Dates of Life
1890 – 1948
Place of birth
Zürich
Place of death
Zürich
Occupation
Jurist ; Staatsrechtler ; Völkerrechtler ; Verwaltungsrechtler ; Rechtsphilosoph
Religious Denomination
reformiert
Authority Data
GND: 124273270 | OGND | VIAF: 941905
Alternate Names
  • Schindler, Dietrich
  • Schindler, Dietrich, senior

Objekt/Werk(nachweise)

Relations

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Citation

Schindler, Dietrich, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124273270.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Dietrich (1856–1936), Gen.dir. d. Masch.fabrik Oerlikon (s. HBLS), S d. Caspar (1828–1902), Seidenindustr. in Z., u. d. Wilhelmina Elise Escher (1833–1918);
    M Anna Barbara (1867–1934), T d. Emil Huber (1836–1915), Mitbegr. d. Masch.fabrik Oerlikon u. d. schweiz. Aluminium-Ind.-AG (s. NDB IX), u. d. Anna Werdmüller (1844–1911);
    Ur-Gvv Dietrich (1795–1882), Pol. im Kt. Glarus, verantwortl. f. d. Ausarbeitung e. neuen, lib. Grundsätzen verpflichteten u. d. Konfessionsgegensätze überwindenden Vfg. (1836), seit 1837 Landammann;
    Om Max Huber (1874–1960), Jur., Präs. d. Internat. Komitees v. Roten Kreuz (s. NDB IX);
    Zürich 1921 Gisela (1898–1986), T d. Alfred Jakob Amsler (1857–1940), Dr. phil., Inh. d. Alfred J. Amsler & Co., Fabr. f. Präzisionsinstrumente u. Materialprüfmaschinen in Schaffhausen, Dr. h. c. (ETH Zürich) (s. NDB I; HLS; R. Amsler u. T. Erismann, Jakob Amsler-Laffon, 1823–1912, A. A., 1857–1940, 1993);
    2 S Dietrich (* 1924), ao. Prof. f. Staats- u. Völkerrecht in Z., Dr. iur. h. c. (Basel 1993), Mitgl. d. Inst. de Droit Internat. (seit 1967), d. Ständigen Schiedshofs in Den Haag (seit 1977) u. d. Ltg.gremiums d. Internat. Komitees v. Roten Kreuz (196173 u. 1980-94, seit 1994 Ehrenmitgl.) (s. FS f. D. S., 1989; Schweizer Lex.), Alfred (* 1934, Regine Hürlimann, * 1935, Dr. phil., Dr. theol. h. c., Vf. v. rel. Kinderbüchern, s. Kürschner, Lit.-Kal. 2002/2003), Prof. d. Theol. in Z., 2 T.

  • Biographical Presentation

    Nach dem Besuch der Primarschule und des Gymnasiums in Zürich studierte S. seit 1909 Rechtswissenschaften in Zürich, Leipzig und Berlin und wurde 1916 in Zürich promoviert (Die Rechtsbeziehungen zw. Bund u. Kantonen im Heerwesen). Nach der Habilitation in Zürich 1921 (Über d. Bildung d. Staatswillens in d. Demokratie) und der Ernennung zum Privatdozenten hielt S. sich 1921/22 zu längeren Studienaufenthalten in den USA (Harvard Univ.) und Frankreich auf. 1927 wurde er zum ao., 1936 zum o. Professor für Staats- und Verwaltungsrecht (später auch: Völkerrecht u. Rechtsphilos.) an der Univ. Zürich ernannt. Neben dieser Position, die er bis zu seinem Tode innehatte, bekleidete S. eine Reihe weiterer Ämter in Staat und Gesellschaft (Mitgl. d. Zürcher Stadtrats 1925/26, d. Zürcher Kantonsrats 1928-32 u. d. Kirchenpflege Zollikon 1928–38, Oberst im Militär, seit 1940 Präs. d. Verw.komitees d. NZZ, seit 1946 Mitgl. d. Internat. Komitees v. Roten Kreuz). Mit seiner Aufnahme in das „Institut de Droit International“ 1937 und in das Kuratorium der Haager Völkerrechtsakademie 1947, wo er zuvor zwei vielbeachtete Vorlesungen gehalten hatte (Le progrès de l'arbitrage obligatoire depuis la création de la Societé des Nations, 1928; Contribution à l'étude des facteurs sociologiques et psychologiques du droit international, 1933), wurden ihm hohe wissenschaftliche Ehrungen zuteil.

    Das wissenschaftliche Werk S.s ist geprägt durch einen liberalen Geist, für den die Errichtung und Aufrechterhaltung einer freiheitlichen Rechtsordnung (Freiheit als Aufgabe, 1947) untrennbar mit außerhalb des positiven Rechts angesiedelten soziologischen und psychologischen Faktoren sowie moralisch und religiös begründeten Wertmaßstäben verbunden ist. Nicht zuletzt unter dem Eindruck des Nationalsozialismus stellte S. der in der Zwischenkriegszeit weitverbreiteten Vorstellung eines wertneutralen Positivismus als Grundlage von Staat und Recht die Auffassung entgegen, daß es eine naturrechtlich begründete, von jeder gesetzgeberischen Willkür unabhängige Grundordnung des menschlichen Zusammenlebens geben müsse (Wiss. u. Glaube, 1944). Ein demokratisches Staatswesen bedürfe eines auch die demokratischen Institutionen bindenden festen Wertefundamentes (Alles ist relativ, Vortrag 1945, gedr. 1948). Die Überwindung der Wertneutralität des klassischen Völkerrechts betrachtete S. schließlich auch als unabdingbare Voraussetzung für eine dauerhafte internationale Rechtsordnung (Gedanken z. Wiederaufbau d. Völkerrechts, 1944). S. gilt damit als bedeutender Wegbereiter eines wertverpflichteteten Verfassungs- und Völkerrechtsdenkens. Er schied in beispielhafter Weise die Sphäre des positiven Rechts und diejenige der auf dieses einwirkenden außerrechtlichen Faktoren, ohne indes deren wechselseitige Bedingtheit zu verkennen. Auf dem Gebiet des positiven (Völker-)Rechts galt sein besonderes Interesse den Fragen der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit (Die Schiedsger.barkeit seit 1914, Entwicklung u. heutiger Stand, in: Hdb. d. Völkerrechts, V/3, 1938).

  • Works

    Weitere W Vfg.recht u. soz. Struktur, 1932, ⁵1970;
    Recht – Staat – Völkergemeinschaft, Ausgew. Schrr. u. Fragm. aus d. Nachlaß, 1948 (W-Verz., P);
    - Rechtsgutachten in: Verw.entscheide d. Bundesbehörden 1944/45, Nr. 41, S. 80 ff.;
    Schweizer. Jb. f. internat. Recht, VII, 1952, S. 169 ff.;
    E. Bonjour, Gesch. d. schweizer. Neutralität, 1974;
    Diplomat. Dok. d. Schweiz 15, 1992;
    |

  • Archival Ressources

    Nachlaß: Archiv f. Zeitgesch. d. ETH Zürich (z. Teil unveröff. Gutachten, Korr. mit d. Eidgenöss. Pol. Dep.).

  • Literature

    Nachrufe: M. Huber, in: Schweizer. Jb. f. internat. Recht IV, 1947, S. 7 ff.;
    ders., in: Zürcher Tb. 1949, S. 1 ff. (P);
    H. Wehberg, in: Die Friedens-Warte XLVII, 1948, S. 61 ff.;
    H. Nef, in: J.ber. d. Univ. Zürich 1947/48, S. 76 ff. (P);
    P. Schneider, Zur Rechts- u. Staatslehre v. D. S. sen., in: Jb. d. öff. Rechts 40, 1990/91, S. 179 ff.;
    Schweizer Lex.

  • Author

    Daniel-Erasmus Khan
  • Citation

    Khan, Daniel-Erasmus, "Schindler, Dietrich" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 789-790 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124273270.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA