Lebensdaten
1844 – 1932
Geburtsort
Köln
Sterbeort
Leipzig
Beruf/Funktion
Präsident des Reichsgerichts
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 117468827 | OGND | VIAF: 47540714
Namensvarianten
  • Seckendorff-Gutend, Daniel August Hubert Rudolf Freiherr von
  • Seckendorff-Gudent, Daniel August Hubert Rudolf Freiherr von
  • Seckendorff, Rudolf Freiherr von
  • mehr

Porträt(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen im NDB Artikel

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Seckendorff, Rudolf Freiherr von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117468827.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus d. Rinhofener Stamm;
    V Eduard (1807–85), aus Hachenburg, Dr. iur., 1879–85 Oberreichsanwalt am Reichsgericht in L., WGR (s. Einl.; Biogr. Hdb. Preuß. Abg.haus II), S d. Carl (1772–1840), aus Daaden, preuß. Reg.rat, u. d. Charlotte Grün (1771–1814);
    M Maria Eleonore (Laura) (1813–1902, kath.), T d. Daniel v. Weise (1767–1849, preuß. Adel 1836), auf Longenburg, Bgm. v. Oberkassel b. Königswinter/Rhein, kurpfälz. Oberlt., u. d. Franziska Freiin v. Hilgers (1788–1851);
    Ov Ferdinand (1808–72), preuß. Gen.major;
    B Heinrich (1846–1918), preuß. Oberstlt., Ernst Frhr. v. S.-Verna (1847–1916, 1846 preuß. Namen- u. Wappenvereinigung mit denen v. Verna), hess. Kammerherr, preuß. Oberlt.

  • Biographie

    Nach Schulbesuch in Köln und Berlin und dem Jurastudium in Berlin und Heidelberg|arbeitete S. zunächst in der Justiz und seit 1879 für zwanzig Jahre im Reichsjustizamt (RJA), wo er trotz seiner kath. Konfession regelmäßig befördert wurde. Federführend an einer Novelle der Zivilprozeßordnung von 1898 beteiligt, nahm S. 1893/94 als dt. Delegierter an der ersten der bis heute fortgeführten Haager Konferenzen für Internationales Privatrecht teil. 1891–99 war er zudem Mitglied des Reichspatentamts. Nach einer Zwischenstation im preuß. Staatsministerium wurde S. Mitglied des für Reichsbeamte zuständigen, beim Reichsgericht (RG) angesiedelten Disziplinarhofs, 1905 Nachfolger von Karl Gutbrod (1844–1905) als Präsident des RG. S., wie fast alle RG-Richter national-konservativ eingestellt, war dort und in Leipzig sehr angesehen. Er judizierte im 4. Zivilsenat (Zuständigkeit v. a. f. Familien- u. Erbrecht) und war 1905 an der Schiedsgerichtsentscheidung im Lippischen Thronfolgestreit beteiligt. In die Zeit von S.s Präsidentschaft fallen viele repressive und umstrittene RG-Urteile z. B. im Arbeits- und im politischen Strafrecht, was das Ansehen des Gerichts in der Öffentlichkeit wesentlich beeinflußte. Nicht Rechtsschutz vor dem Staat war das Leitmotiv der Justiz in dieser Zeit, sondern die etatistisch verstandene Judikatur sollte die monarchische Staatsautorität verstärken. Den Auslegungsmaßstab für die Gesetze lieferte, wie S. in einem Votum schrieb, die „allgemeine Rechtsanschauung, sofern diese mit Wortlaut und Absicht des Gesetzes irgendwie vereinbar ist“ (abgedr. in: S. zum Gedächtnis, S. 8). Dementsprechend wurden in S.s Amtszeit z. B. die rechtsdogmatisch zentralen Institute der „positiven Vertragsverletzung“ und der „culpa in contrahendo“ ausgebaut, obwohl beide im Gesetzeswortlaut des BGB nicht unmittelbar angelegt sind. Nach der Revolution von 1918 trat S. als RG-Präsident zurück. Nachfolger wurde 1920 Heinrich Delbrück (1855–1922).

  • Auszeichnungen

    WGR (1905);
    Großkreuz d. preuß. Roten Adlerordens;
    Dr. iur. h. c. (Leipzig 1907);
    Ehrenbürger d. Stadt Leipzig (1916;
    Brief gestaltet v. Max Klinger);
    S.-Str. in Leipzig-Reudnitz (1929–63).

  • Literatur

    A. Lobe, Fünfzig J. RG, 1929, S. 80 u. 339 (P);
    L. Ebermayer, Fünfzig J. Dienst am Recht, 1930, S. 200 f.;
    ders., Das RG vor 1933, in: Prisma, 1947, H. 11, S. 21 f.;
    R. Frhrn. v. S. z. Gedächtnis, Reden b. d. Gedenkfeier im RG zu Leipzig am 22. Nov. 1932, 1932 (P);
    H. Arnold, in, Dt. Richterztg., 1932, S. 340 f.;
    H. Schulte-Nölke, Das RJA u. d. Entstehung d. BGB, 1995, S. 29;
    Das RG, hg. v. Stadtgeschichtl. Mus. Leipzig, 1995, S. 106 f.;
    Kai Müller, Der Hüter d. Rechts, Die Stellung d. RG im Dt. Ks.reich 1879–1918, 1997, S. 122–24;
    Rhdb.

  • Autor/in

    Thomas Henne
  • Zitierweise

    Henne, Thomas, "Seckendorff, Rudolf Freiherr von" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 121-122 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117468827.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA