Lebensdaten
1898 – 1963
Geburtsort
Merzig/Saar
Sterbeort
Neu Delhi
Beruf/Funktion
Schriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118599011 | OGND | VIAF: 51814851
Namensvarianten
  • C. A. (Pseudonym)
  • El observador d'Artagnan (Pseudonym)
  • Saarländer, Gustav (Pseudonym)
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Zitierweise

Regler, Gustav, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118599011.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Michael Georg (1867–1937), Buchhändler in M., S d. Landwirts Simon (1834–1905) u. d. Franziska Bittl (1835–1903), aus Heiligenkreuz;
    M Helene Gertrud (1871–1958), T d. Oberbahnassistenten Franz Friedrich Wilhelm Steinmetz (1843–1931) u. d. Maria Gertrud Gimmler (1847–1927);
    2 Geschw Franz (1897–1974), Geschäftsmann, Marianne (1901–88), Klavierlehrerin;
    1) Leipzig 1923 ( 1926) Charlotte ( 1941), T d. Bruno Dietze, Textilgroßkaufm., 2) New York 1940 Marie Luise (1901–45), T d. Heinrich Vogeler (1872–1942), Maler (s. ThB; Vollmer; Niedersächs. Lbb. IV, 1960; BHdE II), u. d. Martha Schröder (1879–1961), Künstlerin, 3) Mexiko-Stadt 1946 Margaret (Peggy) Irwin, geb. Paul (* 1904);
    1 S aus 1).

  • Biographie

    Von Katholizismus und Jugendbewegung stark geprägt, nahm R. als Freiwilliger am 1. Weltkrieg teil, in dem er verschüttet und gasvergiftet wurde. Ausgemustert, studierte er seit 1918 Germanistik in Heidelberg und München, wo er mit einer Arbeit über „Die Ironie im Werk Goethes“ (1923) bei Franz Muncker (1855–1926) zum Dr. phil. promoviert wurde. Nach kurzer Tätigkeit als Geschäftsmann und Journalist debütierte er 1928 mit dem Moses-Roman „Zug der Hirten“. In der Künstlerkolonie Worpswede lernte er den Maler Heinrich Vogeler (1872–1942) kennen, dessen Hinwendung zu einem utopischen Kommunismus R.s eigene politische Haltung beeinflußte. Als KPD-Mitglied emigrierte er 1933 nach Paris. Er reiste zweimal nach Moskau und agitierte in der Saar-Abstimmung 1935 gegen die Rückgliederung an NS-Deutschland. Als Politischer Kommissar kämpfte er im Span. Bürgerkrieg auf republikanischer Seite und wurde schwer verwundet. Bei Kriegsausbruch in Frankreich interniert, brach er um die Jahreswende 1939/40 angesichts Stalins skrupelloser Machtpolitik mit dem Kommunismus. Der Kurswechsel führte im Exilland Mexiko zu heftigen Pressefehden mit früheren Genossen wie Ernst Bloch (1885–1977) oder Egon Erwin Kisch (1885–1948). Nach dem Krieg hielt sich R. abwechselnd in Paris, London, Rom oder Worpswede auf. Seine eigentliche Wiederentdeckung verdankte er seinem 1958 erschienenen Lebensroman „Das Ohr des Malchus“, der nicht zuletzt als Renegatenliteratur Aufsehen erregte. Er starb auf einer Indienreise.

    Neben zahlreichen lyrischen, essayistischen und journalistischen Texten verdient v. a. R.s in viele Sprachen übersetztes Erzählwerk Beachtung, darunter die kommunistischen Agitationsromane (Wasser, Brot u. blaue Bohnen, 1932; Im Kreuzfeuer, 1934), die historischen Romane (Die Saat, 1936; Aretino, 1955), die Verarbeitung des Spanienkriegs (The Great Crusade, 1940, dt.: Das gr. Beispiel, 1976) und des Mexiko-Erlebnisses (Amimitl oder Die Geburt eines Schrecklichen, 1947; Vulkanisches Land, 1947). R.s temperamentvolle Prosa gipfelte in der autobiographischen Kampfschrift gegen alle totalitären Systeme „Sohn aus Niemandsland“ (beendet 1942, Erstausg. 1994). Bekanntschaften verbanden R. u. a. mit Hemingway, Malraux, Münzenberg, Kolzow oder Eleanor Roosevelt. Bei aller exzentrischen Individualität spiegelt sein Lebensweg viele kollektive Ideen und Haltungen des 20. Jh.: Katholizismus und Jugendbewegung, wilhelminischen Patriotismus und Desillusion im Weltkrieg, großbürgerliche Sekurität und kommunistisches Engagement, Kampf für Rotspanien und Exil in Mexiko, schließlich die Abkehr von großen politischen Entwürfen und statt dessen Kunst und Erotik als gesellschaftliche Alternative, Faszination durch archaischen Mythos und esoterische Spekulation. Insofern läßt sich R.s schriftstellerische Existenz auch als ein Stück literarisch verdichteter Ideologiegeschichte des 20. Jh. begreifen.|

  • Auszeichnungen

    Kunstpreis d. Saarlandes (1960).

  • Werke

    Weitere W Romane: Der verlorene Sohn, 1933;
    Sterne d. Dämmerung, 1948;
    Juanita, Roman aus d. Span. Bürgerkrieg, 1986;
    Die Söhne gehen zu d. Knechten, 1996;
    Keine bleibende Stadt (Roman), 1997;
    Gedichte:
    The Hour 13, 1943;
    The Bottomless Pitt/Der Brunnen d. Abgrunds, 1943;
    Marielouise, 1946;
    Der Turm u. andere Gedichte, 1951;
    – Wolfgang Paalen (Essay), 1946;
    Jungle Hut (Ballade), 1946;
    Verwunschenes Land Mexiko, 1954;
    Der gr. Kreuzzug, Tageb. 1937, 1996;
    Werke, hg. v. G. Schmidt-Henkel, R. Schock, G. Scholdt u. H. Gätje, 1994 ff. (bisher 8 v. 15 Bdn. ersch.). – H. Gätje, G.-R.-Bibliogr. (Lit.archiv Saar-Lor-Lux-Elsaß), seit 1998 im Internet. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Lit.archiv Saar-Lor-Lux-Elsaß an d. Saarländ. Univ.- u. Landesbibl., Saarbrücken.

  • Literatur

    Begegnung mit G. R., hg. v. Verband dt. Schriftst., Landesverband Saar, 1978;
    G. Schmidt-Henkel, in: Saarländ. Lb. 1, 1982, S. 183-209 (P);
    A. Diwersy, G. R., Bilder u. Dok., 1983 (P);
    R. Schock, G. R., Lit. u. Pol. (1933–1940), 1984;
    U. Grund, R. Schock u. G. Scholdt (Hg.), G. R., Dok. u. Analysen, Tageb. 1940 u. Werkinterpretationen, 1985;
    H.-A. Walter, Von d. Freiheit e. kommunist. Christenmenschen oder G. R.s „Saat“, Ein Exilroman in d. Sklavensprache, 1991;
    G. Rupp, Der Kampf mit d. dunklen Gott, Rel.kritik u. Religiosität in Sprache u. Denken G. R.s, 1993;
    G. Scholdt, G. R., Odysseus im Labyrinth d. Ideologien, Eine Biogr. in Dok., 1998 (P);
    Kutzbach, Autorenlex., 1950;
    Wi. 1962/63;
    Kürschner, Lit.-Kal., Nekrolog 1936–70, 1973;
    Kunisch-Wiesner;
    BHdE II;
    Kosch, Lit.-Lex.³;
    Killy;
    Lex. Sozialist. Lit. (P);
    KLL;
    Dt. Exil-Lit.;
    Lex. d. Widerstandes;
    Munzinger.

  • Porträts

    2 Ölgem. v. A. Schiestl-Arding, um 1930 bzw. 1933 (Privatbes.), Abb. in: B. Küster, Albert Schiestl-Arding, 1997, S. 55, S. 143;
    Zeichnung, 1916, Abb. b. A. Diwersy, S. 24 (s. L);
    Karikatur, 1951, Abb. b. G. Scholdt, 1998, S. 51 (s. L).

  • Autor/in

    Günter Scholdt
  • Zitierweise

    Scholdt, Günter, "Regler, Gustav" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 272-273 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118599011.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA