Lebensdaten
1912 – 2002
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Ann Arbor, Michigan
Beruf/Funktion
Nationalökonom ; Wirtschaftswissenschaftler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119313820 | OGND | VIAF: 41900569
Namensvarianten
  • Stolper, Wolfgang Friedrich
  • Stolper, Wolfgang F.
  • Stolper, Wolfgang Friedrich
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Zitierweise

Stolper, Wolfgang F., Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119313820.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gustav (s. 1);
    M Paula Deutsch;
    Halb-B Paul Hoffmann (* 1923), 1942 n. Auschwitz deportiert u. ermordet;
    1) 1938 Martha Vögeli (1911–72, ev.), aus Meilen (Kt. Zürich), Grundschullehrerin, emigrierte 1938 in d. USA, 2) 1979 Margot Kaufmann (* 1923), aus Köln, Kunstlehrerin;
    2 S aus 1) Thomas (* 1941), M. A. Univ. Michigan, Matthew W. (* 1944), Prof. f. Assyriol. an d. Univ. of Chicago`s Oriental Inst. u. d. Dep. of Near Eastern Languages and Civilizations, Leiter d. Committee on the Ancient Mediterranean World, Chicago.

  • Biographie

    |S. kam mit seinem Vater 1925 nach Berlin, wo er 1930 am Arndt-Gymnasium in Dahlem das Abitur absolvierte. Anschließend studierte er Rechts- und Wirtschaftswissenschaften in Berlin, dann in Bonn, v. a. bei Arthur Spiethoff (1873–1957) und Joseph Schumpeter (1883–1950), der ihn zeitlebens prägte. Zu seinen Kommilitonen gehörten u. a. August Lösch (1906–45) und Hans Wolfgang Singer (1910–2006). Wegen der NS-Machtergreifung konnte S. weder sein Referendariat antreten noch, trotz bereits angenommener Diplomarbeit, sein volkswirtschaftliches Diplomexamen abschließen. Im Frühsommer 1933 emigrierte S. in die Schweiz, wo er seine volkswirtschaftlichen Studien für ein Jahr an der Univ. Zürich fortsetzte. Im Sommer 1934 ging er in die USA, wo er auf Empfehlung Schumpeters ein Stipendium erhielt und 1938 mit der Arbeit „British Monetary Policy and the Housing Boom“ (1941) promoviert wurde. 1936–41 war S. als Instructor in Harvard tätig und wurde 1940 US-Staatsbürger. In dieser Zeit verfaßte er mit Paul A. Samuelson seinen bekanntesten Aufsatz „Protection and real wages“ (in: Review of Economic Studies 9, 1941, S. 58–73), in dem die Autoren aufzeigen, daß Zölle die Einkommensverteilung zugunsten des knappen Produktionsfaktors verändern können und das als Stolper-Samuelson-Theorem in die Literatur einging. 1941–49 war S. Assistant und Associate Professor am Swarthmore College (Pennsylvania). Er wurde kurz vor Kriegsende 1945 Mitglied der Forschungsgruppe „United States Strategic Bombing Survey“. 1947/ 48 war S. Guggenheim Fellow an der Univ. Zürich, 1949 nahm er einen Ruf an die Univ. of Michigan in Ann Arbor an, wo er 1953 Full Professor wurde und bis zu seiner Emeritierung 1982 blieb. 1960–62 arbeitete S. als Leiter der Planungsabteilung des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung in Nigeria. Als Direktor des Center for Research on Economic Development in Ann Arbor war S. 1963–70 im Auftrag der Weltbank und anderer Institute v. a. in vielen afrikan. Ländern als Berater tätig und verfaßte neben zahlreichen Aufsätzen auch sein wichtiges Werk zur Entwicklungsplanung „Planning without Facts, Lessons in Resource Allocation from Nigeria’s Development“ (1966).

    In den letzten beiden Lebensjahrzehnten widmete S. sich zunehmend der Pflege des wissenschaftlichen Werkes seines akademischen Lehrers: Zusammen mit Christian Seidl gab S. 1985 Schumpeters „Aufsätze zur Wirtschaftspolitik“, 1992 die „Politischen Reden“ und 1993 die „Aufsätze zur Tagespolitik“ heraus. Den Höhepunkt bildete sein 1994 erschienenes Werk „Joseph Alois Schumpeter, The Public Life of a Private Man“, das zu einem Standardwerk der internationalen Schumpeter-Forschung geworden ist. 1986 wurde S. Gründungspräsident der von ihm zusammen mit Horst Hanusch initiierten „International Joseph A. Schumpeter Society“. S. hatte wiederholt Gastprofessuren in Harvard und am Massachusetts Institute of Technology (MIT) inne, wo er „The Structure of the East German Economy“ (1960) verfaßte, eine vergleichende Analyse der Wirtschaftssysteme der DDR und der Bundesrepublik Deutschland. S. engagierte sich nach 1945 ebenso für junge dt. Nachwuchsökonomen, die als Stipendiaten in die USA kamen, wie für die internationale Bekanntmachung bedeutender Beiträge dt. Wirtschaftswissenschaft durch englischsprachige Übersetzungen. So initiierte er maßgeblich die „International Economic Papers“, in denen viele dieser Beiträge seit 1951 erschienen. Er selbst übersetzte das herausragende, 1940 publizierte Werk August Löschs zur Standorttheorie (The Economics of Location, 1954), zu dem er auch ein Vorwort verfaßte. Wiederholt kam S. zu Gastprofessuren (u. a. Zürich 1969–79, Fulbright Prof. Univ. Heidelberg 1966) und Vorträgen in den dt. Sprachraum.

  • Auszeichnungen

    A Gr. BVK (1982);
    Dr. rer. pol. h. c. (Univ. d. Saarlandes 1984); Bernhard Harms-Medaille d. Inst. f. Weltwirtsch. an d. Univ Kiel (1984).

  • Werke

    Weitere W Schumpeters Theorie d. Innovation, in: Ifo-Studien 28, 1982, S. 239–70;
    Facts without Planning, in: H. Hagemann (Hg.), Zur dt.sprachigen wirtsch.wiss. Emigration n. 1933, 1997, S. 95–125;
    Inside independent Nigeria, Diaries of W. S., 1960–1962, hg. v. C. S. Gray, 2003;
    Development planning in Nigeria, a memoir, in: Vision and policy in Nigerian economics, the legacy of Pius Okigbo, hg. v. J. I. Guyer u. L. Denzer, 2005, S. 15–27;
    Nachlaß:
    Wolfgang F. Stolper Papers, Duke Univ. Rare Book, Manuscript, and Special Collections Library.

  • Literatur

    A. Heertje u. a., In Memoriam W. S., in: ISS Forum, The Newsletter of the Internat. Joseph A. Schumpeter Soc., No. 7, Aug. 2002, S. 2–14;
    BHdE II;
    R. Richter, in: BHdwE;
    Hdb. österr. Autoren jüd. Herkunft.

  • Autor/in

    Harald Hagemann
  • Zitierweise

    Hagemann, Harald, "Stolper, Wolfgang F." in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 424-425 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119313820.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA