Lebensdaten
1912 – 1993
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Wien
Beruf/Funktion
Nationalökonom
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118617389 | OGND | VIAF: 110155046
Namensvarianten
  • Steindl, Josef
  • Steindl, J.
  • Steindl, Joseph

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Zitierweise

Steindl, Josef, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118617389.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    S. studierte in Wien 1929–35 Ökonomie an der Hochschule für Welthandel und wurde 1935 mit einer Arbeit über „Das monetäre Gleichgewicht vom Standpunkt der kausalen und der funktionalen Theorie“ bei Richard Strigl promoviert. Anschließend erhielt er eine Anstellung am Österr. Institut für Konjunkturforschung, bis 1938 geleitet von Oskar Morgenstern (1902–77). Hier wurde S., der von der liberalen Österr. Schule als Nationalökonom geprägt worden war, aber auch die Werke der Austromarxisten gut kannte, v. a. durch Gerhard Tintners (1907–83) Seminar über die gerade erschienene „Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und|des Geldes“ mit Keynesschen Lehren vertraut gemacht. Noch im Monat des „Anschlusses“ 1938 wurde S., der den Nationalsozialismus kritisierte, aus dem Institut entlassen. Kurz darauf erhielt er auf Vermittlung Friedrich August Hayeks ein dreijähriges Forschungsstipendium am Balliol College in Oxford und emigrierte nach Großbritannien. 1941 wechselte S. an das Oxford Institute of Statistics, wo er stark von Michał Kalecki beeinflußt wurde. 1950 kehrte S. nach Österreich zurück, wo er an seinem alten Institut für Wirtschaftsforschung über seine Pensionierung 1978 hinaus wissenschaftlich tätig war.

    S.s erster Aufsatz „Der Konjunkturzyklus von Harrod“ (in: Zs. f. Nat.ök. 8, 1937, S. 220–37) verdeutlicht ebenso die starken keynesianischen Einflüsse wie die wicksellianischen bzw. österr. Wurzeln seines Denkens und enthält eine frühe math. Formulierung des später als Hicksscher Supermultiplikator bekannten Ansatzes. Seine wichtigste Schrift aus der brit. Zeit ist „Small and Big Business Economic Problems of the Size of Firms“ (1945), in der S. aufzeigt, wie ökonomische und institutionelle Faktoren eine Tendenz zu größeren Produktionseinheiten bewirken und zu einer Oligopolisierung und Monopolisierung von Märkten führen. Zwei Jahrzehnte später griff S. die Frage der Firmengröße in „Random Processes and the Growth of Firms, A Study of the Pareto Law“ (1965) vor dem veränderten historischen Hintergrund einer relativ stabilen Größenverteilung wieder auf und wandte dabei die Theorie der Zufallsprozesse in innovativer Weise an.

    S.s opus magnum ist „Maturity and Stagnation in American Capitalism“ (1952), das erst mit der zweiten Auflage 1976 große Wirkung erzielte. In diesem Werk verbindet S. Kalekkis Monopolgradtheorie der Preise und der Einkommensverteilung mit der Keynesschen Theorie der effektiven Nachfrage und versucht die von Alvin Hansen u. a. prognostizierte Stagnationstendenz im modernen Kapitalismus in einem theoretisch konsistenten Mikro-Makro-Modell zu erfassen und am Beispiel der USA als einer reifen Volkswirtschaft empirisch zu überprüfen. Als S.s Buch erstmals erschien, hatte in den USA und Westeuropa gerade ein historisch beispielloser Wachstumsprozeß eingesetzt, der es schnell obsolet erscheinen ließ. Erst als in den 1970er Jahren, auch in Verbindung mit dem ersten und zweiten Ölpreisschock, das Stagflationsproblem ins Zentrum rückte, erfuhr S.s Werk weltweit größere Resonanz. Obwohl S. einer der ideenreichsten und originellsten österr. Ökonomen im 20. Jh. war, erhielt er in seiner Heimat erst spät die Anerkennung, die er international schon längst besaß.

  • Auszeichnungen

    A Hon.prof. (Wien 1970);
    Dr. h. c. (Graz 1985).

  • Werke

    Stagnation Theory and Stagnation Policy, in: Cambridge Journal of Economics, 3, 1979, S. 1–14;
    Reflections on the Present State of Economics, in: Banca Nazionale del Lavoro Quarterly Review 37, 1984, S. 3–14;
    Zeitzeuge, in: F. Stadler (Hg.), Vertriebene Vernunft II, Emigration u. Exil österr. Wiss. 1930–1940, Teilbd. 1, 1988, S. 399–401;
    Economic Papers 1941–88, 1990.

  • Literatur

    K. Laski, E. Matzner u. E. Nowotny (Hg.), Btrr. z. Diskussion u. Kritik d. neoklass. Ök., FS f. Kurt W. Rothschild u. J. S., 1979 (W-Verz. S. 265 f.);
    A. Guger, The Writings of J. S., A First Bibliogr., in: Empirica 20, 1993, S. 271–77 (W-Verz.);
    J. A. Kregel, The Internat. Impact of J. S.s Work, A Personal Assessment, ebd., S. 265–69;
    Review of Political Economy, Special Issue on J. S., 6 /4, 1994, S. 385–471;
    K. W. Rothschild, in: The Economic Journal 104, 1994, S. 131–37;
    J. Feichtinger, Wiss. zw. d. Kulturen, Österr. Hochschullehrer in d. Emigration 1933–1945, 2001;
    T. Mott u. N. Shapiro (Hg.), Rethinking Capitalist Development, Essays on the Economics of J. S., 2004;
    Metroeconomica, Special Issue on J. S., 57/3, 2006, S. 285–442;
    H. Hagemann, German-speaking Economists in British Exile 1933–1945, in: Banca Nazionale del Lavoro Quarterly Review 60, 2007, S. 323–63;
    J. E. King, J. S. and the Instability of Capitalism, in: Review of Political Economy 20/3, 2008, S. 333–40;
    N. Shapiro, in: P. Arestis u. M. Sawyer (Hg.), A Biographical Dict. of Dissenting Economists, 1992, S. 549–55;
    H. D. Kurz, in: BHdwE.

  • Autor/in

    Harald Hagemann
  • Zitierweise

    Hagemann, Harald, "Steindl, Josef" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 172-173 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118617389.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA