Lebensdaten
1891 – 1976
Geburtsort
Mohrungen (Ostpreußen)
Sterbeort
Fulda
Beruf/Funktion
evangelischer Kirchenpolitiker ; Begründer des Deutschen Evangelischen Kirchentags
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118642723 | OGND | VIAF: 32789875
Namensvarianten
  • Thadden-Trieglaff, Reinold Leopold Adolf Ludwig von
  • Thadden, Reinold von
  • Thadden-Trieglaff, Reinold von
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Thadden-Trieglaff, Reinold von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118642723.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus pomm. Adelsfam.;
    V Adolf v. T. (1858–1932), Gutsbes., pomm. Landrat d. Kr. Greifenberg, Mitgl. d. pomm. Provinzial-LT, Vors. d. Verbandes pomm. Landkreise, S d. Reinhold (1825–1903), Gutsbes., Amtsvorsteher, u. d. Marie Witte (1834–1922), aus Halle;
    M Ehrengard Pauline (1868–1909), T d. Leopold Friedrich v. Gerlach (1839–74), preuß. Offz., u. d. Elisabeth Luise v. Alvensleben (1846–72); UrGvv Adolph Ferdinand (1796–1882), Begründer d. pomm. Erweckungsbewegung, Bekannter Otto v. Bismarcks, Teiln. am Kirchentag in Wittenberg 1848 (s. ADB 37; BBKL 14), Karl Witte (1800–83), Jur., Dante-Forscher u. -Übers., Prof. in Breslau u. Halle-Wittenberg, 1858/59 Rektor ebd. (s. ADB 43; Mitteldt. Lb. V);
    4 Schw Elisabeth (1890–1944),|Gründerin u. Leiterin d. Ev. Landerziehungsheims Wieblingen, als NS-Gegnerin wegen Kontakten z. Friedrich Siegmund-Schultze hingerichtet (s. L), Marie-Agnes (1893–1985, Martin Braune), Helene (1896–1985), Kreisfürsorgerin im Kr. Regenwalde, Ehrengard (1900–85, Percy Ernst Schramm, 1894–1970, Hist., s. NDB 23), MdL Niedersachsen (SPD), Gründerin u. Leiterin d. griech. Hilfswerks d. Dt. Frauenrings (s. L), 2 Halb-B u. a. Adolf (s. 2), 4 Halb-Schw;
    Brückenau 1921 Elisabeth (1893–1988), T d. Rudolf v. Thüngen zu Heilsberg (1855–1929) u. d. Elisabeth v. Ysenburg u. Büdingen (1864–1946);
    5 S Ernst-Dietrich (1922–42 ⚔), Leopold (1923–43 ⚔), Franz-Lorenz (1924–79 Flugzeugabsturz), Jur., Journ., 1959 Chefred. d. „Saarbrücker Landesztg.“, 1969–72 Abg. d. Dt. BT (CDU) (s. Biogr. Hdb. MdB), Bogislav (1927–45 ⚔), Rudolf (* 1932), 1968 Prof. f. Mittlere u. neuere Gesch. in Göttingen, 1974/75 Rektor, 1983 Dir. d. Études associé an d. École des Hautes Études en Sciences Sociales, Paris, 1999–2003 Koordinator f. d. dt.-franz. Zus.arb. d. Bundesreg. 1999–2003, korr. Mitgl. d. Sächs. Ak. d. Wiss. 1993, Mitgl. d. Ac. Universelle des Cultures, Paris 1992, Gr. BVK 1998, mit Stern 2007, Dr. h. c. (Genf 1996, Frankfurt/Oder 1996) (s. Biogr. Lex. Gesch.wiss.; Kürschner, Gel.-Kal. 2013; Qu, L).

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Brandenburg/Havel studierte T. 1909–13 Jura in Paris, Leipzig, München und Greifswald. Im 1. Weltkrieg war er 1914–18 als Soldat in Osteuropa stationiert. 1920 übernahm er einen ersten Teil der Familiengüter, die er seither verwaltete. Im selben Jahr in Greifswald mit einer Arbeit über die Bedeutung des Völkerrechts promoviert, unterstützte er – entgegen den im damaligen Protestantismus vorherrschenden Strömungen – die Gründung des Völkerbunds und das Völkerrecht. Verstärkt engagierte er sich in der Dt. Christlichen Studenten-Vereinigung (DCSV; Vors. 1928–39) und im Christlichen Studenten-Weltbund (Vizepräs. 1936–39, erneut seit 1946), in denen er seit 1924 leitende Funktionen übernahm. T. reiste vielfach ins Ausland und pflegte enge Kontakte mit ausländischen Kirchenvertretern. Bei seinen politischen und kirchlichen Tätigkeiten setzte er sich in der Folge dafür ein, nicht nur die nationale Perspektive in den Blick zu nehmen, sondern auch internationale Beziehungen aufzubauen bzw. zu verstärken.

    T. war Mitglied der DNVP (preuß. Landtagsabg. 1933), deren nationalistische Ausrichtung er kritisch beurteilte, und gehörte innerhalb der Ev. Kirche der Altpreuß. Union, für die er u. a. den Pommerschen Kirchentag 1932 mit 20 000 Teilnehmern organisierte, zu den Synodalen (Vizepräs. d. pommerschen Provinzsynode u. Mitgl. d. Preuß. Gen.synode seit 1929). Auf diesem Kirchentag formulierte er seinen ekklesiologischen Grundansatz, der für die spätere Gründung des Dt. Ev. Kirchentags maßgebend wurde: T. sah im Amt des Laien das entscheidende Scharnier zwischen Kirche und Welt (Das Recht u. Amt d. Laien in d. Kirche, 1935).

    Seit 1934 zählte T. zur Führung der Bekennenden Kirche und war als Präses der Pommerschen Bekenntnissynode verantwortlich für das von Dietrich Bonhoeffer (1906–45) geleitete Predigerseminar Finkenwalde. 1940 zur Wehrmacht einberufen, war T. u. a. 1942–44 im Rang eines Majors Stadtkommandant in Löwen (Belgien), das er durch den rechtzeitigen Truppenabzug vor den Luftangriffen der Alliierten bewahrte. 1945 geriet er in russ. Gefangenschaft und kam nach seiner Entlassung im Dez. 1945 schwerkrank nach Berlin. Neben seinen Tätigkeiten beim Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf bis 1948 und für die Ev. Kirche in Deutschland sowie in den Nachfolgeorganisationen des DCSV bereitete er die Gründung des – von den Landeskirchen als Konkurrenz zur institutionalisierten Kirche kritisch beurteilten – Dt. Ev. Kirchentags am 31. 7. 1949 in Hannover vor. T. wurde erster hauptamtlicher Präsident des „Vereins zur Förderung des Dt. Ev. Kirchentages“, des Rechtsträgers des Kirchentags, mit Hauptsitz in Fulda. Er sah den Kirchentag als zeitgemäße Form von Kirche, die jenseits der verfaßten Landeskirchen Raum für kirchenreformerische Ansätze und internationale ökumenische Begegnungen bot. 1964 wurde Richard v. Weizsäcker (1920–2015) als T.s Nachfolger in das Präsidentenamt gewählt.

    T.s besonderes Verdienst ist es, dem Kirchentag nach 1945 in Deutschland eine neue Organisationsform gegeben zu haben, die besonders den Laien im Protestantismus ermöglichen sollte, in kirchlichen, gesellschaftlichen und politischen Debatten prot. Positionen deutlich zu machen.

  • Auszeichnungen

    A Kuratoriumsvors. d. Ökumen. Inst. Bossey (1948–51);
    Mitgl. d. Synode d. EKD (1951–67);
    Ehrenpräs. d. Dt. Ev. Kirchentags (1964);
    Dr. theol. h. c. (u. a. Kiel 1948, Aberdeen 1953, Chicago 1954, Springfield 1955, Faculté Libre de Théologie Évangelique, Paris 1959);
    Gr. BVK mit Stern u. Schulterband (1955);
    Ehrendomherr v. Brandenburg (1954) u. Ehrenkommentator d. Johanniter-Ordens (1955);
    Ehrenstiftsherr u. Ehrenbürger d. Stadt Fulda (1967);
    Großkreuz d. Päpstl. St. Sylvesterordens (1968);
    Sonderbriefmarke d. Dt. Bundespost (1991).

  • Werke

    W Völkerrecht u. Völkerbund, Diss. 1920;
    Gott u. d. Gesch., 1929;
    Jüngerschaft, 1936;
    Auf verlorenem Posten, 1948 (Autobiogr.);
    War Bismarck Christ?, 1950;
    Qu Fam.archiv, Rudolf v. Thadden, Göttingen;
    Ev. Zentralarchiv Berlin; – Vollst. Bibliogr.:
    Schroeter, 1993 (s. L), S. 352–64.

  • Literatur

    L W. Hühne, T., Ein Leben unter uns, 1959;
    K. Kupisch, Studenten entdecken d. Bibel, 1964;
    Rudolf v. Thadden, Kirchenreform in d. Kontroverse, in:|R. Runge u. C. Krause (Hg.), Zeitansage, 40 J. Kirchentag, 1989, S. 49–64;
    ders., Trieglaff, Eine pomm. Lebenswelt zw. Kirche u. Pol. 1807–1948, 2010;
    P. Steinacker, Art. Kirchentage, in: TRE 19, S. 101–10;
    H. Schroeter, Kirchentag als vor-läufige Kirche, 1993 (W, L);
    H. Uhl, R. v. T., Ein Leben in ev. Freiheit u. Verantwortung, in: R. Runge u. M. Käßmann (Hg.), Kirche in Bewegung, 1999, S. 27–36;
    D. Palm, „Wir sind doch Brüder!“, Der Ev. Kirchentag u. d. dt. Frage 1949–1961, 2002;
    G. da Silva, Hist. Kontinuität erweckl. Frömmigkeit am Beispiel d. hinterpomm. Fam. v. T., in: Luth. Theol. u. Kirche 33, 2009, S. 3–32;
    Altpreuß. Biogr. IV/3;
    TRE;
    Personenlex. Protestantismus;
    RGG⁴;
    BBKL 14 (W, L);
    Munzinger; – zu Elisabeth:
    Kosch, Biogr. Staatshdb.;
    Personenlex. Protestantismus;
    Who is who d. Soz. Arbeit;
    Munzinger;
    Bad. Biogrr. NF II;
    Altpreuß. Biogr. V/1;
    G. Grünzinger, in: Zeugen e. besseren Welt, Christl. Märtyrer d. 20. Jh., 2000;
    M. Schad, Frauen gegen Hitler, 2002, S. 151–75;
    M. Riemenschneider u. J. Thierfelder, in: Frauen-Profile d. Luthertums, hg. v. I. Mager, 2005, S. 335–61 (P);
    A. A. Meyer, in: Lb. aus d. Ev. Kirche in Baden, V, 2007, S. 472–95 (W, L, P);
    „Ihr Ende schaut an …“, Ev. Märtyrer d. 20. Jh., hg. v. H. Schultze u. A. Kurschat, ²2008 (P); – zu Ehrengard Schramm:
    (Göttinger Jb. 41, 1993, S. 211–24;
    Bed. Frauen Göttingens, 1993, S. 289–302 (P);
    M. Riemenschneider u. J. Thierfelder, in: Frauen-Profile d. Luthertums, hg. v. I. Mager, 2005, S. 474–86 (P).

  • Porträts

    P Photogrr. (Dt. Ev. Kirchentag, Fulda).

  • Autor/in

    Benjamin Simon-Hinkelmann
  • Zitierweise

    Simon-Hinkelmann, Benjamin, "Thadden-Trieglaff, Reinold von" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 67-69 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118642723.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA