Lebensdaten
1904 – 1956
Geburtsort
Tilsit
Sterbeort
London
Beruf/Funktion
Biochemiker
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 102197164 | OGND | VIAF: 5313046
Namensvarianten
  • Stern, Kurt Günter
  • Stern, Kurt
  • Stern, Kurt Günter
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Stern, Kurt, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd102197164.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V John Kasper († 1910), Zahnarzt in T.;
    M Sonia Goldberg;
    3 B;
    1931 Else E. Jacobi; 1 S.

  • Biographie

    Nach dem frühen Tod des Vaters zog die Mutter 1910 mit ihren vier Söhnen nach Berlin, wo S. seit 1912 das Werner-Siemens-Realgymnasium besuchte (Abitur 1923). Danach studierte er Naturwissenschaften an der Univ. Berlin und wurde dort 1930 als Schüler von Peter Rona (1871–1945) mit der Arbeit „Über die Proteasen der Milz und der weißen Blutkörperchen des Rindes“ zum Dr. phil. promoviert. Anschließend arbeitete S. 1930/31 als Stipendiat am Rockefeller Institute for Medical Research in New York und 1931–33 als Forschungschemiker am Strahleninstitut des Rudolf-Virchow-Krankenhauses in Berlin. 1933–35 war er am Courtauld Institute of Biochemistry in London tätig, von wo er wegen der politischen Verhältnisse in Deutschland in die USA emigrierte (US-Bürgerschaft 1946). Schnell fand er Arbeit an der Yale Univ. in New Haven (Connecticut), zunächst als Visiting Lecturer, dann als Research Fellow (bis 1937), schließlich als Research Assistant Professor (1938–42). Danach war S. bis 1944 Chief Research Chemist an der Overly Biochemical Research Foundation in New York und schließlich Adjunct Professor of Biochemistry am Brooklyn|Polytechnic Institute in New York. Er starb während einer Vortragsreise in London.

    S. arbeitete auf den Gebieten Biochemie, Biologie, Physiologie, physikalische Chemie und Physik, wobei er die Arbeitsmethoden eines Faches auch in den anderen anwandte und so zu oft überraschenden Ergebnissen gelangte. 1936 entwickelte er eine neue Enzym-Theorie, nachdem er entdeckt hatte, daß jedes Enzym mit dem Substrat eine kurzlebige, reaktionsfähige Verbindung eingeht (Enzym-Substrat-Komplex). 1938 fand er in der Leber höherer Lebewesen eine von ihm als „Pasteur-Enzym“ bezeichnete Substanz, die die Ausnutzung der Nahrung durch den Organismus steuert. Als Chemical Assistant des Montefiore Hospital in New York erprobte er die Verwendung radioaktiver Isotope Seltener Erden zur Behandlung bösartiger Tumore und untersuchte deren Gewinnung, Einsatz und Dosierung sowie die medizinische Wirkung. 1952 publizierte er seine Befunde. Allerdings wurde S.s Forschungsansatz nach seinem Tod nicht fortgeführt. In seinen letzten Lebensjahren untersuchte S. die Physikochemie der Proteine, die chemische Struktur der Gene und biologische Pigmente.

    Neben seiner Arbeit war S. führend tätig in wissenschaftlichen Gesellschaften und Forschungseinrichtungen (u. a. Sekr. d. Planungskomitees d. Chaim Weizman Institutes in Rehovoth, Israel) und organisierte Kongresse (u. a. 1. Congress of Biochemistry, Cambridge, GB, 1949; 2 ème Congrès internat. de Biochimie, Paris 1952). Seine große Bedeutung für die Entwicklung der Biochemie wurde bislang weder in Deutschland noch in den USA ausreichend gewürdigt.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. d. American Soc. of Biological Chemists, d. American Soc. of European Chemists (Präs. 1952), d. American Association of Clinical Chemists (Vors. 1953), d. American Chemical Soc., d. New York Ac. of Sciences u. d. American Association of Cancer Research;
    Pasteur Medaille d. Soc. de Chimie Biologique, Paris (1952).

  • Werke

    Enzymat. Konstanten, in: Tabulae biologicae periodicae 2, 1932, S. 266–80;
    Redox-Systeme, ebd. 4, 1934, S. 1–18;
    Mithg.:
    Allg. Chemie d. Enzyme, 1932 (mit J. B. S. Haldane);
    Biological Oxidation, 1939 (mit C. Oppenheimer);
    zahlr. Aufss. in Fachzss. u. a. Mechamism of enzyme action, Decomposition of monoethyl hydrogen peroxide by catalase and of intermediate enzyme-substrate compound, in: Journal of biological Chemistry 114, 1936, S. 473–94;
    Photoelectric method for recording fast chemical reactions and its application to the study of catalyst-substrate compounds, ebd. 116, 1936, S. 575–86 (mit D. Du Bois);
    Electrophoretic study of the salt fractionation of yeat extract, ebd. 166, 1946, S. 59–74 (mit A. H. Schein u. A. White);
    Interaction of rare earth compounds and their oximes upon nitrate reductase, in: U. S. Atomic Energy Comm., ORINS-12, 1956, S. 143–62;
    Biological studies on stable and radioactive rare earth compounds, in: Journal of the Nat. Cancer Inst. 13, 1952, S. 559–73, ebd. 14, 1953, S. 45–56, ebd. 15, 1954, S. 131–43 (mit div. Mitautoren).

  • Literatur

    H. Mark, in: Nature 177, 1956, S. 556;
    Chemiker-Ztg. 80, 1956, S. 255;
    The Universal Jewish Enc. X, 1948;
    Who`s Who in World Jewry, 1955, erneut in: Jews in the World of Science, 1956;
    Who Was Who in America 3, 1951–60, 1960 u. Neudr. 1963;
    World Who`s Who in Science, 1968;
    Enc. Jud. 1971;
    BHdE II;
    Altpreuß. Biogr. V/1;
    Pogg. VI, VII a;
    Enc. Jud. ² .

  • Autor/in

    Klaus Bürger †
  • Zitierweise

    Bürger, Klaus, "Stern, Kurt" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 274-275 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102197164.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA