Lebensdaten
1900 – 1978
Geburtsort
Neuburg/Donau
Sterbeort
Bonn
Beruf/Funktion
Theologe
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118608231 | OGND | VIAF: 5053309
Namensvarianten
  • Schlier, Heinrich
  • Schlier, H.
  • Schlier, Heinrich Otto Ludwig Albin

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Zitierweise

Schlier, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118608231.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich (1863–1945), Dr. med., bayer. Mil.-Gen.arzt;
    M Paula Puls (1874–1960);
    Schw Paula (1899–1977), Schriftst., Autorin v. rel. u. myst. Dichtung, 1954 Förderpreis d. Stadt München (s. Kosch, Lit.-Lex.³; Kürschner, Lit.-Kal., Nekr. 1971–98);
    Casekirchen (Thür.) 1927 Erna Hildegard Haas (1896–1988), studierte ev. Theol. b. R. Bultmann in Marburg;
    2 S Christoph (* 1930), seit 1963 o. Prof. f. Experimentelle Physik in Freiburg (Br.), Thomas (* 1931), Nat.ök., 2 T Barbara Müller (* 1933), Journ., Veronika Kubina (* 1936), Dr. theol. (s. W).

  • Biographie

    Nach Schulbesuchen in Neuburg, Landau (Pfalz) und Ingolstadt (Abitur 1919 nach halbjährigem Militärdienst) begann S. das Studium der ev. Theologie in Leipzig und wechselte nach einem Jahr nach Marburg (1. theol. Examen 1924). Als Schüler Rudolf Bultmanns (1884–1976), zugleich geprägt durch Anstöße Karl Barths (1886–1968) und Martin Heideggers (1889–1976), wurde S. 1926 mit „Religionsgeschichtlichen Untersuchungen zu den Ignatiusbriefen“ (gedr. 1929) promoviert. Nach dem 2. theol. Examen 1926 war er 1927-30 Gemeindepfarrer in Casekirchen (Thür.). 1928 habilitierte sich S. bei Karl Ludwig Schmidt (1891–1956) in Jena mit „Christus und die Kirche im Epheserbrief“ (1930, Nachdr. 1966). Seit 1930 war er Privatdozent in Marburg; eine Berufung nach Halle im Wintersemester 1934/35 wurde wegen seiner Zugehörigkeit zur Bekennenden Kirche vom Kultusministerium in Berlin negiert; außerdem verlor S. seine venia legendi in Marburg. S. war u. a. Mitunterzeichner der gegen die Einführung des Arierparagraphen in der Kirche gerichteten Erklärung dt. Neutestamentler „Neues Testament|und Rassenfrage“ (1933), die maßgeblich Bultmann entworfen hatte. 1935 wurde S. zunächst zum Leiter der neu gegründeten „Kirchl. Hochschule“ in Wuppertal-Elberfeld gewählt, war nach deren Verbot am Eröffnungstag Dozent der bereits bestehenden „Theologischen Schule“ und schließlich seit 1937 Pfarrer der luth. Bekenntnisgemeinde in Elberfeld. Seit 1.11.1945 Ordinarius für Neues Testament und Geschichte der Alten Kirche in Bonn (1. Dekan d. neuen Fak.) und 1952 auf eigenen Antrag emeritiert, wechselte er als Honorarprofessor in die Philosophische Fakultät, um 1953 wie sein Bonner Vorgänger Erik Peterson (1890–1960) in die kath. Kirche überzutreten.

    S.s Bedeutung gründet vorrangig in seinen exegetischen Arbeiten. Diese zeigen ihn – trotz gravierender Umbrüche seit den 40er Jahren unter dem Einfluß bestimmter Strömungen röm.-kath. Theologie (bes. Petersons) – bleibend von der dialektischen Theologie, v. a. aber von Bultmann geprägt. In zahlreichen Beiträgen finden sich frühe Anstöße für einen in der neutestamentlichen Wissenschaft erst in jüngerer Zeit neu vollzogenen Aufbruch zu einer „gesamtbiblischen“ Theologie des Neuen Testaments. Von bleibender Bedeutung für den exegetischen Diskurs sind v. a. seine drei großen Kommentarwerke zum Galater-, Epheser- und Römerbrief. Als folgenreich für sein Gesamtverständnis des neutestamentlichen „Kerygmas“ und damit zugleich für seine kirchliche Entscheidung erwies sich S.s „ontologische“ und unmittelbar auf die Prinzipien der kath. Kirche bezogene Interpretation des Epheserbriefs, die im Verlauf seiner Forschervita eine Selbstkorrektur beschreibt. In den sich neuen theologischen Fragen und Herausforderungen öffnenden Entwicklungen seit dem 2. Vaticanum erkannte S. solchen exegetisch zu fundierenden Prinzipien gegenüber vorrangig einen „Dammbruch“ sowie die Notwendigkeit des Insistierens auf dem „bleibend Katholischen“, besonders in Hinsicht auf das Kirchen-, Dogmen-, Sakraments- und Amtsverständnis. Seit 1958 gab er mit Karl Rahner (1904–84) die Reihe „Quaestiones disputatae“ heraus.

  • Auszeichnungen

    Dr. h. c. (Marburg 1946, Würzburg 1969, Innsbruck 1970, Salzburg 1972);
    Nordrhein-Westfäl. Hochschulreferent (1948/49);
    Mitgl. d. Päpstl. Bibelkomm. (1972–74);
    Berater d. Komm. f. Glauben u. Sittenlehre d. Dt. Bischofskonferenz (1969–78).

  • Werke

    Weitere W Exeget. Aufss. u. Vortrr., I: Die Zeit d. Kirche, 1956, ⁵1972, II: Besinnung auf d. NT, 1964, ²1967, III: Das Ende d. Zeit, 1971, ²1972, IV: Der Geist u. d. Kirche, hg. v. V. Kubina u. K. Lehmann, 1980;
    Der Brief an d. Epheser, Ein Kommentar, 1957, ⁷1971;
    Der Brief an d. Galater, 1949, 151989;
    Der Römerbrief, Kommentar, 1977, ⁷2002;
    Rel.geschichtl. Unterss. zu d. Ignatiusbriefen, 1929;
    Mächte u. Gewalten im NT, 1958, ³1963;
    Wort Gottes, Eine neutestamentl. Besinnung, 1958, ²1962;
    Die Markuspassion, 1974, ²1978;
    Über d. Auferstehung Jesu Christi, 1968, ³1975;
    Der Apostel u. seine Gde., Auslegung d. ersten Briefes an d. Thessalonicher, 1972, ²1973;
    Grundzüge e. paulin. Theol., 1978, ²1979, Nachdr. 1981;
    Der Philipperbrief, 1980.

  • Literatur

    U. Wilckens, Kreuz u. Weisheit, in: Kerygma u. Dogma 3, 1957, S. 77-108;
    S. Schulz, Katholisierende Tendenzen in S.s Galaterkommentar, ebd. 5, 1959, S. 23-41;
    H. Hübner, Der kath. u. ev. H. S., ebd. 46, 2000, S. 265-301;
    W. Fürst, Kirche oder Gnosis?, 1961;
    ders., Ist d. NT doch kath.?, in: Verkündigung u. Forsch. 1958/59, 1960/62, S. 57-67;
    E. Käsemann, Das Interpretationsproblem d. Epheserbriefes, in: Theol. Lit.ztg. 86, 1961, S. 1-8;
    ders., Exeget. Versuche u. Besinnungen II, 1964, S. 253-61;
    G. Bornkamm u. K. Rahner (Hg.), Die Zeit Jesu, FS H. S., 1970;
    W. Löser, Theol. als Zeugnis, Weg u. Vermächtnis H. S.s, in: Geist u. Leben 52, 1979, S. 60-67;
    ders. u. C. Sticher (Hg.), Gottes Wort ist Licht u. Wahrheit, 2003;
    K.-A. Bauer, Kerygma u. Kirche, in: Ev. Theol. 41, 1981, S. 401-22;
    R. v. Bendemann, H. S., Eine krit. Analyse seiner Interpretation paulin. Theol., 1995 (W-Verz., S. 429-48);
    Th. Ervens, Keine Theol. ohne Kirche, 2002;
    LThK³;
    BBKL (W, L).

  • Autor/in

    Reinhard von Bendemann
  • Zitierweise

    Bendemann, Reinhard von, "Schlier, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 88-89 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118608231.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA