Lebensdaten
1878 – 1943
Geburtsort
München
Sterbeort
Konzentrationslager Majdanek bei Lublin
Beruf/Funktion
Maler
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 118573462 | OGND | VIAF: 20472546
Namensvarianten
  • Lismann, Hermann

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Zitierweise

Lismann, Hermann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118573462.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Benjamin (1832–1906), Fabr., gründete mit s. B Abraham d. Kupferwalzwerk Gebr. Lismann in M., S d. Heinemann;
    M Julie Ganz (1838–1920);
    Vt Heinrich (* 1870), Bankier in Frankfurt/M. (Gebr. Lismann) (s. Rhdb., P);
    - Paris 1906 Marie N. N.;
    1 S, 1 T.

  • Biographie

    Nach dem Abitur 1897 arbeitete L. kurze Zeit in der Firma seines Vaters und studierte dann 1898-1903 in München und Lausanne Philosophie und Kunstgeschichte. 1900 begann er seine künstlerische Ausbildung bei Heinrich Knirr und Franz v. Stuck. 1904-14 lebte L. nach einem einjährigen Romaufenthalt in Paris. Zusammen mit Purrmann, Weißgerber und Levy gehörte er zum Kreis der deutschen Künstler im Café du Dôme. L. nahm an großen Ausstellungen in Paris, Düsseldorf, München und Amsterdam teil, 1907 hatte er seine erste Einzelausstellung in der Galerie Eugene Blot in Paris. Er unternahm längere Reisen nach Südfrankreich und in die Bretagne. 1914 zog L. mit seiner Familie nach Frankfurt/M. 1915 wurde er zur Infanterie eingezogen und kam an die russ. Front. Nach 1917 betreute er von Frankfurt aus im Auftrag des Roten Kreuzes Kriegsgefangene. Erst 1919 fing er wieder an zu malen. – L. war vielseitig interessiert und verfaßte mehrere kunsttheoretische und philosophische Schriften. Seine Gedichte, Feuilletons, Theater- und Musikkritiken erschienen in verschiedenen Zeitschriften. Auch das eigene Musizieren als Geiger war für ihn eine wichtige Form des künstlerischen Ausdrucks. Seit 1922 engagierte sich L. am Frankfurter Volksbildungheim in der Erwachsenenbildung, 1929-35 lehrte er an der Universität Maltechnik und Zeichnen, danach unterrichtete er an einem Institut der Jüd. Gemeinde, außerdem hatte er immer Privatschüler. Fast jedes Jahr reiste L. nach Italien oder Südfrankreich. Nach 1933 wurde er in seinen Arbeitsmöglichkeiten radikal eingeschränkt. Seine Bilder in der Städt. Galerie Frankfurt wurden als entartet deklariert, entfernt und zum Teil zerstört. 1938 emigrierte er ohne seine Familie nach Frankreich, wo er zunächst in Tours lebte. Zu Beginn des Krieges wurde er interniert. Versuche, in die USA auszuwandern, blieben erfolglos. 1940 floh er aus der Internierung nach Montauban in den freien Teil Frankreichs, 1942 wurde er in das Lager Gurs verschleppt und 1943 über Drancy in das Konzentrationslager Majdanek deportiert.

    Durch Kriegsverluste und die Vernichtung der alten jüd. Gemeinde Frankfurts ist L.s Werk weitgehend zerstört und zerstreut, viele Gemälde lassen sich nur mehr in Abbildungen nachweisen. Sein Frühwerk zeigt Einflüsse des Jugendstils und des Nachimpressionismus sowie eines eleganten Kubismus und der Farbigkeit der Fauves. Für L.s Landschaften, besonders seine kleinen Gouachen, war Cézanne inspirierend. Eine stilistische Zäsur bringen die Kriegserfahrung und wohl auch die Freundschaft mit dem Frankfurter Galeristen Ludwig Schames. Bis 1921 setzt sich L. mit dem Expressionismus und mit sozialkritischen Themen auseinander. Zunehmende Ablehnung der avantgardistischen deutschen Malerei und erneute Begegnung mit der modernen Kunst Italiens und Frankreichs regen die Ausbildung eines sich auf große, plastisch geschlossene Formen und synthetische Naturerfassung konzentrierenden Stils an, der der Neuen Sachlichkeit nahesteht. Hauptmotive sind das Bildnis und die mediterrane Landschaft. Nach 1933 wendet sich L. in einem Akt innerer Emigration der Gestaltung idealer Menschenbilder zu, die er zu einem großen Zyklus „Die Frau“ (im Krieg zerstört) formt. In der Emigration in Frankreich bemüht er sich, sein in Deutschland verlorenes Werk nachzuschaffen, erst in Montauban wendet er sich wieder der einfachen, stark farbigen Landschaft zu. Eine erste umfangreiche Gedächtnisausstellung wurde 1959 in Frankfurt/M. gezeigt, die 132 Werke umfaßte, eine zweite große Ausstellung erfolgte 1979.

  • Werke

    Tänzerin im Tabarin. 1905 (Saarbrücken, Saarlandmus.);
    Zwei Kellner, 1905 (ebd.);
    Pariser Vorort, 1911 (ebd.);
    Die Frau d. Malers, 1908 (Frankfurt/M., Hist. Mus.);
    Bildnis e. Knaben, 1926 (ebd.);
    Mädchen mit Zopf, 1928 (ebd.);
    In Tölz, Tuschzeichnung, 1911 (München, Städt. Gal.);
    Stilleben, 1925 (München, Slg. Schwarz-Appelt);
    Frau mit Brief (ebd.);
    Stilleben in Weiß, 1929 (Frankfurt/M. Städelsches Kunstinst.);
    Gelbes Haus in Montauban, 1942 (Kassel, Staatl. Kunstslgg.). - Schriften:
    Musik u. bild. Kunst, in: Neue Blätter, Mai 1919;
    Wege z. Kunst. Betrachtungen e. Malers, 1920;
    Übers. u. Vorwort, 14 Holzschnitte zu: G. Flaubert, Versuchung d. Hl. Antonius, 1921;
    Äußerungen e. Malers, in: Dt. Kunst u. Dekoration 31, Dez. 1927. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Hist. Mus. Frankfurt/M.

  • Literatur

    R. Corwegh, H. L. -
    Frankfurt, in: Dt. Kunst u. Dekoration 23, Febr. 1920;
    Ausst.kat. Frankfurt, 1959 (mit Btrr. v. B. Reifenberg u. F. Hagen);
    Ausst.kat., H. L. 1878-1943, 1979 (bearb. v. Ch. Uslular-Thiele, P);
    U. Laxner - Gerlach, Kat. d. Gem. d. 20. Jh., Von d. Heydt Mus. Wuppertal, 1981;
    Kindlers Malerei-Lex.;
    ThB;
    Vollmer.

  • Autor/in

    Christine Uslular-Thiele
  • Zitierweise

    Uslular-Thiele, Christine, "Lismann, Hermann" in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 685-686 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118573462.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA