Lebensdaten
1898 – 1964
Geburtsort
Zoppot/Ostsee (Sopot, Pommern)
Sterbeort
Düsseldorf
Beruf/Funktion
Bischof von Danzig
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118752154 | OGND | VIAF: 13102867
Namensvarianten
  • Splett, Carl Maria Antonius
  • Splett, Carl Maria
  • Splett, Carl Maria Antonius
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Zitierweise

Splett, Carl Maria, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118752154.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz (1868–1926), Lehrer u. Rektor an d. Volksschule in Z., Mitgl. d. Zentrumspartei, 1920–26 Abg. u. Vizepräs. d. Danziger Volkstags (s. M. Andrzejewski, Ludzie Wolnego Miasta Gdańska, 1997);
    M Martha Baranowski;
    Om Otto Baranowski (1868–1927), Priester in Kulm;
    B Alois, besuchte mit S. d. bfl. Konvikt in Konitz.

  • Biographie

    S. wuchs in einer kath., politisch engagierten Familie auf und besuchte Schulen in Zoppot, Konitz und Neustadt (Westpr.). Nach dem Abitur 1917 studierte er Theologie am Priesterseminar in Pelplin und entwickelte kirchenrechtliche Interessen. 1921 zum Priester geweiht, ging er zu jur. Spezialstudien nach Rom (Dr. iur. can. 1923), absolvierte ein Praktikum an der S. Romana Rota ab und begann, sich für Liturgie zu interessieren. 1924 kehrte er nach Deutschland zurück und wirkte seit 1925 als Vikar im neuerrichteten Bistum Danzig, wo er – nicht zuletzt aufgrund seiner poln. Sprachkenntnisse – seine Talente als Organisator und Prediger entfaltete. Als Dompfarrer der Kathedrale in Danzig-Oliva (seit 1935) gestaltete er die Domliturgie neu, förderte das kath. Vereins- und Verbandswesen, organisierte die Diözesansynode und ließ die berühmte Domorgel überholen. Nachdem Eduard Gf. O'Rourke (1876–1943) infolge von Auseinandersetzungen mit den Nationalsozialisten 1938 als Bischof von Danzig zurückgetreten war und der zunächst als Nachfolger vorgesehene Franz Sawicki (1877–1952) als poln. Staatsbürger keine Einreisegenehmigung erhalten hatte, wurde S. am 13.6.1938 zum Bischof ernannt. Als solcher führte er die Verwaltungsorganisation des jungen Bistums zum Abschluß und errichtete mehrere Vorstadtpfarreien.

    S. begrüßte 1939 offen den „Anschluß“ Danzigs an das Reich, prangerte aber indirekt Verfolgungsmaßnahmen an, von denen v. a. das poln. Nachbarbistum Kulm betroffen war. Da hier durch „Germanisierung“, Kirchenschließungen und Ausrottung der poln. Intelligenz (wovon auch etwa ⅔ des Diözesanklerus betroffen waren) die Seelsorge praktisch zusammengebrochen und da Bf. Stanislaw Wojciech Okoniewski geflohen war, betraute der Hl. Stuhl S. am 5.12.1940 mit der provisorischen Leitung Kulms – eine Funktion, die bis heute kontrovers beurteilt wird.

    Durch geschickte Verhandlungen mit der Gauleitung in Danzig gelang es S. als Apostolischem Administrator, zahlreiche Kirchen wieder zu öffnen, im Versteck lebende poln. Pfarrer zurück in ihr Amt zu führen und aus dem Westen Deutschlands angeworbene Priester in Kulmer Pfarreien einzusetzen. Bei Visitations- und Firmreisen im Bistum Kulm erteilte er zudem Unterricht und nahm persönlich poln. Beichten ab, die er zuvor unter massivem Druck der Nationalsozialisten verboten hatte. Nach Kriegsende versuchte S., im völlig zerstörten Danzig und in Kulm die Seelsorge mit poln. Priestern zu reorganisieren, wurde aber wegen seines Beichterlasses verhaftet und vom poln. Primas Augustyn Hlond (1881–1948) inkorrekterweise von der Leitung des Kulmer Bistums entbunden. 1946 wurde S. in einem stalinistischen Schauprozeß zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt, nach Haftverbüßung in einem Kloster festgehalten und erst Ende 1956 nach Westdeutschland abgeschoben. Von Düsseldorf aus organisierte er die Danziger Vertriebenenseelsorge, förderte die Bildungsarbeit und rief neben dem Konsistorium 1958 einen Pastoralrat zur effektiveren Koordination der Vertriebenenseelsorge ins Leben. Auch im Erzbistum Köln übernahm er priesterliche Aufgaben. Auf dem II. Vaticanum setzte er sich für den Schutz der Menschenwürde ein, warnte vor den Gefahren des Kommunismus und verteidigte das Recht auf Heimat als „Naturrecht“. Das hinderte ihn nicht daran, sich für die Versöhnung mit den Polen einzusetzen und in Rom deren Kontakt zu suchen.

  • Auszeichnungen

    Gr. BVK (1960).

  • Literatur

    J. Sikora, Biskup C. M. S., 1951;
    R. Stachnik, Die Kath. Kirche in Danzig, 1959, S. 143–52;
    ders., in: ders., Danziger Priesterbuch 1920–1945, 1945–1965, 1965, S. 33–47;
    F. J. Wothe, Die Kirchen d. Diözese Danzig, FS f. Bf. Dr. C. M. S., 1963;
    ders., C. M. S., Bf. v. Danzig, Leben u. Dok., 1965;
    E. Sodeikat, Die Verfolgung u. d. Widerstand d. Kath. Kirche in d. Freien Stadt Danzig v. 1933–1945, 1967, S. 32–37;
    M. Clauss, Der Danziger Bf. C. M. S. als Apostol. Administrator d. Bistums Kulm, in: Zs. f. d. Gesch. u. Altertumskde. Ermlands 39, 1978, S. 129–44;
    Akten dt. Bischöfe über d. Lage d. Kirche 1933–1945, Bd. 5 u. 6, bearb. v. L. Volk, 1983/88;
    P. Raina, K. M. S. biskup gdański na ławie oskarżonych, 1994;
    St. Bogdanowicz, C. M. A. S., 1996;
    St. Samerski, Schuld u. Sühne? Bf. C. M. S. in Krieg u. Gefangenschaft, ²2000 (P);
    ders., Düsseldorf als Zentrum d. Danziger Katholiken, in: Düsseldorfer Jb. 73, 2002, S. 295–309;
    ders., Das Bm. Danzig in Lb., 2003, S. 61–73 (P);
    U. Bräuel u. St. Samerski, Ein Bf. vor Gericht, Der Prozess gegen d. Danziger Bf. C. M. S. 1946, 2005 (P);
    Altpreuß. Biogr. III;
    Ostdt. Gedenktage 1998, S. 49–53 (P);
    LThK³;
    Gatz I (P);
    Gatz V (P);
    BBKL X (L);
    Munzinger.

  • Autor/in

    Stefan Samerski
  • Zitierweise

    Samerski, Stefan, "Splett, Carl Maria" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 729-730 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118752154.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA