Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Grafen von
Konfession
-
Normdaten
GND: 118755064 | OGND | VIAF: 74648721
Namensvarianten
  • Schimmelmann

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Zitierweise

Schimmelmann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118755064.html [18.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die zunächst bürgerliche Familie ist erstmals in Mecklenburg nachweisbar. 1510 erwarb Joachim das Rostocker Bürgerrecht, ebenso wie 1632 der aus Bützow stammende Kaufmann Nicolaus (um 1604–80). Dessen Enkel, der Kaufmann Diedrich Jakob (1683–1743, ⚭ Esther Elisabeth Ludendorff), ließ sich 1708 in Demmin (Pommern) nieder.

    Bedeutung als Großkaufmann und führender Politiker im dän. Gesamtstaat erlangte dessen Sohn Heinrich Carl (1724–82, dän. Lehnsbaron 1762, dän. Lehnsgf. 1779, dän. Elefantenorden 1773, Wandsbek, S.sches Mausoleum 1792), verheiratet mit Caroline Tugendreich v. Friedeborn. Nach einer kaufmännischen Lehre in Stettin engagierte er sich zunächst als Spediteur auf Elbe und Stecknitzkanal sowie als Unternehmer in Hamburg und Dresden (Dresdner Bürgerrecht 1745). Während des Siebenjährigen Krieges war er preuß. Heereslieferant, wobei er einen Großteil der von Preußen beschlagnahmten Bestände der Meißener Porzellanmanufaktur in seinen Besitz brachte, sowie seit 1757 erneut Kaufmann in Hamburg. Dort war er erfolgreich am Getreidehandel sowie an Münz- und Wechselgeschäften beteiligt. 1759 erwarb er das holstein. Gut und Schloß Ahrensburg, drei Jahre später gelangte auch das benachbarte Schloß Wandsbek in seinen Besitz, wo Matthias Claudius seit 1771 den „Wandsbeker Boten“ herausgab. Auf seinen Besitzungen reformierte Heinrich Carl die landwirtschaftliche Produktion und setzte sich für die Gewerbeansiedlung ein (u. a. Textilherstellung).

    Bereits vor seinem ersten Besuch in Kopenhagen 1761 hatte er Zugang zu dän. Hofkreisen erlangt und avancierte noch im selben Jahr zum Generalkommerzintendanten. Heinrich Carl erhielt den Auftrag, die desolaten dän. Staatsfinanzen zu sanieren. Hierzu erhob er Zwangsanleihen und Steuererhöhungen und privatisierte kgl. Domänen. 1764 mit dem Titel eines Schatzmeisters versehen, gehörte er seit 1767 dem General-Land-Ökonomie- und Kommerz-Kollegium an. Er engagierte sich beim ökonomischen und infrastrukturellen Ausbau des Gesamtstaates, u. a. bei den Agrarreformen und dem Bau des Schleswig-Holstein. Kanals. Gemeinsam mit Caspar v. Saldern (1711–86) war er maßgeblich am Abschluß des Gottorper Vertrags beteiligt, der der Stadt Hamburg 1768 endgültig die Unabhängigkeit vom dän. Gesamtstaat zusicherte. In seiner Kopenhagener Zeit erwarb Heinrich Carl umfangreichen Grund- und Immobilienbesitz in Dänemark (u. a. Gut Lindenborg in Nordjütland). Zu seinem wachsenden Großunternehmen gehörten Zuckerplantagen auf den dän. Jungferninseln in der Karibik, eine Waffenfabrik im Seeland. Hellebæk, eine Zuckerraffinerie in Kopenhagen sowie Schiffe und Anteile der dän. Handelskompanien.

    Heinrich Carls Bruder Jacob (1712–78) war Pfarrer in Luckow (Uckermark), später Konsistorialrat in Stettin. Er fertigte die erste Übersetzung der altisländ. Edda ins Deutsche an (Stettin 1777). Dessen Sohn Ludwig Heinrich (1743–93) stand als Plantagenverwalter auf den Jungferninseln im Dienste von Heinrich Carl.

    Von den sieben Kindern Heinrich Carls erlangten der älteste Sohn Heinrich Ernst (1747–1831, dän. Elefantenorden 1790), zuerst verheiratet mit Amalie Gfn. zu Rantzau, dann mit Charlotte Hedwig v. Schubart, sowie die Tochter Julia Bekanntheit. Auf seiner Bildungsreise durch Westeuropa machte sich Heinrich Ernst mit den Gedanken der Aufklärung vertraut. Seine dabei gewonnenen Auffassungen gerieten in Widerspruch zu den Notwendigkeiten des Staatsdienstes und des S.schen Unternehmens. Seit 1773 stieg der von seinem Vater protegierte Heinrich Ernst kontinuierlich in der Staatsverwaltung sowie in den Direktorien der Handelskompanien auf. Nach Heinrich Carls Tod avancierte er zum Verwalter des noch vom Vater eingesetzten S. Fideikommisses sowie zum Kommerz- und Finanzminister des dän. Gesamtstaates (1782 und 1784).

    Im Rahmen einer öffentlichen Debatte um die Zukunft der Sklaverei auf den dän. Jungferninseln setzte sich Heinrich Ernst engagiert sowohl aus wirtschaftspolitischen als auch aus humanitären Gründen für eine Abschaffung des Sklavenhandels unter dän. Flagge ein. was 1792 zu einem Gesetz über ein Sklavenhandelsverbot führte (Gültigkeit ab 1802). Seine private Partizipation im dän. Überseehandel (u. a. Camouflagehandel mit kriegführenden Mächten, Konvoipolitik) kollidierte in der Zeit des Amerik. Unabhängigkeitskrieges und der Franz. Revolutionskriege zusehends mit der dän. Neutralität und trug zu wachsenden Spannungen mit Großbritannien und zum Kriegseintritt Dänemarks in die Napoleonischen Kriege 1807 bei. Heinrich Ernst starb kinderlos, so daß sein persönliches Erbe an seinen Neffen Carl|(1787-1833), Sohn seines Bruders Friedrich, fiel.

    Julia(ne) (1763–1816, ⚭ Friedrich Karl Gf. Reventlow, 1755–1828), gilt als die Begründerin des durch persönliche Kontakte und umfangreiche Korrespondenz konstituierten „Emkendorfer Kreises“, einem kulturellen Mittelpunkt im Schleswig-Holstein um 1800. Ihre pietistische, pädagogisch-moralische Lebenshaltung, welche in ihren Schriften zutagetritt, machte Gut Emkendorf v. a. seit der Franz. Revolution zu einem Zentrum aufklärungsfeindlicher Diskussionen.

  • Literatur

    ADB 31;
    L. Bobé, Statsmin. Greve Heinrich Ernst S., 1902;
    J. O. Bro-Jørgensen, Heinrich Carl S.,1970;
    O. Feldbæk, Rev.kriege u. Gesamtstaat, Das Ende d. Neutralitätspol., in: Zs. d. Ges. f. Schleswig-Holstein. Gesch. 116, 1991, S. 107-23;
    D. Lohmeier (Hg.), Sklaven – Zucker – Rum, Dänemark u. Schleswig-Holstein im Atlant. Dreieckshandel, Ausst.kat. Heide in Holstein 1994;
    G.-W. Röpke u. H. Fricke, Der Hist. Friedhof Wandsbek mit d. S. Mausoleum, 1998;
    M. Krieger, Vom Bankrotteur zum Finanzgenie, Die Welt d. Demminer Bürgersohnes Heinrich Carl S., in: Grenzregion zw. Pommern u. Meckl., 2000, S. 33-46;
    Ch. Degn, Die S. im atlant. Dreieckshandel, ³2000;
    Dansk Biografisk Leks.;
    GHdA 23, Gräfl. Häuser B II, 1960, ebd. 130, Gräfl. Häuser 17, 2003, ebd. 125. Adelslex. XII, 2001;
    Biogr. Lex. Schleswig-Holstein VII, 1985, S. 265-79;
    Hamburg. Biogr. II (P).

  • Autor/in

    Martin Krieger
  • Zitierweise

    Krieger, Martin, "Schimmelmann" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 780-781 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118755064.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA