Lebensdaten
1832 – 1923
Geburtsort
Düsseldorf
Sterbeort
Gernsbach (Baden)
Beruf/Funktion
Generaldirektor der "Phoenix AG" ; Verbandsfunktionär
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 1019169060 | OGND | VIAF: 222474282
Namensvarianten
  • Servaes, Carl Anton Friedrich Hubert (eigentlich)
  • Servaes, August
  • Servaes, Carl Anton Friedrich Hubert (eigentlich)
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Zitierweise

Servaes, August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd1019169060.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Juristenfam., d. zeitweise auch pol. aktiv war;
    V Franz (1801–57), Advokat in D. u. Elberfeld, engagierte sich 1848 auf Seiten d. Konstitutionell-Liberalen, JR, S d. Franz, Kreisphysikus in D.;
    M Johanna (1807–51), T d. Gottfried Sigismund Frhr. v. Franz (1758–1837, Reichsadel 1783, pfalzbayer. Frhr. 1784), jül. HR, u. d. Clara v. Hagens;
    B Franz (1830-n. 1885), Dr. med., Nervenarzt, seit 1885 Leiter d. Privat-Heilanstalt f. Gemüts- u. Nervenkranke Theresienhof (s. Kreuter, Neurologen);
    Ruhrort 1875 Amelie (1853–1923), T d. Hyacinthe Ophoven (1805–75), Dr. iur., Industr., Advokat, u. d. Marie Hüffer (1814–84);
    1 S, 2 T.

  • Biographie

    S. besuchte das Gymnasium in Elberfeld, legte dort das Abitur ab und studierte 1851–54 Jura in Heidelberg, Bonn und Greifswald. Danach war er am Landgericht in Elberfeld tätig. 1866 nahm er als Landwehroffizier am preuß.-österr. Krieg teil. 1859 trat er als Direktor bei der 1852 gegründeten „Phoenix AG für Bergbau und Hüttenbetrieb“ ein. Die Gesellschaft hatte mehrere Standorte und war ein vertikal integriertes Montanunternehmen mit Eisenerz- und Kohlegruben, Hochöfen, Stahlwerken und Weiterverarbeitungsbetrieben, das hauptsächlich Eisenbahnmaterialien verkaufte. Sie befand sich jedoch in einer schweren Krise und mußte 1860 grundlegend reorganisiert werden. Neuer Sitz wurde Laar bei Ruhrort (heute Duisburg). S. stieg rasch zum Generaldirektor auf. Nach dem Eintritt in den Ruhestand (1902) gehörte er noch bis 1920 dem Administrations- bzw. Aufsichtsrat an.

    Unter seiner Leitung modernisierte das Unternehmen die Anlagen und expandierte stark, v. a. durch Erwerb von Zechen und der „Westfälischen Union AG für Bergbau, Eisen- und Drahtindustrie“ (1897). Der „Phoenix“ entwickelte sich nach der Beschäftigtenzahl zum drittgrößten privaten Unternehmen Deutschlands. Eines der zentralen Produkte waren Eisenbahnschienen, 1880 führte der „Phoenix“ die Herstellung von Rillenschienen für Straßenbahnen ein. Wirtschaftspolitisch setzte sich S. für korporative Strukturen ein und war maßgeblich beteiligt an Gründung und Leitung diverser kartellähnlicher Verbindungen der Eisen- und Stahlindustrie (u. a. Dt. Schienen-Gemeinschaft, Dt. Radreifen-Gemeinschaft, Dt. Radsatz-Gemeinschaft, Dt. Stahlwerke, Dt. Stahlgemeinschaft). S. lenkte diese Organisationen, die Absatz und Preise regulierten sowie Aufträge verteilten. Andere Ämter waren noch stärker von politischer Bedeutung: S. war im Okt. 1874 Vorsitzender der Gründungsversammlung des „Vereins Deutscher Eisen- und Stahlindustrieller“, übernahm 1874–1914 den Vorsitz von dessen ausschlaggebender „Nordwestlicher Gruppe“ und 1906–09 auch den Vorsitz des Gesamtvereins. Zudem war er 1897–1914 Vorsitzender des „Langnamvereins“ (Ver. z. Wahrung d. gemeinsamen wirtschaftl. Interessen in Rheinland u. Westfalen) und 1898–1902 Gründungspräsident der Handelskammer Ruhrort. Als einer der einflußreichsten Verbandsfunktionäre der Eisen- und Stahlindustrie im Kaiserreich saß S. 1879–81 auch im Reichstag, zunächst als Angehöriger der nationalliberalen Fraktion, von der er sich in den Auseinandersetzungen um die Zollgesetzgebung trennte. Sein wesentliches Anliegen galt auch hier dem Schutz der Schwerindustrie durch den Staat und damit der Abkehr von einer rein marktwirtschaftlich-liberalen Politik. S. organisierte den Kampf für die Schutzzölle und setzte diese mit durch. Den forcierten Ausbau der staatlichen Sozialpolitik suchte er zugunsten privater Lösungen zu verhindern. S. war über mehr als drei Jahrzehnte eine zentrale „Schaltstelle“ innerhalb der Industrie sowie zwischen Politik und Wirtschaft.

  • Auszeichnungen

    preuß. Roter Adler-Orden 3. Kl. (1893);
    KR (1896);
    GKR (1902);
    preuß. Kronen-Orden 2. Kl.

  • Literatur

    W. Beumer, in: Stahl u. Eisen 43, 1923, S. 1126 (P);
    L. Hatzfeld, in: W. Burkhard (Hg.), Niederrhein. Unternehmer, 1990, S. 58 f. (P) (teils fehlerhaft);
    Wi. 1922;
    RT-Abg. Liberale;
    Qu
    Mannesmann-Archiv, Mülheim/Ruhr;
    Geh. StA Preuß. Kulturbes., Berlin: NRW-Personenstandsarchiv Brühl;
    StadtA Wuppertal.

  • Porträts

    Ölgem. v. K. Clausmeyer (Düsseldorf, Stahl-Zentrum), Abb. in: Kurzbiogrr. z. Gem.slg. im Stahlhochhaus Düsseldorf, hg. v. D. Brandenburg, 1996, u. in: Portraits im Stahl-Zentrum, 2006, S. 41;
    Ölgem., anonym (Duisburg, Niederrhein. IHK Duisburg-Wesel-Kleve).

  • Autor/in

    Ralf Stremmel
  • Zitierweise

    Stremmel, Ralf, "Servaes, August" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 273 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd1019169060.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA