Lebensdaten
um 1485 – um 1534
Geburtsort
Karbach (Unterfranken, wohl Landkreis Marktheidenfeld)
Sterbeort
Mainz
Beruf/Funktion
humanistischer Historiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 101100787 | OGND | VIAF: 15129743
Namensvarianten
  • Carbachius, Nikolaus Fabri von
  • Carbach, Nikolaus Fabri von
  • Carbachius, Nikolaus Fabri von
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Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Carbach, Nikolaus Fabri von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd101100787.html [27.04.2024].

CC0

  • Biographie

    C. findet sich Sommer 1503 an der Universität Leipzig eingeschrieben. In Mainz stand er danach dem dortigen Liviusübersetzer Ivo Wittich, Professor des kanonischen Rechts, nahe. Auf Wittichs Pfründenstiftung hin war 1504 eine Lektur für alte Geschichte an der Mainzer Hochschule, der erste Lehrstuhl der Geschichte an deutschen Universitäten überhaupt, errichtet worden, den als erster Bernhard Schöfferlin und späterhin, wohl seit 1512, der über Poetik lesende C., ein tüchtiger Latinist und Gräzist, versah. Über 20 Jahre lang wirkte er als Althistoriker an der Mainzer Universität und traktierte neben Livius den Florus, Valerius Maximus, Sallustius, Justinus, Sueton und Caesar. Als Reuchlinanhänger gehörte C. dem im Hospitium „Zur Krone“ in Mainz in den Jahren um 1515 tagenden Humanistenzirkel an, zu dem die Brüder Otto und Philipp von Pack, Hutten, Johann Huttich, Konrad Weydmann, Philipp Keilbach, alle Schüler des Rhagius Aesticampian, und andere zählten, wie Hutten in den Epistolis obscurorum virorum, in deren Schlauraff-Gedicht C.s ebenfalls gedacht ist, berichtet. Die anhaltend enge literarische Verbindung zwischen Hutten und C. ist durch einen Brief Huttens an Capito von Ende Juli 1520 belegt. C. entdeckte in der Bibliothek des Mainzer Domstifts eine Liviushandschrift, die Buch 33 bis 40 teils neu, teils in stark abweichender Fassung bot, und schuf mit dem „Mainzer Livius“ 1518 eine auch textkritisch wertvolle Edition, die die Epitome des Florus einschloß. Ferner brachte er, das Übersetzungswerk Schöfferlins und Wittichs weiterführend und ergänzend, gute deutsche Teilübersetzungen des Livius 1523 und 1533 heraus. Unter anderen von ihm edierten Schriften sind zwei patristische zweier Anhänger des heiligen Augustinus im Kampf gegen den Pelagianismus, des durch seinen Psalmenkommentar bekannten Prosper von Aquitanien und des Bischofs Aurelius von Karthago, beachtlich, deren Handschrift er im Benediktinerkloster S. Jacob zu Mainz aufgefunden hatte. Als gelehrter Mitarbeiter des Johannes Cochläus bereitete C. die Ausgabe der unter dem Namen „Hadrianeus“ nebst Anhängen bekannten Sammlung von Canones (1525) mit vor.

    C.s Bedeutung liegt neben seiner stark nachwirkenden Dozententätigkeit in seinen Liviusforschungen (bessere Lesarten und Ergänzungen zu mehr als 2000 Stellen), dem von ihm weitergeführten, überdies mit trefflichen Holzschnitten ausgestatteten „deutschen Livius“, der bald zu einem beliebten Schulbuch wurde (bis 1559 brachte Schöffer sieben Auflagen heraus), und nicht zuletzt in seinen im Sinne des Humanismus die Schöffersche Verlagstätigkeit stark mitbestimmenden Leistungen als Korrektor dieser Mainzer Offizin, die mit C.s von Hutten und Erasmus bevorworteren lateinischen Livius von 1518/19 ein typographisches Meisterwerk, das beste Erzeugnis ihrer Werkstatt, an dessen Kollationierung und Korrektur auch Wolfgang Angst beteiligt war, geschaffen hat. Hutten verglich treffend das Verhältnis C.s zu Johann Schöffer mit dem des italienischen Humanisten Egnatius zu Aldus. Jak. Mycillus setzte C.s Übersetzerarbeit am Livius fort. Durch seine Livius-Edition erfreute sich C., der nach Irenicus auch vollendeter Meister im Griechischen war, europäischen Rufes.

  • Werke

    Hrsg.: T. Livius Patavinus Historicus, Duobus libris auctus cum L. Flori epitome et annotatis in libros VII belli Maced., Mainz 1519;
    Romische historien Titi liuij mit etlichen newen Translationen, so … im hohen thum Styfft zu Mentz jm latein erfunden …, ebenda ³1523 (bringt erstmals C.s Übers. d. beiden Bücher d. Mazedon. Krieges mit seinem Nachw.);
    in Ausg. v. 1533 desselben Schöfferschen Livius C.s Übers. d. 41. u. 42. Buches d. Livius, die unter den fünf 1530 im Kloster Lorsch aufgefundenen waren;
    M. Tullii Ciceronis De finibus bonorum et malorum ad M. Brutum libri V, ebenda 1520;
    S. Prosperi presbyteri Aquitanici adversus inimicos gratiae dei libellus … Epistola Aurel. Carthaginiensis episcopi contra Pelagianos, Romanorum Pontificum authoritas … pro Prospero adversus Pelagianos, ebenda 1524;
    Mitarb.: Canones apostolorum Veterum concilium constitutiones, Decreta pontificum antiquiora, De primatu romanae ecclesiae, Ex tribus vetissimis exemplaribus transcripta omnia …, 3 Bde., ebenda 1525.

  • Literatur

    Franciscus Irenicus, Germaniae exegesis II, Hagenau 1518, XLIII, fol. 45;
    E. Böcking, Hutteni Opera, Suppl. II, 1870, S. 338;
    F. Falk, Der Livius-Hrsg. u. -Übers. N. C. in Mainz, in: Zbl. f. Bibl.-wesen 4, 1887, S. 218-21;
    G. Bauch, in: Btrr. z. Gesch. d. Univ. Mainz u. Gießen, 1907, S. 75, 81 ff.;
    E. C. Scherer, Gesch. u. KG an dt. Universitäten, 1927, S. 23, 40;
    H. Schrohe, Zur Gesch. d. Mainzer Univ., in: Archiv f. hess. Gesch. u. Altertumskde., NF 15, 1928, S. 619;
    Jöcher-Adelung II, Sp. 104; üb. C.s Livius-Ausg.:
    C. Bursian, Gesch. d. klass. Philol. in Dtld., 1883, S. 153, 196;
    F. W. E. Roth, Die Mainzer Buchdruckerfam. Schöffer während d. XVI. Jh. …, in: IX. Beih. z. Zbl. f. Bibl.wesen, 1892, S. 41 f.; Analyse d. Canonesslg.:
    C. Otto, J. Cochlaeus, der Humanist, 1874, S. 155.

  • Autor/in

    Heinrich Grimm
  • Zitierweise

    Grimm, Heinrich, "Carbach, Nikolaus Fabri von" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 137-138 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd101100787.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA