Lebensdaten
1915 – 2005
Geburtsort
Recklinghausen
Sterbeort
Darmstadt
Beruf/Funktion
Schriftsteller ; Publizist
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118755145 | OGND | VIAF: 22315974
Namensvarianten
  • Schirmbeck, Heinrich Wilhelm
  • Schirmbeck, Heinrich
  • Schirmbeck, Heinrich Wilhelm

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Zitierweise

Schirmbeck, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118755145.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich (1891–1917 ⚔), Reichsbahnangest.;
    M Elise Gräbe (1892–1984);
    1) 1940 1955 Ursula Possekel (* 1921), 2) 1956 1957 Ilse Weber, 3) 1966 1967 Evelyne Roßberg, 4) 2004 Helga Willuweit (* 1943), Künstlerin in D.;
    3 S aus 1) Samuel (* 1941), Rundfunk- u. Fernsehjournalist, Peter (* 1943), Mus.leiter in Rüsselsheim, Christian (* 1948), Lehrer in Frankfurt/M., 1 T aus 1) Lucinde (* 1953), Klavierpäd., 1 außerehel. T Katja Josephine (* 1969) aus Verbindung mit Evelyne Roßberg (s. o.).

  • Biographie

    S. wuchs im Zechen- und Arbeiterviertel Recklinghausen-Süd auf, wo er seit 1925 die Realschule, seit 1931 die Oberrealschule besuchte. In seiner Schulzeit engagierte er sich in den Jugendgruppen der SPD und des Reichsbanners, weswegen er nach seinem Abitur 1934 nicht zum Studium zugelassen wurde. 1935-37 absolvierte er eine Buchhändlerlehre in einer med. Fachbuchhandlung in Frankfurt/M. Anschließend war er – mit Unterbrechung durch den Reichsarbeitsdienst – in verschiedenen dt. Sortimenten und Verlagen tätig (u. a. Akad. Verlagsges. Athenaion, Potsdam, u. Ullstein-Verlag, Berlin). 1939 wurde er Werbeleiter der „Frankfurter Zeitung“, für deren Feuilleton er bis zum Verbot der Zeitung 1943 regelmäßig Erzählungen und kleinere Prosastücke schrieb. In diesen Jahren entstand auch die freundschaftliche Beziehung zu Hermann Kasack (1896–1966) und Peter Suhrkamp (1891–1959), der in der „Neuen Rundschau“ S.s erste größere Novellen und Essays veröffentlichte. 1940 zur Wehrmacht eingezogen, geriet S. 1945 in amerik. Kriegsgefangenschaft. Nach der Freilassung war er 1946-50 Redakteur des Feuilletons der „Schwäb. Zeitung“ in Leutkirch und gleichzeitig Mitarbeiter der „Bad. Zeitung“ in Freiburg. 1950 wechselte er als Werbeleiter zur „Dt. Zeitung und Wirtschaftszeitung“ nach Stuttgart, 1951 wurde er Werbeleiter der „Frankfurter Illustrierten“. Seit 1952 arbeitete S. als freier Schriftsteller und Rundfunkautor. 1955-67 lebte er in Frankfurt/M., danach im Künstlerviertel Park Rosenhöhe in Darmstadt.

    1944 debütierte S. mit der Novellensammlung „Die Fechtbrüder“ (Neuausg. 1995), in der sich bereits seine besondere Fähigkeit zeigt, Alltäglich-Rationales mit Magisch-Mystischem zu verbinden, eine Fähigkeit, die noch stärker in den 16 Nocturnos und Capriccios aus dem Band „Das Spiegellabyrinth“ (1948) zur Geltung kommt. Immer wieder mit den Novellen Tiecks, Kleists, Poes und E. T. A. Hoffmanns verglichen, waren diese Erzählungen deutlich inspiriert von romantischer Naturphilosophie. Wissenschaftliche und philosophische Fragen griff S. 1957 in seinem literarischen Hauptwerk, dem Roman „Ärgert dich dein rechtes Auge“ (engl. Übers. 1960, Neuausg. mit e. Nachw. v. K. Deschner, 2005) wieder auf, jetzt allerdings auch bezogen auf zeitgenössische Entwicklungen im Bereich der Naturwissenschaften, wie Kybernetik und Atomphysik. Nachdem seinem zweiten Roman „Der junge Leutnant Nikolai“ (1958, Neuausg. 1969) kein größerer Erfolg beschieden war, wandte sich S. dem Essay zu. Es entstanden zwei seiner größten Bucherfolge, „Die Formel und die Sinnlichkeit“ (1964), Aufsätze zu einer „Poetik im Atomzeitalter“, und „Ihr werdet sein wie Götter“ (1966), Studien zum Thema Mensch und biologische Revolution. Ende der 1960er Jahre zog sich S. fast völlig aus dem literarischen Leben zurück und veröffentlichte Studien zu friedens-, sozial- und energiepolitischen Themen (Für e. Welt d. Hoffnung, 1988). Außerdem verfaßte er mehr als 250 z. T. vieldiskutierte Rundfunksendungen zu aktuellen Entwicklungen in Wissenschaft, Literatur, Politik und Gesellschaft.

    S. trat nach dem Krieg gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik ein und engagierte sich in der Anti-Atom- und Friedensbewegung sowie im publizistischen Kampf gegen beide Irak-Kriege. Er wurde als einer der „Kirchenväter der Friedensbewegung“ (R. Vollmann) bezeichnet. S. war ein streitbarer Intellektueller, der sein Engagement als Dienst an der Gesellschaft verstand und dessen anspruchsvolles, formal jedoch eher traditionsgebundenes literarisches Werk immer wieder ein zentrales Thema umkreist: den Konflikt des modernen Menschen zwischen ungehemmtem Erkenntnisstreben und ethisch-politischer Verantwortung.

  • Auszeichnungen

    Gr. Lit.preis d. Ak. d. Wiss. u. d. Lit. Mainz (1950);
    Förderpreis z. Immermann-Preis d. Stadt Düsseldorf (1961);
    Johann-Heinrich-Merck-Ehrung d. Stadt Darmstadt (1980);
    Gr. Stadtplakette d. Stadt Recklinghausen (1991);
    Goethe-Plakette d. Stadt Frankfurt/M. (1995);
    Mitgl. d. Dt. PEN-Zentrums (1959), d. Dt. Ak. f. Sprache u. Dichtung in Darmstadt (1962), d. Ak. d. Wiss. u. d. Lit. in Mainz (1964) u. d. Akad. Rates d. Humboldt-Ges. (1969).

  • Werke

    Weitere W Gefährl. Täuschungen, Erz., 1947;
    Die Nacht vor d. Duell, Erzz., 1964;
    Vom Elend d. Lit. im Za. d. Wiss., 1967;
    Aurora, Frühe Erzz., 1968;
    Träume u. Kristalle, Phantast. Erzz., 1968;
    Die moderne Lit. u. d. Erziehung z. Frieden, 1970;
    Tänze u. Ekstasen, Erzz., 1973;
    Schönheit u. Schrecken, Zum Humanismusproblem in d. modernen Lit., 1977;
    Die Pirouette d. Elektrons, Erzz., mit e. Nachw. v. R. Jungk, 1980, Neuausg. 2005;
    Gesang im elektr. Stuhl, Erzz., hg. v. R. Stolz, 1995;
    Ein Leben f. d. Zukunft, Ein Lesebuch, hg. v. W. Burghardt, 1995;
    Die Angst d. Ödipus, Zum soz.-eth. Defizit d. Moderne, hg. v. G. Funk, 1996;
    Gestalten u. Perspektiven, Essays, Porträts u. Reflexionen aus fünf J.zehnten, hg. v. G. Funk. 2000 (P);
    Der Kris, Novelle, hg. v. G. Funk, 2005;
    |

  • Nachlass

    Nachlaß: StadtA Recklinghausen; Privatbes. H. Willuweit, Darmstadt.

  • Literatur

    K. A. Horst u. F. Usinger (Hg.), Lit. u. Wiss., Das Werk H. S.s, Krit. Btrr., 1968;
    W. Burghardt, H. S., ein gr. Erzähler d. Gegenwart, in: Vest. Kal. 1971, S. 29-35;
    ders., Ithaka zw. Emscher u. Lippe, Zum Tod H. S.s, ebd. 2006, S. 18-24;
    R. Jungk, Seine Zukunft hat erst begonnen, in: scala internat. 2, 1980, S. 40 f.;
    J. Dolezal, Phantastik, Wiss. u. Science Fiction im Werk v. H. S., in: Quarber Merkur 66, 1986, S. 19-25;
    R. Stolz (Hg.), Orpheus im Laboratorium, Stimmen z. Werk, 1995;
    G. Funk, Die Formel u. d. Sinnlichkeit, Das Werk H. S.s, 1997 (W, L);
    ders., Im Labyrinth d. Spiegelungen, H. S. als phantast. Erzähler, 2001 (W);
    C. L. Appl, H. S. and the Two Cultures, 1998;
    H. L. Arnold, Romantiker in gläserner Welt, in: Frankfurter Rdsch. v. 9.7.2005;
    R. Vollmann, Der Wortmaler d. metaphys. Lichts, in: Die Zeit v. 21.7.2005;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W);
    Killy;
    Munzinger.

  • Porträts

    Ölgem. v. Ecka Possekel, geb. Oelsner, um 1940 (DLA Marbach), Abb. in: H. S., Gestalten u. Perspektiven, 2000 (Frontispiz).

  • Autor/in

    Gerald Funk
  • Zitierweise

    Funk, Gerald, "Schirmbeck, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 6-7 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118755145.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA