Lebensdaten
1883 – 1961
Geburtsort
Warsleben (Regierungsbezirk Magdeburg)
Sterbeort
Bergisch Neukirchen bei Leverkusen
Beruf/Funktion
Publizist ; Politiker
Konfession
-
Normdaten
GND: 101893515 | OGND | VIAF: 24977709
Namensvarianten
  • Sontag, Franz-Josef
  • Alter, Junius (Pseudonym)
  • Sontag, Franz
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Zitierweise

Sontag, Franz, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101893515.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N.;
    M N. N.;
    1) N. N., 2) 1929 Margarethe Cohen ( n. 1969, jüd.), Glasfabr., verkaufte 1968 S.s Nachlaß an d. BA, T e. Glasfabr. in Elberfeld; kinderlos.

  • Biographie

    Nach Gymnasialzeit in Stendal war S. als Journalist bei verschiedenen Zeitungen in Berlin und Potsdam tätig, u. a. 1913 bei der „Preuß. Kreuzzeitung“. Im Frühsommer 1914 wurde er Schriftleiter der „Alldeutschen Blätter“ und Privatsekretär des Vorsitzenden des Alldeutschen Verbandes Heinrich Claß (1868–1953), an dessen Kriegsziel-Denkschrift S. 1916/17 mitarbeitete. Nach Kriegsende gründete er die als politisch-kulturelles Zentralblatt für den preuß. Adel gedachte Wochenzeitschrift „Die Tradition“. Kurzzeitig wegen Beteiligung am Kapp-Putsch von der Berliner Staatsanwaltschaft verfolgt, wurde er die Berliner Kontaktperson führender rechtskonservativer Politiker der Weimarer Republik, des Kreises um Ludendorff und der Vereinigten Vaterländischen Verbände. Am 9.6.1921 besuchte ihn Adolf Hitler in seinem Büro. Anfang der 1920er Jahre entschied sich S. für enge politische Verbindungen zur dt.konservativen Richtung der DNVP unter Kuno Gf. v. Westarp.

    Im Sommer 1925 trat S. in den Hugenberg-Konzern ein und war bis Ende 1927 Schriftleiter der „Bergisch-Märkischen Zeitung“ in Wuppertal. Nach dem Eintritt in den „Stahlhelm“ 1926 arbeitete er als Pressereferent des Gau Berg und Chefredakteur der Stahlhelmzeitung in Krefeld. Seit Anfang 1928 war er als freier Publizist v. a. für den Verlag von Hase & Köhler in Mainz tätig. Bekannt wurde das 1930 erschienene Werk „Nationalisten“, ein persönlich gefärbter Überblick zu den Biographien und politischen Haltungen der wichtigsten nationalen Führungsfiguren Weimars.|1931 wechselte S. zum Freiwilligen Arbeitsdienst des Stahlhelm in Dortmund, 1933 in die Führung der Gaupersonalabteilung. Dort wurde er nach Überführung in den Reichsarbeitsdienst 1934 wegen seiner monarchistischen Haltung und des fehlenden Ariernachweises seiner Frau entlassen. Dem Nationalsozialismus stand er seit der Machtergreifung kritisch gegenüber. Seit 1937 lebte er zurückgezogen zunächst in Opladen, dann in Bergisch Neukirchen und war selbständig tätig für das Glasunternehmen seiner Frau, einen Zulieferbetrieb der IG Farben in Leverkusen. Er reiste – von der Gestapo überwacht – mehrmals ins ksl. Exil nach Haus Doorn und schrieb mehrere Theaterstücke über die Abdankung Ks. Wilhelms II.

    1922–54 führte S. eine umfangreiche Korrespondenz mit dem fünften Sohn Ks. Wilhelms II., Prinz Oskar von Preußen, den er über politische Debatten monarchistischer Kreise informierte und 1932 für eine Kandidatur zur Reichspräsidentenwahl zu gewinnen suchte. In dieser Korrespondenz werden strategische Planungen innerhalb der monarchistischen Bewegung zwischen Weimarer Zeit und früher Bundesrepublik deutlich.

    Nach Kriegsende ernannte die brit. Besatzungsmacht S. zum ersten Bürgermeister Bergisch Neukirchens, zum 30.9.1946 trat er mangels weiterem Interesse an der Lokalpolitik zurück. Nach Kontakten mit Friedrich Middelhauve (1896–1966) wandte sich S. der neu gegründeten rechten Sammlungspartei „Deutsche Aufbaupartei“ zu, die sich im März 1946 der „Deutsch Konservativen Partei/Deutsche Rechtspartei“ anschloß. Von Juni bis Sept. 1946 amtierte S. als deren Vorsitzender, da andere Kandidaten von der Besatzungsmacht abgelehnt worden waren. Im Okt. 1947 fand ein geheimes Strategietreffen führender dt. Monarchisten in Anwesenheit dreier Hohenzollernprinzen in S.s Privathaus in Bergisch Neukirchen statt. Nach dem Scheitern der Deutsch Konservativen Partei bei Landtagswahlen 1947, aber einem Erfolg bei der Bundestagswahl 1949 und ihrer Aufspaltung in einen rechtskonservativ-monarchistischen und einen nationalsozialistischen Flügel trat S. mit ersterem zur Deutschen Partei über, bis 1953 war er dort Mitglied im Landesvorstand NRW. Er engagierte sich bis 1954 beim Versuch zum Wiederaufbau des „Stahlhelm“. Beruflich führte er das Unternehmen seiner Frau weiter, 1952 ließ er sich als Geschäftsführer pensionieren.

    S. vertrat einen nationalkonservativen Monarchismus, der aus politischen Gründen die Verbindung mit nationalrevolutionären und völkischen Bewegungen nicht scheute. Sein publizistisches Wirken stellte er in den Dienst einer rechten Sammlungsbewegung.

  • Werke

    W (alle unter Ps.) Das Dt. Reich auf d. Wege z. geschichtl. Episode, Eine Studie Bethmann Hollweg’scher Politik in Skizzen u. Umrissen, [1916?] u. 2+31919;
    Nationalisten, Dtlds. nat. Führertum, 1930;
    Nie wieder Krieg?! Ein Blick in Dtlds. Zukunft, 1931;
    Ein Armeeführer erlebt d. Weltkrieg, Persönl. Aufzeichnungen d. Gen.obersten v. Einem, 1938 (Hg.);
    – Nachlaß: BA Koblenz, hierzu Findbuch v. Johanna Schmidt, 1970, überarb. v. S. Bader u. A. Märke, 2007.

  • Literatur

    K. P. Tauber, Beyond Eagle and Swastika, German Nationalism since 1945, 1967;
    H. W. Schmollinger, Die Dt. Kons. Partei-Dt. Rechtspartei, in: R. Stöss (Hg.), Parteienhdb., Die Parteien d. Bundesrep. Dtld. 1945–1980, 1986, S. 982–1024;
    K. Gf. v. Westarp, Kons. Politik im Übergang v. Ks.reich z. Weimarer Rep., bearb. v. F. Frhr. Hiller v. Gaertringen, 2001;
    L. E. Jones u. W. Pyta, „Ich bin d. letzte Preuße“, Der pol. Lebensweg d. kons. Politikers Kuno Gf. v. Westarp (1864–1945), 2006;
    Qu
    Gestapo-Akte im HStA Düsseldorf.

  • Porträts

    Leverkusen, Gesch. e. Stadt am Rhein, hg. v. Kultur-StadtLev u. StadtA, 2005, S. 438.

  • Autor/in

    Petronilla u. Stefan Ehrenpreis
  • Zitierweise

    Ehrenpreis, Petronilla; Ehrenpreis, Stefan, "Sontag, Franz" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 582-583 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101893515.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA