Lebensdaten
1913 – 1994
Geburtsort
Bottendorf (Thüringen)
Sterbeort
Wachtberg-Pech bei Bonn
Beruf/Funktion
General
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118617508 | OGND | VIAF: 211929209
Namensvarianten
  • Steinhoff, Johannes Wilhelm Emil Christoph
  • Steinhoff, Johannes
  • Steinhoff, Johannes Wilhelm Emil Christoph
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Zitierweise

Steinhoff, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118617508.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich (1884–1953, Mühlenbes., Kaufm. in Bottendorf;
    M Martha Türk (1882–1918;
    Stief-M Erna Belau (1891–1990);
    B Bernhard (* 1917, Inge Meißner, * 1920), Dipl.-Ing., 2 Schw Margarethe (1909–2003, Joachim Zehender, * 1900, Apotheker), Apothekerin, Charlotte (1910–2005, Ludwig Hahn, 1986, Dr. iur., RA), Apothekenhelferin, Stief-B Rolf Joachim (1921–45 Kriegsgefangenschaft);
    1939 Ursula Daevers (1916–2002);
    1 S Wolf Dieter (* 1942), Dr. med., Facharzt f. . in Höxter (Westfalen), 1 T Ursula Bird (* 1940), Apothekenhelferin.

  • Biographie

    Nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium in Roßleben studierte S. seit 1932 Philologie (Sprach- u. Kulturforsch., Sport) an der Univ. Jena. Ohne Studienabschluß trat er 1934 als Offiziersanwärter in die Reichsmarine ein und wurde zum Seeflieger ausgebildet. Als Oberfähnrich zur See wechselte er 1936 zur Luftwaffe und wurde Jagdflugzeugführer (1936 Lt., 1939 Oberlt., 1942 Hptm., 1943 Major u. Oberstlt., 1944 Oberst). Im 2. Weltkrieg an fast allen Fronten als Staffelkapitän, Gruppenkommandeur und Geschwaderkommodore im Einsatz, erzielte er 176 Abschüsse. Der hoch dekorierte Offizier erlitt im Frühjahr 1945 beim Absturz mit einem Düsenflugzeug schwerste Verbrennungen. Nach Entlassung aus US-Kriegsgefangenschaft und zahlreichen Operationen arbeitete der Kriegsversehrte seit 1947 als Maler bei einer Majolikamanufaktur bzw. in einer Werbeagentur. 1952 trat S. als Angestellter in die Dienste des Amtes Blank und war mit zuständig für die Luftwaffenplanung der zukünftigen westdt. Streitkräfte. Er nahm als Mitglied der dt. Delegation an den Verhandlungen um die Europ. Verteidigungsgemeinschaft teil. Im Wissen um den technologischen Vorsprung der USA befürwortete er für die Bundes-Luftwaffe eine starke Anlehnung an die US-Air Force. Vor seiner Einstellung in die Bundeswehr als Oberst 1956 erhielt er eine Ausbildung auf US-Kampfflugzeugen. Nach Verwendungen im Führungsstab der Luftwaffe (1958 Brigadegeneral) war er 1960–63 Dt. Militärischer Vertreter (1962 Gen.major) im NATO-Militärausschuß (Washington, D. C.), als der Strategiewechsel von der nuklearen „Massive Retaliation“ zur „Flexible Response“ eingeleitet wurde. Nach Dienststellungen als Kommandeur der 4. Luftwaffendivision (Aurich) und Chef des Stabes Allied Air Forces Central Europe (Fontainebleau) wurde S. 1965 zum Generalleutnant und 1966 auf dem Höhepunkt der „Starfighterkrise“ zum Inspekteur der Luftwaffe ernannt. Die in seiner Amtszeit bis 1970 u. a. den technologischen Erfordernissen geschuldete Einführung moderner Managementstrukturen schuf die Voraussetzungen, diese mit vielen Todesfällen verbundene Krise zu überwinden. S. galt als Modernisierer des noch von traditionellen Denkstrukturen bestimmten militärischen Milieus. Als militärpolitisch sehr versierter Viersterne-General führte er von 1971 bis zum Ende seiner Dienstzeit 1974 als zweiter Deutscher den Vorsitz im NATO-Militärausschuss. Zudem machte er sich als Publizist, Herausgeber und Vortragender zur Luftkriegführung im 2. Weltkrieg und zur NATO-Strategie einen Namen. Als Pensionär gehörte er dem Aufsichtsrat (Vors. 1977–83) der Luftfahrtfirma Dornier an. Bei dem als Geste der Aussöhnung geplanten, in der dt. wie in der amerik. Öffentlichkeit jedoch heftig umstrittenen Besuch eines Soldatenfriedhofs bei Bitburg durch US-Präsident Ronald Reagan war S. Mitglied in der Delegation von Bundeskanzler Helmut Kohl.

  • Auszeichnungen

    A Rr.kreuz (1941, mit Eichenlaub 1942 u. Schwertern 1944) z. E. K.;
    Legion of Merit (1970);
    Ordre nat. de la Légion d`Honneur (1971);
    Gr. BVK mit Stern u. Schulterband (1972);
    Gen.-S.-Kaserne, Berlin-Gatow (1994);
    Jagdgeschwader 73 „Steinhoff“ in Laage (1997).

  • Werke

    Die Straße v. Messina, Tageb. d. Kommodore, 1969, ⁷2005, engl. 1971;
    Messerschmitts over Sicily, 1987, tschech. 1994, finn. 2006;
    In letzter Stunde, Verschwörung d. Jagdflieger, 1974, ⁵2005, engl.1979, 1985, 2005, tschech. 1994;
    Wohin treibt die NATO? Probleme d. Verteidigung Westeuropas, 1976;
    Deutsche im Zweiten Weltkrieg, Zeitzeugen sprechen, 1989, ⁵1995, engl. 1989, ²1991 (mit P. Pechel u. D. Showalter);
    Strategiewechsel, Bundesrep. u. Nuklearstrategie in d. Ära Adenauer-Kennedy, 1992 (mit R. Pommerin);
    Nachlaß:
    Fam.bes. (Ernennungsurkk., Korr., Vortr.- u. Publ.mss., Presseberr.).

  • Literatur

    Wehrkunde 11, 1966, S. 610 (P);
    E. Obermaier, Die Rr.kreuzträger d. Luftwaffe, Jagdflieger 1939–1945, 1966, S. 44;
    E. Lenfeld u. F. Thomas, Die Eichenlaubträger 1940–1945, ²1983, S. 134 (P);
    Hdb. d. Bundeswehr, 1972 (P);
    F. Thomas, Die Eichenlaubträger 1940–1945, Bd. 2, 1998, S. 347 (P);
    F. Berger, Mit Eichenlaub u. Schwertern, Die höchstdekorierten Soldaten d. Zweiten Weltkrieges, ²1999, S. 127 f. (P);
    H.-W. Jarosch (Hg.), Immer im Einsatz, 50 J. Luftwaffe, 2005, S. 276–78 (P);
    H. Möllers, Gen. J. S. u. d. Luftwaffe, in: Militärgesch. 4, 2006, S. 14–17 (P);
    D. Krüger u. a., Die Luftwaffe 1950–1970, 2006, passim (P);
    Range, Generale (P);
    Munzinger;
    Qu
    BA Mil.archiv, Freiburg (Personalakten Wehrmacht u. Bundeswehr, Führungsstab d. Luftwaffe).

  • Autor/in

    Wolfgang Schmidt
  • Zitierweise

    Schmidt, Wolfgang, "Steinhoff, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 203-204 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118617508.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA