Lebensdaten
1868 – 1943
Geburtsort
Miskolc (Ungarn)
Sterbeort
Ghetto Theresienstadt
Beruf/Funktion
Anatom ; Psychiater
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 1035487454 | OGND | VIAF: 303220151
Namensvarianten
  • Spitzer, Sándor
  • Spitzer, Alexander
  • Spitzer, Sándor
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Zitierweise

Spitzer, Alexander, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1035487454.html [23.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N.;
    M N. N.;
    Fanny N. N. ( n. 1943).

  • Biographie

    S. besuchte das Gymnasium in seiner Heimatstadt. Dann studierte er ein Semester Medizin in Heidelberg und seit 1886 in Wien, wo er 1892 zum Dr. med. promoviert wurde. Seit 1893 Hospitant an der II. Psychiatrischen Universitätsklinik unter Richard v. Krafft-Ebing (1840–1902), wechselte S. 1901 an das Neurologische Institut der Univ. Wien. 1914–19 war er am I. Anatomischen Institut unter Heinrich Obersteiner (1847–1922) beschäftigt, wo er sich 1919 habilitierte. Die relativ späte Habilitation erklärt sich aus dem zunächst vorherrschenden Interesse S.s für Neurologie und Psychiatrie; die Habilitation erfolgte für das Fach Anatomie, mit dem sich S. erst später befaßte. Anschließend kehrte S. an das Neurologische Institut der Univ. Wien zurück (1924 ao. Prof. f. Anatomie u. Pathologie d. Nervensystems, 1933 Ruhestand). Ein Ordinariat dürfte S. aufgrund seiner jüd. Abstammung verwehrt gewesen sein. 1942 wurde S. in das Ghetto Theresienstadt deportiert.

    In einer Arbeit über einen Fall von Solitärtuberkel am Boden des Vierten Hirnventrikels (Rautengrube) stellte S. eine umfassende Theorie zur Funktion des hinteren Längsbündels als einer zur räumlichen Orientierung dienenden motorischen Bahn auf, das als „Spitzersches Bündel“ Eingang in die med. Nomenklatur fand. Ferner befaßte er sich mit den Ursachen und der Behandlung von Migräne, mit abnormen Bündeln im Hirnstamm, mit der Genese der Pyramidenkreuzung, mit dem Generationswechsel der Vertebraten (Wirbeltiere), mit den Leitungsbahnen des Zentralnervensystems und mit der Funktion des Ohrlabyrinths. Außerdem galt er als einer der besten Kenner der Hirnanatomie. Darüber hinaus untersuchte S. die Entwicklung der Herzkammerscheidewand sowie die Ursachen kardialer Missbildungen. Sein Interesse war sowohl entwicklungsgeschichtlicher als auch morphogenetischer Art. Medizinisches Fachwissen, kombiniert mit umfangreichen naturwiss. Kenntnissen, ließ v. a. bei Vergleichen mit Wirbeltieren wichtige Kenntnisse zur Herzanatomie und Herzphysiologie und damit Rückschlüsse auf Mißbildungen zu. Seine Forschungen zu den Ursachen von Mißbildungen am Herzen wurden noch lange nach S.s Tod international diskutiert.

  • Werke

    Über Migräne, 1901;
    Über d. Kreuzung d. zentralen Nervenbahnen u. ihre Beziehungen z. Phylogenese d. Wirbeltierkörpers, 1910;
    zahlr. Aufss. in Fachzss., u. a. Ein Fall v. Tumor am Boden d. Rautengrube, Btr. z. Kenntnis d. hinteren Längsbündels, in: Arbb. aus d. Neurol. Inst. d. Univ. Wien 6, 1899, S. 1 ff.;
    Über d. Beziehungen d. abnormen Bündel z. normalen Hirnbau, ebd. 11, 1904, S. 55 ff.;
    Zur Physiol. d. hinteren Längsbündels, in: Mschr. f. Psychiatrie u. Neurol. 8, 1900, S. 463 ff.;
    Lipoma multiplex symmetricum, in: Wiener Med. Wschr. 56, 1906, S. 714 ff.;
    Über d. Funktion d. Bogengänge d. Ohrlabyrinths, in: Mschr. f. Ohrenheilkde. u. Laryngo-Rhinol. 59, 1925, S. 1131 ff.;
    Zur Kritik d. phylogenet. Theorie d. normalen u. mißgebildeten Herzarchitektur, in: Zs. f. Anatom. Entwicklungsgesch. 84, 1927, S. 30 ff.

  • Literatur

    H. Schur, in: Wiener klin. Wschr. 58, 1946, S. 675;
    M. Stober, Personalbibliogr. d. Prof. u. Doz. d. Anatomie an d. Med. Fak. d. Univ. Wien 1845–1969, Diss. Univ. Erlangen-Nürnberg 1971, S. 115 ff. (W-Verz.);
    Kürschner, Gel.-Kal. 1926–1935;
    Fischer;
    Kreuter, Neurologen;
    ÖBL;
    Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft;
    Qu
    Österr. StA, Allg. Verw.archiv;
    Archiv d. Univ. Wien;
    Archiv d. Isr. Kultusgde. Wien;
    Dokumentationsarchiv d. Österr. Widerstandes, Wien;
    Archiv Yad Vashem, Jerusalem.

  • Autor/in

    Daniela Angetter
  • Zitierweise

    Angetter, Daniela, "Spitzer, Alexander" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 721 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1035487454.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA