In der väterlichen Mühle erlernte er das Müllerhandwerk. Durch ein beachtliches Heiratsgut, das beide Partner in die Ehe einbrachten, konnte S. 1836 die Mühle seines Schwiegervaters samt umfangreicher Landwirtschaft erwerben und diese wie auch die väterliche Mühle in moderne „Kunstmühlen“ umbauen. Auf Anraten seines Vetters Michael Knoll (1805–52), der an der|„Geislinger Steige“ ein Teilstück der Bahnlinie Stuttgart-Ulm baute, errichtete S. 1847 eine Werkstatt zum Schärfen und Reparieren der beim Bahnbau verwendeten Gerätschaften. Nach Beendigung des Bahnbaus 1850 hatte er rund 30 000 fl. verdient, die er in den Aufbau einer Maschinenfabrik mit einer Eisengießerei investierte. Diese fertigte sowohl Mühlen- und Sägewerkseinrichtungen als auch Wasserräder, Turbinen, Transmissionen, Tangentialräder und Getriebe aller Art, die in ganz Europa vertrieben wurden. S. betätigte sich dabei maßgeblich als Konstrukteur. Unterstützt wurde er von seinem Sohn Heinrich, der am Polytechnikum in Stuttgart zum Ingenieur ausgebildet wurde. S. hatte auch eine glückliche Hand in der Wahl seiner Ingenieure, zu denen 1857–63 Ferdinand Decker (1835–84) und 1863–67 Gottlieb Daimler (1834–1900) zählten. Für ein Wasserrad mit 8 m Durchmesser, das nach dem Konstrukteur Walter Zuppinger (1814–89) benannt wurde, erhielt die „Maschinenfabrik D. Straub“ auf der Weltausstellung in Wien 1873 die Fortschrittsmedaille im Maschinenbau.

    1853 legte er den Grundstein für die heutige „Württembergische Metallwarenfabrik“ (WMF), als er mit den gelernten Metalldrückern Friedrich (1811–96) und Louis (1818–66) Schweizer die Metallwarenfabrik „Straub & Schweizer“ gründete. Erzeugt wurden kupferbronzierte Kaffee- und Teekochapparate sowie Haushalts-, Beleuchtungs- und Kirchenartikel aus silberplattiertem Kupferblech (Plaqué), die damals eine preiswerte Alternative zu Waren aus Massivsilber darstellten. Nach dem Ausscheiden der Brüder Schweizer 1866 nahm S. 1870 seinen Sohn Heinrich als Teilhaber auf und firmierte seitdem unter „Straub & Sohn“. Wichtigste Absatzgebiete waren Norddeutschland mit einem 1868 errichteten Musterlager in Berlin, ferner Holland, Dänemark, Rußland, Italien, Österreich und die Balkanstaaten. Das qualitativ hochwertige Sortiment wurde laufend erweitert und umfaßte 1877/ 78 bereits 966 Artikel, die unter der Bezeichnung „Geislinger Plaquéwaren“ auf nationalen und internationalen Ausstellungen ausgezeichnet wurden (Silbermedaille d. Weltausst. in London 1862, Fortschrittsmedaille d. Schwäb. Industrieausst. in Ulm 1871). 1875 erwarb S. die Erzgrube Hohenstein bei Kuchen, unweit von Geislingen, wohl in der Absicht, das dort gewonnene Erz an Ort und Stelle zu verhütten und ein Industriekombinat aufzubauen. Als sein einziger Sohn Heinrich 1876 an Lungentuberkulose starb, zerschlugen sich S.s ehrgeizige Pläne; der Fortbestand seiner Werke war in Frage gestellt.

    S. war einer der rührigsten württ. Unternehmer seiner Zeit. Neben seinen vielfältigen unternehmerischen Aktivitäten blieb er weiterhin Müller. 1880 mußte er seine gesamten Unternehmen, zu denen auch Betriebe in Bayern gehörten (Holzstoffabrik in Olching b. München, Sägewerke Weichs u. Miesbach, Brauerei u. Klostergut Indersdorf, Pfannenfabrik u. Hammerwerk Schwabbruck b. Schongau), an die „Industriegesellschaft Geislingen AG“ abtreten. Es war eine Holdinggesellschaft, die von der Württ. Vereinsbank beherrscht wurde. Deshalb liegt die Vermutung nahe, daß S. sich finanziell übernommen hatte. Diese führte die „Maschinenfabrik Geislingen“ weiter und gliederte sie 1883 in eine selbständige Aktiengesellschaft unter der Bezeichnung „Maschinenfabrik Geislingen AG“ (MAG) aus. 1929 wurde sie von der „Heidelberger Druckmaschinen AG“ übernommen. Die Metallwarenfabrik „Straub & Sohn“ wurde 1880 auf Initiative der Württ. Vereinsbank aus dem Gesellschaftsbestand ausgegliedert und mit der 1871 gegründeten Versilberungsanstalt „A. Ritter & Co.“, Esslingen, zur Aktiengesellschaft „Württembergische Metallwarenfabrik Geislingen/Steige (WMF)“ fusioniert. Carl Haegele (1847–1926), der bereits bei Ritter & Co. der führende Kopf war, wurde zum geschäftsführenden Direktor bestellt. S. wurde in den Aufsichtsrat gewählt und von diesem in den Vorstand entsandt. Er spielte dort aber keine Rolle und zog sich bereits im Febr. 1882 vollständig zurück. Haegele führte das Esslinger Programm – galvanisch versilberte Hohlwaren und Bestecke – weiter und gab die Plaquéherstellung auf. Unter seiner Leitung (1880–98) entwickelte sich die WMF vom Zusammenschluß zweier gleichartiger Betriebe mit jeweils 220 Arbeitern (1880) zum damals größten württ. Unternehmen mit ca. 3800 Arbeitern (1905).

  • Auszeichnungen

    A gr. Medaille f. allg. Verdienste um Gewerbe u. Handel mit d. goldenen Kranze u. Diplom d. Schwäb. Ind.ausst. Ulm (1871);
    D.-S.-Realschule in G. (1969).

  • Quellen

    Wirtsch.archiv Baden-Württ., Stuttgart.

  • Literatur

    G. Burkhardt, D. S., d. zweite Gründer v. Geislingen, 1950 (P);
    ders., in: Schwäb. Mannsbilder, hg. v. D. H. Klein, u. Th. Müller-Roguski, 1989, S. 254–74 (P);
    W. Ziegler, D. S. u. d. Anfänge d. MAG u. WMF, Korr. u. Ergg. zu seinem Lb., in: Hohenstaufen/Helfenstein, Hist. Jb. f. d. Kr. Göppingen, 1, 1991, S. 19 ff.;
    V. Hecht, Die Württ. Metallwarenfabrik Geislingen/Steige 1853–1945, Geschäftspol. u. Untern.entwicklung, 1995;
    150 J. Württ. Metallwarenfabrik Aktienges., 1853–2003, hg. v. d. WMF,|2003 (P);
    O. K. Deutelmoser, Kilian Steiner u. d. Württ. Ver.bank, ²2004, S. 349 ff. (P);
    Schwäb. Lb. V, 1950, S. 330–53 (Qu, L);
    Lex. Weltmarktführer, S. 656 f.

  • Porträts

    Bronzebüste v. D. Fahrner, 1950 (Geislingen, vor d. Stadtkirche).

  • Autor/in

    Anne Hermann
  • Zitierweise

    Hermann, Anne, "Straub, Daniel" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 484-486 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1012366391.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA