Lebensdaten
1887 – 1943
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Zwickau
Beruf/Funktion
sozialistischer Schriftsteller ; Widerstandskämpfer ; Kommunist
Konfession
-
Normdaten
GND: 129586633 | OGND | VIAF: 72476162
Namensvarianten
  • Sachs (Pseudonym)
  • Sigrist, Albert (Pseudonym)
  • Schwab, Alexander
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schwab, Alexander, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd129586633.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Karl Julius (1855–1907), aus Freiburg (Br.), Kapellmeister am Stadttheater in Danzig, Komp. (s. BJ XII, Tl.);
    M Helene Lindner;
    Berlin 1914 Hildegard S.-Felisch (1889–1934), Dr. rer. pol., T d. Paul Felisch (1855–1943), aus Storkow, Dr. iur., Abt.-chef im Reichswehrmin., Wirkl. Geh. Admiralitätsrat (s. Rhdb.), u. d. Mathilde Kleinschmidt ( 1934);
    1 T Franziska (1916–96, Ekkehard Violet), 1 S Hans S.-Felisch (1918–89), Journ., Schriftst., 1956-61 Feuilletonchef d. FAZ, 1961-78 ltd. Kulturredakteur d. WDR in Düsseldorf, 1968-70 Gen.sekr. d. PEN d. BRD, 1970-72 u. 1974-76 Vizepräs., 1981 Prof., zuletzt in Witten-Herdecke (s. Killy; Munzinger); Verwandter Jean Paul (1763–1825), Schriftst. (s. NDB X).

  • Biographie

    S. wuchs in Danzig auf und besuchte dort das Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er in Rostock, Jena, Heidelberg und Freiburg (Br.) Philosophie, Germanistik, Nationalökonomie, Soziologie und Staatsrecht, wobei er als Mitglied des Wandervogels und der freidt. Jugend mit den farbentragenden Verbindungen und den Hochschulbehörden in Konflikt geriet. 1913 wurde er in Heidelberg mit der Arbeit „Der Einfluß der Konsumtion auf Möbelindustrie und Möbelproduktion in Deutschland“ zum Dr. phil. promoviert (1915 gedr. u. d. T.: Möbelkonsumtion u. Möbelproduktion in Dtld.). Danach unterrichtete er ein Jahr lang an der „Freien Schulgemeinde Wickersdorf“. In Jena mieteten S. und sein Freundeskreis ein Haus – ein für damalige Verhältnisse außergewöhnliches Experiment gleichberechtigten Zusammenlebens von je vier jungen Frauen und Männern. Am 8.5.1914, dem 25. Geburtstag seiner Braut, heiratete der „weibliche Kopf' der Jenaer Wohngemeinschaft, Dr. Hildegard Felisch. S., den „männlichen Kopf. In der Zeit vor dem 1. Weltkrieg wirkte S. auch an der Konzeption und Organisation demokratisch gewählter „Allgemeiner Studenten-Ausschüsse“ mit.

    1914 wurde er wegen einer Lungenkrankheit vom Dienst mit der Waffe befreit und zu einer Schreibstubenarbeit ins Kriegsrohstoffamt abkommandiert. Später war er in Dresden bei der Zigarettenfabrik „Jasmatzi“ tätig.|Er schloß Freundschaft mit dem radikalen Sozialisten und Pädagogen Otto Rühle (1874–1943) und dem Maler Conrad Felixmüller (1897–1977). 1917 trat S. der USPD und 1918 dem Spartakusbund bei, 1919 führte er mit Karl Schröder (1884–1950) die linke Opposition in der KPD. Unmittelbar nach der Novemberrevolution gründete er mit der Lehrerin Frieda Winckelmann (1873–1943) und anderen eine „Freie Hochschulgemeinde für Proletarier“, aus der im Frühjahr 1919 die „Räteschule der Groß-Berliner Arbeiterschaft“ hervorging, die nach knapp zwei Jahren insolvent war und von der Gewerkschaft übernommen wurde.

    1920 Gründungsmitglied der „Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands“ (KAPD) und führender Kopf der Berliner KAPD-Spitze, leitete S. 1921 die KAPD-Delegation auf dem 3. Weltkongreß der Dritten Internationale in Moskau und übte dort scharfe Kritik an Lenins Politik; seine Redebeiträge wurden unter dem Decknamen „Sachs“ im Protokoll des Kongresses veröffentlicht. Infolge der politischen Turbulenzen, die zur Auflösung der KAPD führten, zog S. sich 1922 aus der Parteipolitik zurück und arbeitete nun als Wirtschaftskorrespondent und Journalist, 1928-33 als Pressesprecher der „Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung“. Mit Architekten wie Hugo Häring, Ludwig Hilbeseimer, Ludwig Mies van der Rohe und Martin Mächler befreundet, veröffentlichte er 1930 in einem linken Lesering unter dem Pseudonym „Albert Sigrist“ „Das Buch vom Bauen – Wohnungsnot, neue Technik, neue Baukunst, Städtebau“ (Neudr. 1973). 1933 wurde S. entlassen und für acht Wochen in „Schutzhaft“ genommen. Nach dem Tod seiner Frau 1934 widmete er sich ganz der illegalen politischen Arbeit und übernahm die Leitung der Widerstandsgruppe „Rote Kämpfer“. Am 17.11.1936 verhaftet, nahm S. die volle Verantwortung auf sich und bemühte sich, Karl Schröder, Franz Jung (1888–1963) und v. a. jüngere Genossen zu entlasten. Zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt, war er – teilweise unter körperlichen Mißhandlungen – in den Zuchthäusern Brandenburg, Sonnenburg und Zwickau und im KZ Börgermoor inhaftiert. Im Zuchthaus Sonnenburg arbeitete S. an einer „Musikfibel“, deren Manuskript herausgeschmuggelt werden konnte. Er starb im Zuchthaus Zwickau angeblich an Lungenentzündung.

  • Werke

    Weitere W zahlr. Aufss. in: F. Schwarz u. F. Gloor (Hg.), „Die Form“, Stimme d. Dt. Werkbundes 1925-1934, 1969;
    Wandel u. Zukunft d. Städte, in: Die Welt im Fortschritt, Erste R., Fünftes Buch, 1936, S. 189-245;
    Musikfibel (unveröff.).

  • Literatur

    F. Jung, Der Weg nach unten, Aufzeichnungen aus e. gr. Zeit, 1961, S. 420-28;
    J. Frecot u. D. Kerbs (Hg.), Werkbund-Archiv, 1. Jb., 1972, S. 158-80;
    H. M. Bock, Gesch. d. ‚linken Radikalismus' in Dtld., Ein Versuch, 1976;
    Hans-Harald Müller, Intellektueller Linksradikalismus in d. Weimarer Rep., 1977;
    D. Kerbs, Spuren d. Prinzips Hoffnung …, Erinnerung an d. Rätekommunisten A. S., in: TAZ v. 11.8.1987 (P);
    B. Rätsch, Hinter Gittern, 1992, S. 159-79;
    D. Siegfried, Das radikale Milieu, Kieler Nov.rev., Soz.wiss. u. Linksradikalismus 1917-1922, 2004;
    H. U. Wipf, Studentische Pol. u. Kulturreform, Gesch. d. Freistudenten-Bewegung 1896-1918, 2004;
    Lex. Widerstand; Biogr. Hdb. Kommunisten (P);|

  • Nachlass

    Nachlaß: Gedenkstätte dt. Widerstand, Berlin (biogr. Dok., Briefe u. Fotos).

  • Autor/in

    Diethart Kerbs
  • Zitierweise

    Kerbs, Diethart, "Schwab, Alexander" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 770-771 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd129586633.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA