Dates of Life
unbekannt
Occupation
Frankfurter Gelehrten- und Bankiersfamilie
Religious Denomination
jüdisch
Authority Data
GND: 139797734 | OGND | VIAF: 102643464
Alternate Names
  • Schiff
  • Schifph

Relations

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Citation

Schiff, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139797734.html [26.04.2024].

CC0

  • Biographical Presentation

    Die Familie geht zurück auf die seit 1505 in der Frankfurter Judengasse nachweisbare Priesterfamilie Cahn an der Pforte. Ein Zweig|davon bezog um 1591 das dortige Haus zum Schiff, dessen Bezeichnung er künftig (spätestens mit d. Gde.vorsteher Rabbi Meir d. Ä., 1626) als Familiennamen führte. Zu den wegen ihrer Gelehrsamkeit geachteten Mitgliedern der Familie gehörte Meir d. J. (1605-41), Rabbiner von Fulda (seit 1622) und gefeierter Talmudgelehrter („der Maharam v. Fulda“).

    Im ausgehenden 17. Jh. begründeten der Buchhändler David ( 1697) und der Bankier Meyer zum roten Apfel ( 1694) den Ruf der Familie in der Wirtschaftswelt. Meyers Sohn Moses Meyer zum grünen Schild ( 1716), ein äußerst vermögender Handelsmann mit internationalen Verbindungen, lebte seit 1690 im selben Haus der Judengasse wie die Rothschild (das Moses Meyers Nachkommen erst 1784 verließen) und war durch strategische Heiraten seiner vier Kinder mit den ersten jüd. Familien im dt. Reich (u. a. Gumpertz in Cleve u. Reinganum in Mannheim) verschwägert.

    Einer seiner Nachfahren ist der amerik. Bankier Jacob Henry (eigtl. Jakob Heinrich) (1847–1920, ⚭ Therese Loeb, nach 1922, Halb-Schw d. James Loeb, 1867–1933, s. NDB 15), der als Sohn des für das Bankhaus M. A. v. Rothschild & Söhne tätigen Börsenmaklers Moses Jakob Hirsch (1810–73) und dessen Ehefrau Clara geb. Niederhofheim (1817–77) in Frankfurt/M. geboren wurde. 1865 in die USA ausgewandert, trat er zehn Jahre später in die 1867 von dt. Juden gegründete Investmentbank „Kuhn, Loeb & Co.“ in New York ein, an deren Spitze er seit 1875 als Partner und Sprecher, seit 1885 als alleiniger Chef stand. Unter Jacob Henrys Leitung, nicht zuletzt durch seine (u. a. gegen John Pierpont Morgan errungenen) Erfolge bei Eisenbahn- und Industriefinanzierungen, stieg die Firma zu einem der einflußreichsten Bankhäuser in der Wallstreet auf. Das New Yorker Privathaus des prominenten Bankiers der internationalen Hochfinanz und angesehenen Repräsentanten des amerik. Judentums blieb eine „Enklave der Frankfurter jüd. Orthodoxie“ (Paul Arnsberg). Seiner im jüd. Glauben wurzelnden Philanthropie entsprechend, spendete Jacob Henry einen Großteil seines Vermögens humanitären Zwecken. In den USA begründete er u. a. das „American Jewish Committee (AJC)“, das spätere „American Joint Distribution Committee“, mit (1906). Aber auch in seiner Vaterstadt Frankfurt förderte er zahlreiche soziale, kulturelle und wissenschaftliche Einrichtungen. V. a. unterstützte er hier die Gründung des Paul-Ehrlich-Instituts und der Universität, u. a. durch die Stiftung eines Lehrstuhls für semitische Philologie (Jakob-Henry-Schiff-Univ.stiftung, 1912, aufgelöst 1939). Als Förderer des Senckenbergmuseums wurde er in dessen Eröffnungsjahr 1907 zum Ehrenmitglied und 1920 zum Ewigen Mitglied der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft ernannt. Der ältere Bruder von Jacob Henry war der Börsenmakler und Stifter Philipp (1841–1925), der u. a. für das Bankhaus Rothschild in Frankfurt/M. tätig war.

    Aus der Familie stammen auch der Physiologe Moritz (1823–96, s. u.) und der Chemiker Hugo Josef (1834–1915), der Entdecker der „Schiffschen Basen“ (s. Pogg. II-V, VII a Suppl.). Diese beiden Söhne des Bandwarenhändlers Josef Moses (1784–1852) aus Frankfurt machten ihre Universitätskarriere aus konfessionellen wie politischen Gründen in der Schweiz und Italien; Moritz zog als Feldchirurg im Heer der Revolutionäre in den Bad. Aufstand 1849, Hugo nahm als Freund von Marx und Engels an der Gründung der I. Internationale in London 1864 teil.

  • Literature

    A. Dietz, Stammbuch d. Frankfurter Juden, 1907, S. 257-60;
    Jüd. Lex. 5, 1930, Sp. 205-07 (P v. Jacob Henry);
    Bibliogr. z. Gesch. d. Frankfurter Juden, bearb. v. H.-O. Schembs, 1978, S. 596-98;
    zu Jacob Henry:
    C. Adler, J. H. S., His Life and Letters, 2 Bde., 1928, Nachdr. 1968;
    P. Arnsberg, J. H. S., Von d. Frankfurter Judengasse z. Wallstreet, 1969 (P);
    ders., Die Gesch. d. Frankfurter Juden seit d. Franz. Rev., III, 1983, S. 467-70 (P);
    W. Hesselbach, in: G. Schiebler, Jüd. Stiftungen in Frankfurt am Main, 1988, S. 371-75;
    Frankfurter Biogr.;
    zu Meir d. J.:
    M. Horovitz, Frankfurter Rabbinen. überarb. u. erg. v. Josef Unna, 1972, S. 75-78 (W); – eigene Archivstudien:
    Inst. f. Stadtgesch., Frankfurt/M.

  • Author

    Sabine Hock
  • Familienmitglieder

  • Citation

    Hock, Sabine, "Schiff" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 747-748 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139797734.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA